Gründer Wasserstoff aus Tasmanien

Eine gemeinsame Studie der Port of Rotterdam Authority und der tasmanischen Regierung zeigt, dass der Import von grünem Wasserstoff aus Tasmanien (eine Insel südöstlich von Australien) große Chancen bietet.

In Tasmanien kann ein Großteil des Stroms aus Windkraft und ein kleinerer Teil aus Sonnenenergie und Wasserkraft gewonnen werden. Dies führt zu einem der niedrigsten Kostenniveaus für die Produktion von grünem Wasserstoff weltweit. Die Transportkosten über große Entfernungen sind relativ gering und stellen keinen limitierenden Faktor dar. Da sich der Hafen von Rotterdam zu einem internationalen Umschlagplatz für Wasserstoff entwickelt, könnte grüner Wasserstoff aus Tasmanien Teil des Importmixes werden und die neue grüne Wasserstoffwirtschaft in den Niederlanden und Nordwesteuropa ankurbeln.

Die Regierung von Tasmanien und die Port of Rotterdam Authority haben im Dezember 2021 eine Absichtserklärung unterzeichnet, um die Machbarkeit des Exports von grünem Wasserstoff nach Rotterdam zu prüfen. Seitdem haben Beamte der tasmanischen Regierung und die Port of Rotterdam Authority intensiv an einer Studie über die mögliche Lieferkette für den Export von grünem Wasserstoff von Tasmanien nach Rotterdam gearbeitet. Aus der Studie geht unter anderem hervor, dass die Entfernung zwischen dem Hafen von Bell Bay in Tasmanien und dem Hafen von Rotterdam kein begrenzender Faktor ist. Die Kosten für den Transport nach Übersee werden durch die relativ niedrigen Kosten für die Herstellung von grünem Wasserstoff in Tasmanien ausgeglichen, wo Wind- und Wasserkraft im Überfluss vorhanden sind. Gute Möglichkeiten für große Offshore-Windparks bestehen in der Bass Straight nördlich von Tasmanien, wo das Land von den Kenntnissen und Erfahrungen der Niederlande in diesem Bereich profitieren kann. Auch die Marktchancen sind günstig: In Nordwesteuropa wird die Nachfrage nach grünem Wasserstoff schnell weiterwachsen, damit die Industrie ihre CO2-Reduktionsziele erreichen kann.

Es ist wichtig, dass die tasmanische Regierung eine führende Rolle bei der Weiterentwicklung der notwendigen Infrastruktur und der Ausweitung der Produktion von grünem Strom und Wasserstoff übernimmt, zunächst um den lokalen Bedarf zu decken und dann für den Export. Bei der Regulierung und Zertifizierung von Exporten nach Europa ist eine enge Zusammenarbeit mit Europa unerlässlich.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Abelenergy




Produktion von grünem Wasserstoff im Duisburger Hafen

In zwei Jahren könnte der erste vor Ort produzierte grüne Wasserstoff in Duisburg zum Einsatz kommen: duisport und die Lhyfe GmbH, Pionier in der Herstellung von erneuerbarem grünem Wasserstoff aus Köln, untersuchen die Machbarkeit für den Bau der ersten größeren Elektrolyseanlage im Duisburger Hafen. Die Duisburger Verkehrs- und Versorgungsgesellschaft (DVV), die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) und das Duisburg Gateway Terminal (DGT) würden den Wasserstoff direkt für die lokale Verwendung nutzen. Dazu haben alle beteiligten Partner eine Absichtserklärung unterzeichnet.

Um die lokale Wirtschaft in ihrer Umstellung auf klimaneutrale Energieträger zu unterstützen sowie Mobilitätslösungen zu dekarbonisieren, arbeiten die Projektpartner eng zusammen und fungieren gleichzeitig als künftige Abnehmer des zu 100 Prozent grünen Wasserstoffs. Die DVV wird den nachhaltigen Energieträger für ihre Wasserstoffbusse, die WBD für ihre wasserstoffbetriebenen Müllfahrzeuge und duisport für die hafeninterne Logistik und den Betrieb des DGT verwenden.

Um das Projekt zu realisieren, hat Lhyfe die Duisburg Hydrogen GmbH gegründet und wird zunächst die Machbarkeitsstudie durchführen. Die Wasserstoffproduktionsanlage mit einer Leistung von bis zu 20 Megawatt, die im Außenhafen in Duisburg-Hochfeld auf einem Grundstück der Duisburger Hafen AG errichtet wird, könnte bis Mitte 2025 in Betrieb gehen. „Der Bau des ersten großen Elektrolyseurs im Duisburger Hafen wäre ein Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung der heimischen Wirtschaft und Industrie“, sagt duisport-CEO Markus Bangen. „Gleichzeitig lösen wir unser Versprechen ein, mit dem Duisburg Gateway Terminal nicht nur das größte Containerterminal im europäischen Hinterland zu bauen, sondern es auch komplett klimaneutral zu betreiben.“

„Unsere Projektierung erfolgt immer in einem sehr engen Austausch mit den Beteiligten. Diese Art der Wasserstoffentwicklung schafft individuelle und maßgeschneiderte Projekte, aus deren Expertise wir weiteren Kunden erfolgreich einen Weg aus den fossilen Energien aufzeigen können“, so Luc Graré, Head of Central & Eastern Europe der Lhyfe GmbH. „Lhyfe geht davon aus, dass diese Machbarkeitsstudie zeigen wird, wie die Umstellung auf grünen Wasserstoff bereits heute in entsprechendem Maße umsetzbar ist.“

Um die Produktion von grünem Wasserstoff zu gewährleisten, soll die Elektrolyseanlage ausschließlich mit erneuerbaren Energien gespeist werden. Bei Umsetzung des Projekts könnten so täglich acht Tonnen grüner Wasserstoff produziert und den Partnern passgenau zur Verfügung gestellt werden.

„Wasserstoff ist ein zentraler Baustein der Energiewende. Als Konzern sind wir daher an allen entscheidenden Stufen beteiligt, um grünen Wasserstoff hier vor Ort nutzbar zu machen“, sagt Marcus Vunic, Geschäftsführer der DVV. Denn ein Elektrolyseur benötige entsprechende Strom- und Wassermengen sowie eine ausreichend dimensionierte Netzanbindung, erklärt Vunic: „Die Netze Duisburg sorgen mit einer Netzerweiterung für die erforderliche Infrastruktur, die Stadtwerke Duisburg als führender, regionaler Energieversorger sichern über eine Liefervereinbarung den benötigten Grünstrom zu und gleichzeitig nutzen wir mit der DVG den Wasserstoff für unsere Brennstoffzellen-Busflotte im ÖPNV.“

„Das Projekt unterstützt perfekt die Unternehmensstrategie der Wirtschaftsbetriebe Duisburg, ihre gesamte Fahrzeugflotte sukzessive auf alternative Antriebe umzustellen. Mit der entstehenden Elektrolyseanlage im Duisburger Hafen können die Wirtschaftsbetriebe Duisburg kurze Wege gehen, um ihre wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge mit grünem Wasserstoff zu befüllen. Es ist ein hervorragendes Bespiel dafür, wie partnerschaftliches Handeln in Duisburg funktioniert. Gut für unsere Kundinnen und Kunden und ein weiterer Beitrag zum Klimaschutz“, zeigt sich Thomas Patermann, Vorstandssprecher der WBD, ebenfalls überzeugt von der Initiative.

Um die Wasserstofffahrzeuge optimal mit dem grünen Wasserstoff versorgen zu können, greifen die Beteiligten auf die bestehende Infrastruktur und Betankungsanlagen zurück. Lhyfe dient der DVV und den WBD bei der Umstellung ihrer Flotte als zuverlässiger Experte, der durch verschiedenste bereits aktive Wasserstoffprojekte im Mobilitätsbereich, diverse Unternehmen und Verkehrsbetriebe bei der Umstellung auf grünen Wasserstoff unterstützen konnte.

Alexander Garbar, Leiter Unternehmensentwicklung und Strategie bei duisport: „Lokale Erzeugung für lokale Abnahme: Wir schaffen hier eine ideale Lösung für den Standort Duisburg und Duisburger Unternehmen. Gemeinsam werden wir alle Anstrengungen unternehmen, damit die Anlage so schnell wie möglich in Betrieb gehen kann und alle beteiligten Partner mit lokal erzeugtem grünen Wasserstoff versorgt werden.“

Quelle: duisport, Foto duisport/ Hans Blosse, hier könnte der erste grüne Wasserstoff in Duisburg produziert werden: im Außenhafen in Duisburg-Hochfeld auf einem Grundstück der Duisburger Hafen AG.




Spanischer Wasserstoff für die Niederlande

Wasserstoff wird in der neuen, CO2-neutralen Wirtschaft eine zentrale Funktion erfüllen und bietet Rotterdam die Möglichkeit, weiterhin eine wichtige Rolle für die niederländische Wirtschaft als internationales Energiedrehkreuz zu spielen. Um dies zu erreichen, arbeitet die Port of Rotterdam Authority an einer Reihe konkreter Projekte über die gesamte Kette von Produktion, Infrastruktur, Transport, Nutzung und Import hinweg. Dabei spielt grüner Wasserstoff eine bedeutende Rolle. Der Hafen von Rotterdam wird die zukünftige Wasserstoff-Drehscheibe Nordwesteuropas sein und bereitet sich aktiv auf den großangelegten Import von grünem Wasserstoff vor.

Zwischen niederländischen und spanischen Parteien wurden jetzt Vereinbarungen getroffen, um den Korridor für grünen Wasserstoff zwischen Nord- und Südeuropa auszubauen. Anlass war der gemeinsame Besuch des niederländischen König Willem-Alexander und des spanischen König Felipe VI bei spanischen Unternehmen, die grünen Wasserstoff für Nordwesteuropa produzieren werden.

Spanien ist ein entscheidender Akteur für den Export von grünem Wasserstoff und die Port of Rotterdam Authority setzt sich bereits seit einiger Zeit aktiv dafür ein, Parteien aus der Kette miteinander in Verbindung zu bringen, um einen großangelegten Import aus Spanien zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang haben der Hafen von Rotterdam und das spanische Energieunternehmen Cepsa 2022 beispielsweise vereinbart, gemeinsam den ersten grünen Wasserstoffkorridor zwischen Süd- und Nordeuropa anzulegen. Damit entsteht eine Lieferkette für grünen Wasserstoff zwischen zwei bedeutenden europäischen Häfen: Rotterdam und Algeciras.

ACE Terminal-Partner und das spanische Unternehmen Iberdrola unterzeichneten eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding – MoU) über den Import von grünem Wasserstoff, den der spanische Energieanbieter im Form von grünem Ammoniak in die Niederlande transportieren will. Gleichzeitig wurde eine Absichtserklärung zwischen Iberdrola und Gasunie unterschrieben, damit die grüne Wasserstoffkette zwischen Spanien und den Niederlanden zustande kommt. Iberdrola wird grünen Ammoniak an das geplante ACE Importterminal liefern, einem Projekt von HES International, Vopak und Gasunie im Hafen von Rotterdam. Der Ammoniak wird anschließend als grüner Wasserstoff über das nationale niederländische Wasserstoffnetz von Gasunies Tochterunternehmen Hynetwork Services zu den europäischen Kunden transportiert.

Cepsa und Yara Clean Ammonia unterzeichneten in Anwesenheit des spanischen und des niederländischen Königs einen Vertrag, um Süd- und Nordeuropa durch grünen Wasserstoff zu verbinden. Im Rahmen dieser strategischen Partnerschaft soll der erste Meereskorridor für grünen Wasserstoff zwischen den Häfen von Algeciras und Rotterdam eingerichtet werden. Damit wird beabsichtigt, die europäische Industrie und den maritimen Transport CO2-frei zu machen. Das spanische Energieunternehmen unterzeichnete auch einen Vertrag mit der Gasunie über den Zugriff auf das grüne Wasserstoffnetz in den Niederlanden, das den Hafen von Rotterdam mit anderen europäischen Industrie-Clustern in Deutschland, den Niederlanden und Belgien verbinden soll.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Casa de S.M. el Rey, Anfang dieses Jahres unterzeichneten Cepsa und ACE Terminal eine Absichtserklärung, nach der das spanische Energieunternehmen grünes Ammoniak an das geplante ACE-Importterminal im Rotterdamer Hafen liefern wird. 




Modularer Schiffbau als Schlüssel

Um das Potenzial, das die Binnenschifffahrt aufweist, zu entfalten, muss die Branche auf ein „Equal level“ mit den anderen Verkehrsträgern gehoben werden. Dafür wurde durch ein Konsortium aus dem Nordwesten ein Neubau-Konzept als Musterbeispiel für die Binnenschifffahrt konzipiert und im Rahmen einer Veranstaltung im Maritimen Kompetenzzentrum in Leer vorgestellt und diskutiert. Projektpartner des Projektes MoInBiKo (Modulares Innovatives Binnenschiffskonzept) waren die Lambers Reederei aus Spelle, das Ingenieurbüro HB Hunte aus Oldenburg, die Rolf Janssen GmbH Elektrotechnische Werke aus Aurich sowie die MARIKO GmbH aus Leer.

Das Binnenschiff ist in Deutschland ein eher unterrepräsentierter Verkehrsträger, der oft im Schatten von LKW und Bahn steht. Aktuell sehen sich die Schiffbetreiber u.a. großen Anforderungen in Bezug auf Schadstoff- und Treibhausgasminimierung gegenüber. Mehrere Brennstoffe stehen zur Auswahl, deren Nutzung auf der vorhandenen Flotte aufgrund des hohen Altersdurchschnitts technologisch und finanziell wenig sinnvoll erscheint. Bei der Entwicklung neuer Schiffskonzepte besteht darüber hinaus die Herausforderung, dass die Schiffe mehrere Jahrzehnte in Betrieb sein werden und sich teilweise nur mit hohem Aufwand an den Stand der Technik anpassen lassen.

Grundlage für das erarbeitete Konzept ist ein Binnenschiff auf Plattformbasis mit hoher „Lifecycle Effizienz“, das einfach und günstig auf dem ökologischen, technischen und digitalen Stand gehalten werden kann, niedrigwassertauglich ist und daneben mit modularem Aufbau erhebliche Potenziale für den Schiffbau bietet. Das Binnenschiff, das die Lambers Reederei zur Beförderung von Massengut, Containern und Projektladung bauen und einsetzen möchte, beinhaltet zwei optionale, verschiebbare Laderaumschotte, wobei der hintere Laderaumteil zur Unterbringung der austauschbaren Energieerzeugungskomponenten dient. Das Schiff kann unterschiedliche Kraftstoffe einsetzen und nutzt elektrische Ruderpropeller, Pumpjets, Batteriespeicher im Vorschiff und Solarmodule auf den Lukendeckeln. Ein wichtiger Baustein des Binnenschiffes ist das Thema Energie: Bernd Lehmann und Michael Carstens von Rolf Janssen stellten die wesentlichen Entwicklungen rund um das Thema Energieerzeugung und -verteilung vor. Ein Hauptmerkmal des Schiffes soll ein Gleichstromnetz sein, das von methanolbetriebenen Generatorsätzen gespeist wird.

Methanol als Kraftstoff zu nutzen ist hinsichtlich der Bunkermöglichkeiten noch ein herausforderndes Thema. Prof. Dr. Jan Ninnemann von der Hanseatic Transport Consultancy gab einen Überblick über das aktuelle Versorgungsnetz mit konventionellen Kraftstoffen und die perspektivischen Möglichkeiten, Alternativen wie Methanol, Wasserstoff oder LNG innerhalb des Fahrtgebiets der Lambers Reederei zu bunkern. Wesentliche Erkenntnis ist, dass für die Nutzung von Methanol als Kraftstoff Energiepartnerschaften mit potenziellen Lieferanten geschlossen werden müssen. Methanol wird von etablierten Lieferanten nicht angeboten, sodass hier wahrscheinlich Akteure in den Markt eintreten werden, die bisher nicht das klassische Bunkergeschäft bedienen.

„Dieses Vorhaben,“ so Stefan Rühlmann, Geschäftsführer der Lambers Reederei, „bildet einen weiteren Baustein unserer Nachhaltigkeits- und Ressourceneffizienzstrategie unserer Unternehmungen. Zudem könnte der Ansatz des modularen Aufbaus neue Perspektiven für den hiesigen Schiffbau liefern.“ Diese Aussage wurde im Rahmen der Veranstaltung kontrovers diskutiert. Zwar herrschte Einigkeit über die hohe Bedeutung der Binnenschifffahrt und den akuten Investitionsstau in der Flotte und den Werften, aber ob es gelingen könnte, Neubauten in relevantem Umfang wieder in Deutschland bauen zu lassen, wurde – angesichts der starken Konkurrenz im Ausland – angezweifelt. „Dafür ist eine größere Zahl investitionsbereiter Reeder erforderlich, denen es nicht nur an einer Finanzierung, sondern vor allem an Planungssicherheit – zum Beispiel im Hinblick auf die Verwendung alternativer Kraftstoffe – fehlt“, konstatierte Martin Deymann, Geschäftsführer der Reederei Deymann. Wolfgang Franzelius vom Ingenieurbüro HB Hunte sprach sich in diesem Zusammenhang für strategische Kooperationen entlang der Kette – vom Reeder über die Werft zum Lieferanten – aus und forderte innovative Finanzierungsmodelle für die Branche ein. „Die Effizienz im Schiffbau basiert auf Standardisierung und Skaleneffekten, das kann über strategische Kooperationen erreicht werden.“ so Franzelius. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) sieht dabei auch den Bund in der Pflicht. Dieser sei mit rund 700 eigenen Schiffen der größte „Reeder“ der Nation und müsste ein Eigeninteresse haben, dass diese in Deutschland gebaut und gewartet würden. „Deutschland muss endlich die Bedeutung und das Potenzial der Binnenschifffahrt erkennen und den Investitionsstau anpacken. Das gilt auch für die Schiffbauindustrie. Leinen los, Kurs Wachstum“, resümierte Reinhard Lüken, Geschäftsführer des VSM.

Quelle und Grafik: MARIKO GmbH




Emissionsfreie Binnen- und Shortsea-Schifffahrt

Die Port of Rotterdam Authority stellt gemeinsam mit der Provinz Südholland und über 40 Partnern ein ehrgeiziges Projekt für die emissionsfreie Binnen- und Shortsea-Schifffahrt unter Nutzung von Wasserstoff vor. Dank Condor H2 sollen im Jahr 2030 fünfzig emissionsfreie Schiffe fahren können. Auf diese Weise kann eine CO2-Reduktion von 100.000 Tonnen pro Jahr realisiert werden.

Condor H2 wird Wasserstoffspeicher und Brennstoffzellen mit einem Akkupack nach dem Pay-per-Use-Modell zur Verfügung stellen, damit Eigentümer ihre Schiffe mit überschaubaren vorausgehenden Investitionen emissionsfrei machen können. Der Wasserstoff wird in „Tankcontainern“ geliefert, die problemlos an Bord gebracht und schnell ausgetauscht werden können, sodass auch längere Fahrten möglich sind.

Um dieses Vorhaben umzusetzen, bringt das Projekt sechs Häfen und mehr als 40 Partner aus der gesamten Wertschöpfungskette an einen Tisch, von Wasserstofflieferanten über Händler und Technologieanbieter bis hin zu Schiffseigentümern. 2025 sollen die ersten Schiffe mit dem Condor H2-System auf der Strecke fahren.

„Wasserstoff wird in der Schifffahrt bereits getestet, aber jetzt ist die Zeit gekommen, um auf eine großangelegte Umsetzung hinzuarbeiten“ erklärt Nico van Dooren, Director New Business der Port of Rotterdam Authority. „Mit dem Angebot einer modularen, skalierbaren und bezahlbaren Lösung, sorgt Condor H2dafür, dass es sowohl technisch als auch wirtschaftlich möglich ist, die Schifffahrt auf den wichtigsten Strecken in Nordwesteuropa emissionsfrei zu machen.“

Das Condor H2-Projekt gehört zum RH2INE-Netwerk, einem Kooperationsverband zwischen Häfen, regionalen Behörden und Markteilnehmern am Rhein, von Belgien und den Niederlanden bis in die Schweiz.

„Die Fortschritte, die von den RH2INE-Partnern derzeit im Rahmen dieses zielgerichteten Netzwerks von gleichgesinnten Parteien erzielt werden, sind vielversprechend. Condor H2 ist in einem Netzwerk von führenden Unternehmen angesiedelt, die wachsen wollen und können“, sagt Jeannette Baljeu, Abgeordnete der Provinz Südholland.

Im Lenkungsausschuss von Condor H2 sind die Provinz Südholland, die Port of Rotterdam Authority, WaterstofNet und die Rabobank vertreten. Das Projekt wird außerdem von einer Reihe von Partnern aus der Industrie und Schifffahrt unterstütz, unter anderem: Air Products, Ballard, Blue H Engineering, bp, Concordia Damen, De Vlaamse Waterweg, DFDS, EICB, ENGIE, Eoly Energy, FinCo Fuel, Future Proof Shipping, H2Storage, HTS, INEOS, Linde, Marin, Maritieme Academie Harlingen, Naval Inland Navigation, Nedstack, Gemeente Nijmegen, North Sea Port, NPRC, NPROXX, Port of Duisburg, Port of Amsterdam, Port of Antwerp-Brugge, Provincie Noord Holland, Rotterdam Shortsea Terminal, Samskip, Schenk Tanktransport, Shell, STC, Theo Pouw, UMOE, VT Group, VITRITE Middelburg und Zepp Solutions

Quelle und Foto: Port of Rotterdam




Emissionsfreies Binnenschiff mit Wasserstoff

Europas größte Binnenschifffahrtsreederei HGK Shipping und die Unternehmen Hydrogenious LOHC Maritime sowie Hydrogenious LOHC Technologies haben ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet. Ziel ist es, eine skalierbare Lösung zu entwickeln, die den Energieträger Wasserstoff für die Binnenschifffahrt flächendeckend verfügbar macht.

Die Basis bildet dabei Wasserstoff, der in einem flüssigen Träger (LOHC, liquid-organic hydrogen carrier) gebunden ist. Bis zum Jahr 2028 wollen die Partner ein Demonstratorschiff entwickeln und in Betrieb nehmen, dessen Propulsionseinheiten mit einer Brennstoffzelle angetrieben werden können, die über aus dem LOHC gelösten Wasserstoff mit Energie gespeist wird.

Der Startschuss für das Projekt „HyBarge” soll 2024 erfolgen. Die Kooperationspartner haben derweil bereits die Konzeptionsphase gestartet. Neben den Experten der HGK Shipping werden die Konzeptentwickler der Hydrogenious LOHC Maritime und der Hydrogenious LOHC Technologies beteiligt sein. Letztere sammeln aktuell wichtige Erfahrungen zur emissionsfeien Anwendung der LOHC-Technologie in der Seeschifffahrt, die sie im Rahmen des Projektes auf die Binnenschifffahrt übertragen werden. Grüner Wasserstoff wird als Schlüsselelement zur dringlichen und wichtigen Dekarbonisierung der Schifffahrt gehandelt. Bisher nicht Teil des MoU, aber in einem weiteren Schritt denkbar ist es, anhand des Demonstratorschiffs auch LOHC-Transporte auf der Wasserstraße zu testen und voranzutreiben. Somit birgt der Demonstrator das Potenzial, die Wertschöpfungskette von der Erzeugung des LOHC über die Anwendung in der Antriebstechnologie und den Transport bis zur Nutzung durch potenzielle Endverbraucher darzustellen.

Konventionelle Lösungen zur Lagerung und zum Transport von Wasserstoff sind energieaufwendig und bergen hohe Risiken. Bei dem von Hydrogenious verwendeten LOHC handelt es sich um Benzyltoluol – ein Thermalöl, welches schwer entflammbar und nicht-explosiv sowie in seinem Gefahrenpotenzial so niedrig wie Diesel ist. Das mit Wasserstoff angereicherte Trägeröl kann in Bezug auf Druck und Temperatur zudem unter normalen Umgebungsbedingungen gelagert werden und überzeugt durch eine vorteilhafte Speicherdichte.

„Im Projekt HyBarge wollen wir die maritime LOHC-Antriebstechnik unter den besonders hohen Sicherheitsanforderungen der Binnenschifffahrt realisieren. Hierfür wird HGK Shipping ein kongenialer Partner sein. Zudem werden wir unsere Expertise aus den vergangenen zwei Jahren in der Entwicklung von LOHC-Antriebslösungen für Offshore-Betriebs- und Serviceschiffe synergetisch nutzen“, sagt Øystein Skår, General Manager von Hydrogenious LOHC Maritime.

Dr. Daniel Teichmann, Chairman des Board of Directors von Hydrogenious LOHC Maritime sowie CEO und Gründer von Hydrogenious LOHC Technologies, ergänzt: „Gemeinsam mit HGK Shipping treten wir an, die Energiewende im Verkehrssektor signifikant voranzubringen: Mit unserer sicheren LOHC-Technologie können dekarbonisierte Antriebslösungen genauso wie auch Transporte über das sensible Flussnetz Europas zeitnah und unter Nutzung bestehender Infrastrukturen Realität werden.“

Steffen Bauer, CEO HGK Shipping: „Für die klimaneutrale Binnenschifffahrt könnte die Umsetzung des Demonstratorschiffes mehr als nur ein Meilenstein sein – ebenso für die Industrie, die bei der Dekarbonisierung auf Energieträger wie Wasserstoff angewiesen ist. Die LOHC-Technologie von Hydrogenious hat ein enormes Potenzial in der Anwendung, insbesondere im Vergleich zu anderen Wasserstoffderivaten. Noch wichtiger aber: Es wird keine spezielle Tanktechnologie benötigt, so dass dieses LOHC innerhalb der vorhandenen Infrastruktur zu Land und zu Wasser verfügbar gemacht werden kann.“

Um den im LOHC gebundenen Wasserstoff als Kraftstoff verwenden zu können, muss das Demonstratorschiff über eine spezielle und an Bord zu installierende Technologie in der Lage sein, ihn vom Trägermedium zu trennen. Dies wird in der von Hydrogenious entwickelten Dehydrationseinheit erfolgen. Im Anschluss wird der Wasserstoff der Brennstoffzelle zugeführt. Das „entladene“ Trägermedium Benzyltoluol kann in einem nachgelagerten chemischen Prozess in der stationären LOHC-Infrastruktur (Einspeicher- und Freisetzungsanlagen) wieder mit Wasserstoff angereichert werden. Dies ist mehrere hundert Male möglich und darüber hinaus kann es nochmals wiederverwertet werden.

Quelle und Foto: HGK Shipping / Hydrogenious LOHC, (von links) Dr. Daniel Teichmann, Chairman des Board of Directors von Hydrogenious LOHC Maritime sowie CEO und Gründer von Hydrogenious LOHC Technologies, und Steffen Bauer, CEO von HGK Shipping, unterzeichnen das Memorandum of Understanding




Erstes Lager für Tankcontainer mit grünen Energieträgern

Für den langfristigen Erfolg der Energiewende und die Transformation der Industrie an Rhein und Ruhr werden große Mengen an erneuerbaren Energien benötigt. Der Duisburger Hafen spielt beim Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur eine zentrale Rolle. Das Chemie-Logistikunternehmen Bertschi AG aus der Schweiz sowie die duisport-Beteiligungsgesellschaft Duisburg Gateway Terminal GmbH gehen nun den nächsten Schritt und stellen konkrete Pläne für das erste Lager für Tankcontainer mit grünen Energieträgern und weiteren Chemieprodukten im größten Binnenhafen der Welt vor.

Das Lager, das für den Chemiestandort Nordrhein-Westfalen und die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität eine hohe Bedeutung hat, soll auf einer Fläche des zweiten Bauabschnitts des Duisburg Gateway Terminal (DGT) errichtet werden. Vorgesehen ist, dass dort bis zu 900 mit Wasserstoff, Ammoniak, Methanol und weiteren Chemieprodukten beladene Tankcontainer zwischengelagert werden können.

Die Bertschi AG und die Duisburg Gateway Terminal GmbH haben dazu die Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft vereinbart. Vorbehaltlich der Freigabe durch die Kartellbehörden werden die Bertschi AG 75 Prozent und die Duisburg Gateway Terminal GmbH 25 Prozent der Anteile an dieser Investitions- und Betreibergesellschaft halten.

„Klimaschonende Logistik-Konzepte sind bei unseren Kunden am Chemiestandort Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus sehr gefragt. Bereits über 90 Prozent unserer Transporte werden intermodal abgewickelt. Wir freuen uns deshalb mit Duisburg Gateway Terminal ein für alle Parteien offenes Lagerkonzept für grüne Energieträger und Chemieprodukte zu realisieren. Das Konzept passt ideal in unsere weltweite Infrastruktur für Tankcontainer-Logistik.  Die Integration der Container-Lagerung in das trimodale DGT wird in bedeutendem Ausmaß Transporte von und zu den Überseehäfen in der Nordrange von der Straße auf die Schiene und das Binnenschiff verlagern,“ sagt Jan Arnet, CEO der Bertschi Gruppe.

„Der Bedarf an Wasserstoff ist groß – insbesondere in der deutschen Chemie- und Stahlindustrie. Gemeinsam mit Bertschi wollen wir einen Teil dieses Bedarfs decken und das erste Lager für grüne Energieträger in einem deutschen Binnenhafen errichten. Damit werden wir unserer Rolle als Vorreiter gerecht und leisten einen wichtigen Beitrag, um die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Chemiestandortes Nordrhein-Westfalen deutlich zu stärken“, sagt duisport-CEO Markus Bangen in seiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Duisburg Gateway Terminal GmbH.

Die Inbetriebnahme des Lagers ist für Ende 2025 vorgesehen. Für die Errichtung der Anlage ist ein Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erforderlich, welches zeitnah eingeleitet wird. Das vorgesehene Gelände im Herzen des Industriegebiets Duisburger Hafen liegt jedoch fernab von Schutzobjekten wie Wohnbebauung, sodass selbst die größten gesetzlichen Abstandsvorgaben unproblematisch eingehalten werden können. Für den Umschlag und die bis zu 24-stündige Lagerung der genannten Stoffe liegen bereits heute Genehmigungen vor.

Auch eine zusätzliche Verkehrsbelastung durch Lkw kann bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden, weil die Anlage keine weiteren als die bereits für das DGT genehmigten Lkw-Transporte verursachen wird. Im Gegenteil: Die meisten Zu- und Abfuhren der Ladeeinheiten sollen per Bahn und Binnenschiff abgewickelt werden.

Unabhängig von den offiziellen Genehmigungsverfahren planen die Projektpartner eine erste öffentliche Bürgerinformation nach den Sommerferien, um mögliche Bedenken aus der Bevölkerung frühzeitig anhören und ausräumen zu können.

Quelle und Bild/Montage: duisport, das Lager soll auf einer Fläche des zweiten Bauabschnitts des Duisburg Gateway Terminal (DGT) errichtet werden.




Mehr flüssige Massengüter im Duisburger Hafen

duisport setzt die Standortentwicklung von Duisburg zur zentralen Drehscheibe für erneuerbare Energien konsequent fort: Die Duisburger Hafen AG und Koole Terminals B.V., ein niederländischer Entwickler und Betreiber von Flüssigmassengut-Terminals, haben eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, um ein Tanklager für flüssige erneuerbare Brennstoffe und Rohstoffe wie Ammoniak im Duisburger Hafen zu entwickeln. Ammoniak ist ein wichtiger Energieträger für Wasserstoff. Als künftiger Standort wurde ein Grundstück am Rheinkai Nord in Duisburg-Hochfeld gewählt.

Die Partnerschaft zwischen duisport und Koole schafft Voraussetzungen und setzt Synergien frei, welche die gesamte Industrieregion Rhein-Ruhr langfristig stärken und Duisburg als zentralen Wasserstoff-Hub kontinuierlich weiter ausbauen und stärken werden.

duisport-CEO Markus Bangen: „Damit die Energiewende gelingen kann, ist Deutschlands Industrie auf den raschen Ausbau einer leistungsstarken Infrastruktur für erneuerbare Energien wie Wasserstoff angewiesen – wir stellen sie ihr zur Verfügung. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um Duisburg als zentralen Hub für nachhaltige Energieprodukte in Nordrhein-Westfalen zu etablieren. Mit Koole haben wir einen starken und erfahrenen internationalen Partner mit dem nötigen Know-how gefunden, um diese Pläne als Teil unserer langfristigen Entwicklungsstrategie zu verwirklichen.“

„Das Thema Wasserstoff spielt schon lange eine zentrale Rolle für Duisburg und ist zugleich der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft der Logistik. Wo am Rheinkai Nord ehemals Kohle gelagert und umgeschlagen wurde, sollen zukünftig grüne Produkte bewegt werden. Das ist Strukturwandel par excellence“, ergänzt Alexander Garbar, Leiter Unternehmensentwicklung bei duisport.

„Koole ist ein erfahrener unabhängiger Betreiber von 21 Flüssigmassengut-Terminals in sieben Ländern. Mit unserer aktuellen und geplanten Infrastruktur, unseren Terminals, Modalitäten und integrierten Lösungen spielen wir eine führende Rolle bei der Umsetzung der Energiewende. Wir freuen uns über die Möglichkeit, in Duisburg an einem zentralen Standort in Deutschland ein Terminal für nachhaltige Brennstoffe und Rohstoffe zu entwickeln. So können wir unsere bestehenden und neuen Kunden in dieser neuen Ära noch besser bedienen”, sagt Tamme Mekkes, Business Development Director bei Koole Terminals.

Quelle: duisport, Foto: duisport/ Hans Blossey, hier im Gebiet des Rheinkai Nord in Duisburg-Hochfeld plant Koole gemeinsam mit duisport künftig die Lagerung sowie den Umschlag von flüssigen Massengütern im Duisburger Hafen. 




Gelände für eine grüne Wasserstofffabrik bis 1 GW

Die Port of Rotterdam Authority entwickelt auf der Maasvlakte ein 11 ha großes Gelände, das sich für den Bau einer enorm großen grünen Wasserstofffabrik eignet. Anlass hierfür ist die Ausschreibung des Windparks IJmuiden Ver im weiteren Verlauf dieses Jahres.

Der Minister für Klima und Energie fordert im Rahmen des Verfahrens für die Teilfläche Beta die Wirtschaft dazu auf, einen großen Teil der Windenergie auf intelligente Weise in das Energiesystem zu integrieren. Dafür bietet sich die Produktion von Wasserstoff in direkter Küstennähe an, da hierdurch eine zusätzliche Belastung des Hochspannungsnetzes vermieden wird. Die Inbetriebnahme sowohl des Windparks als auch der Wasserstofffabrik ist für ca. 2028 geplant.

Allard Castelein, CEO Port of Rotterdam Authority: „Die Realisierung einer Wasserstofffabrik mit einer Kapazität von 1 GW ist der nächste Quantensprung in der Produktion von grünem Wasserstoff. Mehrere Unternehmen bauen nun auf der Maasvlakte bereits Elektrolyseure mit einer Kapazität von 200 bis 250 MW, oder sie haben weit fortgeschrittene Pläne dazu. Dies sind vorläufig die größten Anlagen Europas, aber wir wollen jetzt schon Raum für die nächste Generation von Wasserstofffabriken schaffen, die voraussichtlich fünf Mal so groß sein werden.“

Verschiedene Unternehmen beabsichtigen, in Rotterdam eine Elektrolysekapazität von insgesamt rund 1.350 MW (1,35 GW) zu installieren. Der Hafenbetrieb strebt bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 2 bis 2,5 GW an, was mit dieser Entwicklung in Reichweite kommt. In den gesamten Niederlanden sollen bis 2030 nach den Plänen der Regierung 4 GW realisiert werden.

In den kommenden Jahren werden immer mehr Windparks in der Nordsee errichtet. Ein Teil des dort erzeugten Stroms wird zur Produktion von grünem Wasserstoff verwendet: durch Elektrolyse wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) zerlegt. Der grüne Wasserstoff ist eine Alternative zum Erdgas. Es ist interessant, den Wasserstoff direkt an der Küste zu produzieren, da dann keine zusätzlichen Hochspannungskabel an Land notwendig sind. Ebenso ist es günstig, wenn die Produktion in der Nähe der wichtigsten Abnehmer – der Industrie – stattfindet.

Ende März hat der Minister für Klima und Energie die Verordnungsentwürfe für den Windpark IJmuiden, Teilfläche Beta, veröffentlicht. Diese Anlage mit einer Kapazität von 2 GW soll um 2028 fertiggestellt werden. In der zweiten Jahreshälfte 2023 beginnt das formale Ausschreibungsverfahren. Verschiedene Akteure haben bereits ihr Interesse bekundet. Die Port of Rotterdam Authority reserviert eine Fläche von 11 ha exklusiv für den Anbieter, der den Zuschlag erhält und in Rotterdam in großem Maßstab grünen Wasserstoff produzieren will.

Das Gelände bietet Raum für eine Elektrolysekapazität bis zu 1 GW und befindet sich neben dem Umspannwerk Amaliahaven (380 kV), das der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hier errichten wird. Hier wird dann auch das 2-GW-Gleichstromkabel für den auf der Teilfläche Beta des Windparks IJmuiden Ver erzeugten Strom angelandet. Der gesamte grüne Strom wird nicht in das Stromnetz eingespeist, sondern unmittelbar in Wasserstoff umgewandelt. Dadurch wird eine zusätzliche Belastung des Stromnetzes vermieden. Die neue Wasserstoffleitung wird außerdem entlang des Geländes verlegt, wodurch der hier erzeugte Wasserstoff auf effiziente Weise zu den Abnehmern befördert werden kann. Zudem befindet sich der Standort unweit der Wasserleitung des Wasserversorgungsunternehmens Evides. Der Hafenbetrieb prüft darüber hinaus die Möglichkeit, die Wasserstofffabriken auf der Maasvlakte an die regionalen Fernwärmenetze anzuschließen. Auf diese Weise könnten Wohnungen, Gewächshäuser und Büros zu gegebener Zeit mit grüner Wärme beheizt werden. Aus all diesen Gründen ist dies ein strategisch sehr günstiger Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff.

Das Ministerium für Wirtschaft und Klima fördert in den einzelnen Ausschreibungsverfahren für Windparks verschiedene standortspezifische Aspekte. Bei der Teilfläche Alpha des Windparks IJmuiden Ver, die in Borsele angelandet wird, liegt der Schwerpunkt auf der Naturentwicklung im Zusammenhang mit den Windparks, bei der Teilfläche Beta auf der Systemintegration, das heißt, dass hier beurteilt wird, inwiefern sich der Plan in das gesamte niederländische Energiesystem integrieren lässt. Die Nutzung des grünen Stroms für die Produktion von grünem Wasserstoff ist dann eine logische Entscheidung.

Um das Gelände für eine Wasserstofffabrik zur Verfügung stellen zu können, führt der Hafenbetrieb derzeit Gespräche mit der Gemeinde und dem Umweltschutzdienst Rijnmond (DCMR) über eine Änderung des Flächennutzungsplans, der an diesem Standort bislang noch die Lagerung von Containern vorsieht.

Quelle: Port of Rotterdam, Foto:Martens Multimedia




Rotterdam will zum Wasserstoff-Hub Europas werden

Rotterdam strebt bis zum Jahr 2030 eine CO2-Reduzierung von gut 9 Millionen Tonnen an. Bei der Umsetzung dieser Ambition spielt grüner Wasserstoff als Energieträger für die Kreislaufwirtschaft eine bedeutende Rolle. Der Rotterdamer Hafen soll zum Zentrum für Herstellung, die Verteilung und den Gebrauch von Wasserstoff werden. Damit entwickelt sich das Hafengebiet zum Wasserstoff-Hub Europas.

Um diese Wasserstoffambitionen zu realisieren, investiert Rotterdam in Kenntnis, Technik und Infrastruktur. Um ein Beispiel zu nennen: im Jahr 2025 sollen vier große Wasserstofffabriken auf der Maasvlakte entstehen. Sogenannte Elektrolyseure, die aus Elektrizität und Wasser Wasserstoff herstellen. Über Rohrleitungen wird der Wasserstoff aus den Elektrolyseuren und Importterminals zu Benutzern im Hafen und im Rotterdamer Hinterland befördert.

Die Kraft der Innovation: daran glauben wir in Rotterdam. Das regionale Innovations-Cluster und die herstellende Industrie im Hafen können neue Wasserstofftechnologien entwickeln. Das Cleantech-Start-up-Unternehmen zepp.solutions hat im September 2022 auf den Welthafentagen zum Beispiel das erste mit Wasserstoff betriebene Wassertaxi präsentiert. Jonas Brendelberger, Mitgründer von zepp.solutions, hat zwei Jahre lang an dem Wasserstoffwassertaxi mitgebaut. „Diese Nutzung von Wasserstoff hat viele Vorteile“ erklärt er. „Zunächst stößt das Brennstoffzellensystem keine schädlichen Stoffe, sondern nur Wasser aus. Außerdem kann man Wasserstoff tanken, sodass man keine Zeit für das Aufladen einer Batterie verschwendet. Schließlich ist das System kompakt und leise.“

Zepp.solutions baut wasserstoffbasierte Brennstoffzellensysteme für den Markt von mittelschweren und schweren Nutzfahrzeugen. „Außer unserem Büro in Delft haben wir eine Testanlage im RDM Rotterdam“, fährt Jonas fort. „Ein großartiger, innovativer Standort für uns!“ Wasserstoffanwendungen sind nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Land und in der Luft vorstellbar. Deswegen arbeitet zepp.solutions gemeinsam mit weiteren Parteien unter anderem an der Entwicklung von Wasserstoff-Lkw, einer Zugmaschine, die Container auf Hafenterminals verschieben kann, und einem Wasserstoffbagger. Jonas selbst befasst sich vor allem mit den Wasserstoffanwendungen zu Wasser. „Dazu gehört das Wasserstoffwassertaxi ebenso wie das Wasserstoffschulschiff des Scheepvaart & Transport College ‚Ab Initio‘.“ Darüber hinaus arbeitet zepp.solutions an einem wasserstoffbetriebenen Flugzeug. Der erste kommerzielle Flug wird voraussichtlich 2028 von Rotterdam nach London reisen.

„Es gibt sehr viele Anwendungsbereiche, die von unseren Brennstoffzellensystemen profitieren können“, erläutert Jonas. „Damit können in Zukunft dieselben Leistungen erbracht werden wie jetzt, allerdings ohne Diesel und emissionsfrei. Dieses Ziel wird durch die deutliche Strategie des Hafens und Rotterdams Ambition unterstützt, zum Wasserstoff-Hub Europas zu werden.“

Quelle und Video: Port of Rotterdam