Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein gestartet

Der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Prof. Dr.Ing. Hans-Heinrich Witte, hat in der BadnerHalle in Rastatt das neue Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oberrhein eingerichtet. Das neue Amt wird an den Standorten Freiburg und Mannheim vertreten sein. Die insgesamt rund 350 Beschäftigten sind nun für über 320 km Oberrheinstrecke zuständig, von Basel bis kurz vor Mainz. Das Revier umfasst eine 180 km lange deutsch-französische Grenzstrecke mit staugeregelten und freifließenden Rheinabschnitten. Darüber hinaus unterhält und betreibt das WSAOberrhein die Schleuse Iffezheim, eine der größten Binnenschleusen Europas.

An das Revier Oberrhein grenzen neben Frankreich und der Schweiz drei Bundesländer, was zu länderübergreifenden vertraglichen Regelungen und zu einer engen Zusammenarbeit führt. Im Revier liegen unter anderem die großen Binnenhäfen Basel, Mulhouse, Straßburg, Karlsruhe und Mannheim/Ludwigshafen.

Das WSA Oberrhein ist das fünfte neu strukturierte Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, das im Rahmen der WSV– und Ämterreform jetzt an den Start geht. Bundesweit werden 39 Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter zu 17 neuen Ämtern zusammengeführt. Aus den beiden bisherigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsämtern Freiburg und Mannheim wurde jetzt das neue WSA Oberrhein.

Prof. Dr.Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: „Ab sofort liegt die Kompetenz für den vielfältigen und anspruchsvollen Oberrhein in einer Hand. Enge Kontakte zu den französischen Nachbarn und in die Schweiz prägen das Revier, staugeregelte und freifließende Abschnitte führen zu besonderen Anforderungen. Mit dem neuen Amt sind die Weichen für die Zukunft gestellt.“

Leiter des neuen WSA Oberrhein ist Jörg Vogel, der zuvor bereits zwölf Jahre lang das WSA Freiburg leitete und parallel seit drei Jahren auch das WSA Mannheim.

Jörg Vogel: „Das WSA Oberrhein möchte kooperativer Partner der Region am Oberrhein sein, die ihren Wohlstand auch den guten Verkehrsanbindungen verdankt, insbesondere dem umweltfreundlichen Verkehrssystem Schiff-Wasserstraße-Häfen. Unsere vielfältigen Aktivitäten werden zukünftig darauf ausgerichtet sein, die Attraktivität des Schifffahrtswegs Oberrhein zu erhalten. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil sich die Güterstrukturen ändern und die gesellschaftlichen Erwartungen an die Vereinbarkeit von Verkehr und Umwelt steigen.“

Die Reform der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV-Reform) ist eine der größten Verwaltungsreformen der vergangenen vier Jahrzehnte. Bereits umgesetzt wurden die Neuorganisation der wasserstraßenbezogenen Aufgaben des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und die Zusammenlegung der früheren sieben Direktionen zu einer Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn. Die Aufgaben und Kompetenzen im Binnen- und Küstenbereich wurden in einer zentralen Behörde zusammengefasst. Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit der WSV nachhaltig zu steigern.

In den vergangenen beiden Legislaturperioden wurden die Investitionen in den Erhalt und Ausbau der Wasserstraßeninfrastruktur deutlich erhöht. Darüber hinaus wurde die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes mit zusätzlichem Personal für wichtige Investitionsmaßnahmen ausgestattet.

Quelle und Foto: GDWS, v.l.n.r. Monika Abendroth (Fachbereichsleiterin Administration), Ines Jörgens (Fachbereichsleiterin Wasserstraßen), Jörg Vogel (Leiter des WSA Oberrhein), Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte (Präsident der GDWS), Marc Hannig (Fachbereichsleiter Schifffahrt), Alexander Bätz (Personalrat)

 

 

 




Mit der MS RheinGalaxie in die Zukunft

Der Startschuss für den Bau eines hochmodernen KD Schiffes ist gefallen. Ab Mai 2020 wird mit MS RheinGalaxie ein Eventschiff der Superlative seine Runden über den Rhein drehen.

„Wir haben ein neues, innovatives Multifunktionsschiff in Auftrag gegeben. Es verfügt über modernste Veranstaltungs- und Antriebstechnik sowie eine hochwertige Ausstattung, wie sie bisher auf keinem anderen Schiff der KD zu finden ist“, kündigt KD Geschäftsführer Dr. Achim Schloemer an und ergänzt: „Es wird somit perfekt geeignet sein für spektakuläre Events, Tagungen, Party- und Genussfahrten für bis zu 1.000 Gäste.“

Neben seinem innovativen Design überzeugt der Eventliner mit vielen durchdachten Extras wie bodentiefen Fenster, einem imposanten „Skywalk“ über der raffinierten Freideck-Bar oder dem „Star Rock“, einer ganz besonderen VIP-Aussichtsplattform. Eine 85 Quadratmeter große Empore als Tanzfläche auf dem Freideck sowie eine künstlerisch gestalteten „Feature Wall“ mit großen LED Screens in der Lobby werden die Gäste faszinieren.

Im Mai 2020 soll das jüngste Mitglied der Flotte fertig sein. MS RheinGalaxie ist der erste Neubau seit 2011 und wird ein weiterer Meilenstein in der KD Geschichte werden. Damals nahm MS RheinFantasie den Betrieb auf, sieben Jahre nach MS RheinEnergie. Ebenso wie bei diesen großen Eventschiffen setzt die KD auch diesmal auf die Erfahrung und Expertise bewährter Partner, allen voran die niederländische Werft De Hoop, die Firma Schiffstechnik Buchloh und den renommierten Yachtdesigner René van der Velden.

Das neue Luxusschiff ist wie ihre Vorgängerinnen eine Einzelanfertigung, kein Schiff von der Stange. Designer René van der Velden hat eigens für MS RheinGalaxie ein individuelles Gestaltungs­konzept entwickelt. „Bei einem Schiff dieser Klasse ist ein durchgängiges Design wichtig. Es braucht klare Linien, klare Flächen und ein leichtes, großzügiges Interieur.“ Die computer­basierten Animationen lassen die wesentlichen Pluspunkte bereits erkennen. Charakteristisch ist der geradlinige Axtbug, der sich deutlich abhebt von klassischen Passagierschiffen mit einem üblicherweise geschwungenen Bug. Der elegante Rumpf zeichnet sich durch eine fließende Linienführung und ein vergleichs­weise spitz zulaufendes Vorderschiff aus.

Wie es aussehen wird, wenn das Eventschiff in wenigen Monaten übers Wasser gleitet, lässt sich aus den Schilderungen van der Veldens erahnen. „Mit einem neuen Farbkonzept, das auf den traditionellen KD Farben basiert, schaffen wir eine besondere und stets dem jeweiligen Anlass angemessene Atmosphäre. Das wiederum wird durch spezielle direkte und indirekte Beleuchtungseffekte unterstützt. Das Schiff wird auch nach Sonnenuntergang unverwechselbar sein.“ Mit dem Licht und Farbkonzept will der Designer dem Schiff ein markantes, klares Erscheinungsbild geben, das transparent, dynamisch und elegant zugleich ist. Das gilt ebenso für die Innenraumgestaltung. Der Designer hat sich – natürlich nach den Wünschen der KD Verantwortlichen – für eine neutrale Gestaltung mit hellen und dunklen Hölzern und dezenten Farben für die Oberflächen und Polster entschieden.

In den kommenden Wochen werden die Möbel, Theken, Bühnen und das Steuerhaus entworfen und gebaut sowie Kühlhäuser, Kücheneinrichtung, Sanitäranlagen, Treppen, Aufzüge und die Antriebstechnik bestellt. Wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum neuen Schiff ist der Bau des Schiffsrumpfs, des Kaskos. Das geschieht aktuell auf der NMC-Werft in Nieuw-Lekkerland, etwa 20 Kilometer von Rotterdam entfernt. Seit Mitte Juni werden hier Einzelteile aus Stahl- beziehungsweise Leichtmetallblech ausgeschnitten und zu Sektionen zusammengefügt. Diese wiederum werden bei der Endmontage miteinander verschweißt. Im Dezember soll der fertige Schiffsrumpf ins Wasser gehen und nach Lobith zur De Hoop Werft transportiert werden. „Der Kasko wird geschleppt. Er hat ja noch keinen eigenen Antrieb“, erläutert Fré Drenth, technischer Direkter bei De Hoop. Die gesamte Schiffs- und sonstige Technik, Inneneinrichtung, Küchenausstattung, Kabinen für die Besatzung sowie die Motoren und Fenster werden dann bei De Hoop in Lobith eingebaut.

Das Schiff ist speziell für Veranstaltungen wie Partys, Firmenevents, Theatervorstellun­gen, Messen, Tagungen oder Gourmetfahrten konzipiert und soll vor allem das Angebot der KD im Großraum Düsseldorf verstärken. KD Geschäftsführer Dr. Achim Schloemer erklärt, warum MS RheinGalaxie nicht wie die übrigen Schiffe der KD für Linienfahrten eingesetzt werden soll. „Auf der,Linie’ ist der Markt weitestgehend gesättigt. Wachstumspotenziale sehen wir aber im Charter­- und im Event­geschäft. Die KD hat hier in den letzten 20 Jahren viele Erfahrungen gesammelt. Jetzt trauen wir uns zu, mit einem reinen Eventschiff in den Markt zu gehen. Damit werden wir die Zukunft unseres traditionsreichen Unterneh­mens sichern.“

Fakten zum neuen KD Eventschiff MS RheinGalaxie
Länge: 85 Meter
Breite: 14 Meter
Tiefgang: 1,20 Meter
Zugelassene Personenzahl: 1.000 Personen
Antriebsleistung: 3 x 440 kW
Emissionsgesetzgebung für Mobile Maschinen: EU Stufe V

Die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH (KD) mit Sitz in Köln gehört zu den ältesten und erfahrensten Binnenschifffahrtsgesellschaften der Welt. Als führender Anbieter von Rheinschifffahrten befördert die KD Ihre Gäste bereits seit fast 200 Jahren zu den schönsten Orten entlang des Rheins zwischen Köln und Mainz.

Das Unternehmen wurde 1826 in Köln gegründet. Die KD bietet als einzige Schifffahrtsgesellschaft täglich mehrere Touren durch das UNESCO Welterbe Romantischer Mittelrhein zwischen Koblenz und Rüdesheim an. Mit einer Flotte von vierzehn Schiffen ist die KD Marktführer nicht nur für tägliche Linien- und Panoramafahrten, sondern auch für Events auf dem Wasser. Das Angebot reicht von Partys, Dinnerfahrten, Tanzveranstaltungen, Entertainment und Feuerwerken bis hin zu exklusiven Charterfahrten. Dank der fast 200-jährigen Erfahrung versteht es die KD, ihren Passagieren an Bord unvergessliche Erlebnisse zu bieten.

Shipyard De Hoop ist eine erfolgreiche niederländische Schiffswerft, die Schiffe nach Maß konstruiert und baut. Jedes Schiff, das die Werft verlässt, wird im eigenen Betrieb nach den individuellen Vorgaben gebaut. De Hoop hält ständig nach neuen Branchentrends Ausschau und ist darauf bedacht, frühzeitig auf Veränderungen und neue Entwicklungen zu reagieren.

Shipyard De Hoop ist ein mittelständisches Unternehmen mit Sitz in Lobith, im Osten der Niederlande, das je nach Auslastung zwischen 250 und 500 Menschen beschäftigt. Die Helling der Werft ist für Schiffe mit einer Länge von bis zu 200 Metern ausgelegt. Insgesamt stehen eine Kailänge von 450 Metern vor Ort und weitere 200 Meter im Hafen von Rotterdam für die Ausrüstung zur Verfügung.

Shipyard De Hoop hat in der Konstruktion und im Bau von Schiffen eine eindrucksvolle Erfolgsbilanz vorzuweisen. Seeschiffe sowie Arbeits- und Wohnschiffe für den Offshore-Einsatz werden ebenso gebaut wie Binnenschiffe, die unter anderem als Flusskreuzer und Ausflugsschiffe eingesetzt werden. Mit einer eigenen Konstruktions- und Entwicklungsabteilung und Kompetenzen in allen Bereichen wie Rumpfbau, Fertigbau, Holzbau, Innenausbau und Installationen ist De Hoop in der Lage, Schiffe „schlüsselfertig“ anzubieten. Das Unternehmen zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität und Qualitätsbewusstsein aus und überzeugt durch vergleichsweise kurze Lieferfristen.

Ende 2018 hat Shipyard De Hoop das 130-jährige Firmenjubiläum gefeiert.

Quelle und Grafik: KD Deutsche Rheinschiffahrt GmbH

 

 




Wieching kommissarischer Amtsleiter Meiderich

Dem Amtsleiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rheine Ulrich Wieching wurde mit Wirkung zum 1. September zusätzlich die kommissarische Amtsleitung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Duisburg- Meiderich übertragen.

In einer Feierstunde übergab der Vizepräsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt Dirk Schwardmann aus Bonn das Amt.

Der bisherige kommissarische Amtsleiter Volker Schlüter wechselt zur Bundesanstalt für Wasserbau nach Karlsruhe. Schwardmann dankte dem bisherigen Amtsleiter ganz herzlich für die Leitung des Amtes in den letzten Jahren und wünschte Schlüter viel Erfolg bei seiner neuen Aufgabe.

Mit seinem Wechsel lässt Schlüter das operative Geschäft hinter sich. Er wird in die Erforschung technisch biologischer Ufersicherungen einsteigen. Langfristiges Ziel des Forschungsprojektes ist es den planenden Mitarbeitern der WSV fundierte Grundlagen und Empfehlungen zur An- wendung technisch-biologischer Ufersicherungen an Bundeswasserstraßen zur Verfügung zu stellen.

Wieching, der das WSA Rheine seit über 11 Jahren leitet, übernimmt das WSA Duisburg-Meiderich im Vorgriff auf den vorgesehenen Zusammenschluss beider Ämter im nächsten Jahr. Das neue Amt heißt zukünftig WSA Westdeutsche Kanäle und umfasst die Wasserstraßen vom Rhein bis nach Gleesen im Emsland.

Beide Ämter haben zusammen über 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese betreuen zur Zeit fast 300 km Kanalstrecke und über 50 km Flussstrecke. In diesen Strecken befinden sich insgesamt 630 Bauwerke und 240 km wasserbelastete Dämme. Zu den Bauwerken gehören 43 Schleusenkammern, 15 Sicherheitstore, 16 Pumpwerke, 3 Wehre, 230 Brücken und 138 Düker. Das Anlagevermögen, das heißt der Neubauwert der Bauwerke, beträgt rund 7 Mrd. €. Auf den Kanälen werden rund 60 Mio. t Güter transportiert. Würde diese Menge auf der Straße transportiert, ergäbe dies rund 3 Mio. LKW-Fahrten.

Derzeit bereitet eine Projektgruppe unter der Leitung von Wieching den Zusammenschluss beider Ämter vor. Bundesweit werden aus 39 bestehenden Ämtern 17 neue Ämter gebildet.

Schwardmann wünschte Wieching viel Erfolg für seine künftige Aufgabe zwei große Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter gleichzeitig zu leiten. Große Sorge bereitet der Zustand von Anlagen, die durch den Personalabbau bedingt, bislang in einem unzureichenden Tempo instandgesetzt oder ersetzt wurden. Es gilt hier Rückstände aufzuholen um Beeinträchtigungen oder Sperrungen für die Schifffahrt zu vermeiden. Wieching forderte daher die Besetzung vakanter Stellen und zusätzliche Stellen ein.

Quelle und Foto: WSV.de, Dirk Schwardmann, Ulrich Wieching, Volker Schlüter, Grafik: WSV.de, Zuständigkeitsbereich des künftigen WSA Westdeutsche Kanäle

 

 

 




BDB verurteilt Probleme rund um Hamburg

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) kritisiert massiv die Ankündigung der Wasserstraßenverwaltung (WSV), die Schleuse Geesthacht am 15. und 16. August 2019 täglich je für acht Stunden zwischen 13:00 und 21:00 Uhr vollständig aufgrund Personalmangels zu sperren. „Aufgrund von Krankheit und Urlaub des verfügbaren Betriebsdienstpersonals und der Einhaltung der  Arbeitszeit- und Ruhezeitregelungen“ sei die Schicht nicht zu besetzen, teilt das Amt dem BDB lapidar mit.

Diese Sperrung kommt für die Binnenschifffahrt zur absoluten Unzeit, da erst in der vergangenen Woche infolge des Schadens am Elb-Stauwehr das Schiffshebewerk Lüneburg für mehrere Tage außer Betrieb genommen werden musste. Dadurch waren der Hafen Hamburg und weite Teile des Nordens der Republik vom Binnenschiffsverkehr abgeschnitten; an die 90 Schiffe stauten sich im Kanal und hohe Verdienstausfälle waren die Folge.

Im Zusammenhang mit dem Schadensfall in Geesthacht hat der BDB die Mitarbeiter der zuständigen Wasserstraßen- und Schifffahrtsämter vor Ort explizit für ihr besonnenes und schnelles Handeln bei der Schadensbeseitigung gelobt und distanziert sich von Stimmen im Gewerbe, die nun ausgerechnet diesem Personal vor Ort die Schuld an Schäden und Sperrungen im Wasserstraßennetz zuweisen. Den mangelhaften Zustand der Wehre und Schleusen – insbesondere aufgrund Personalmangels und chronischer Unterfinanzierung – haben in erster Linie die Verantwortlichen im Bundesverkehrsministerium und der Generaldirektion Wasserstraßen- und Schifffahrt (GDWS) zu vertreten.

Nach Ansicht des BDB ist es unabdingbar, dass die GDWS tragfähige „Notfallkonzepte“ entwickelt, um die Bedienung der Anlagen und damit die Schiffbarkeit der Flüsse und Kanäle auch bei akut angespannten Personalsituationen in den einzelnen Amtsbereichen aufrechtzuerhalten. Daher hat sich der BDB heute mit einem „Brandbrief“ direkt an den Präsidenten der GDWS, Prof. Dr. Hans-Heinrich Witte, gewandt und deutlich gemacht, dass es absolut unzumutbar ist, dass zusätzlich zu den ohnehin schon zahlreichen technisch bedingen Schleusensperrungen infolge der maroden Infrastruktur nun auch noch personalbedingte Sperrungen hinzu kommen. Es ist die Aufgabe der GDWS, gemeinsam mit dem BMVI dafür Sorge zu tragen, dass die Wasserstraßenverwaltung vor Ort personell so besetzt ist, dass die Schleusen im Rahmen ihrer Betriebszeiten bedient werden können, damit die Planbarkeit und Verlässlichkeit des Schiffsverkehrs gewährleistet ist.

Quelle: BDB, Foto: HHM/ Dietmar Hasenpusch

 

 




Norden per Binnenschiff wieder erreichbar

Die Schifffbarkeit des Elbe-Seitenkanals konnte am Donnerstag in den frühen Morgenstunden nach erfolgreich abgeschlossener Schadensbeseitigung am Stauwehr in Geesthacht und der im Anschluss erfolgten Aufstauung des Wasserspiegels auf die nötige Höhe wiederhergestellt werden.

Der Pegel musste, nachdem am Abend des 2. August eine Beschädigung an dem Wehr festgestellt worden war, deutlich abgesenkt werden, um den Druck auf den schadhaften Damm zu reduzieren. Dadurch sank der Wasserstand unter 4,0 m ab – die Marke, die nötig ist, um das Schiffshebewerk Lüneburg bei Scharnebeck betreiben zu können. Auf der Elbe gibt es jedoch noch Einschränkungen der Befahrbarkeit zwischen Hohnstorf und Geesthacht.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) stellt fest, dass durch das schnelle und besonnene Handeln der zuständigen Stellen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) eine noch längere Nichtbefahrbarkeit des Elbe-Seitenkanals verhindert werden konnte: „Das Ereignis in Geesthacht zeigt, dass die Mitarbeiter der WSV vor Ort gute Arbeit leisten. Wir sind uns bewusst, dass sie ihr Bestes geben, um die Schiffbarkeit trotz der maroden Infrastruktur zu gewährleisten“, so BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen.

Auch der Hinterlandverkehr des Hamburger Hafens, der sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt hatte, kann nun wiederaufgenommen werden. Nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Lauenburg, das federführend für die Schadensaufnahme und Schadensbeseitigung zuständig war, wurde seit dem Wochenende rund 4.600 t erosionsstabiles Material verbaut, um den schadhaften Damm zu sichern. Am Mittwoch konnte dann mit der Aufstauung am Wehr Geesthacht begonnen werden. Mittlerweile ist das Schiffshebewerk wieder in Betrieb gegangen, so dass der aufgelaufene Schleusenrang Schritt für Schritt abgebaut werden kann und die Schiffe ihre Fahrten fortsetzen können. Das WSA Uelzen teilte mit, dass in der Zeit, in der das Schiffshebewerk außer Betrieb gehen musste, ohnehin anstehende Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Anlage vorgezogen werden konnten.

Trotz des schnellen Handelns ist der Binnenschifffahrt jedoch ein deutlicher finanzieller Schaden entstanden: Am Mittwoch saßen am Schiffshebewerk insgesamt 67 Schiffe Richtung Hamburg und 20 Schiffe Richtung Mittellandkanal fest. In Zahlen ausgedrückt: Ein liegendes Schiff hat je nach Tonnage und Schiffstyp Verdienstausfälle zwischen 1.000 und 3.000 Euro täglich. Hinzu kommen weitere Verluste, die u.a. daraus resultieren, dass der Abbau des Schleusenrangs noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Das WSA Uelzen geht davon aus, dass der Stau vor dem Hebewerk in ca. zwei Tagen aufgelöst sein wird. Pro Tag können ca. 36 Schleusungen in jede Verkehrsrichtung durchgeführt werden.

Im Anlagenbestand der WSV befinden sich neben ca. 350 Schleusenanlagen auch rund 300 Wehre. Medienberichten ist zu entnehmen, dass die WSV und die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) es für möglich erachten, dass die erst im Jahr 2010 in Betrieb genommene Fischtreppe, die gemäß europäischer Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) die Fischwanderung ermöglichen soll, ursächlich für die Unterspülung gewesen sein könnte. Der BDB fordert, dass die Ursachen des aufgetretenen Schadens am Elbe-Stauwehr nun gründlich analysiert werden, damit ähnliche Vorkommnisse an anderen Anlagen verhindert werden können.

Quelle: BDB, Foto: WSV, der beschädigte Damm wurde mit insgesamt rund 4.600 t Material gesichert.

 

 

 

 




60 neue junge Binnenschiffer

Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum schicken Binnenschifffahrts-Betriebe ihre Auszubildenden nach Duisburg. Jetzt haben rund 60 angehende Binnenschiffer  ihre Prüfung bei der Niederrheinischen IHK erfolgreich absolviert. Auf dem Schulschiff Rhein in Duisburg wurden sie jetzt losgesprochen.

Die Azubis lernen in ihrer Ausbildung nicht nur, wie man Personen auf dem Wasser befördert und die Schiffsfracht lädt und löscht. Auch die Organisation der Zusammenarbeit an Bord stand auf dem Stundenplan.

Prüfungsbester wurde Nino Mura – seine Zeit als Auszubildender behält er in guter Erinnerung: „Das besondere an der Ausbildung zum Binnenschiffer ist, das Kopf und Körper gleichermaßen gefordert werden. Ob an Deck, im Maschinenraum, im Steuerhaus oder im Laderaum, man ist überall eingesetzt. Dabei lernt man alles, was man als zukünftiger Binnenschiffer wissen muss – von A wie Anker bis Z wie Zylinder.“ Nun freut er sich auf eine Festanstellung bei seinem Ausbildungsbetrieb, dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein.

„Nur an zwei Orten bundesweit kann man die Prüfung zum Binnenschiffer ablegen – in Duisburg oder in Schönebeck an der Elbe – auch nur hier gibt es Berufsschulstandorte“, erklärt Oliver Kratky. Er ist bei der Niederrheinischen IHK zuständig für die Betreuung der bundesweiten Prüfungsteilnehmer. Dieses Jahr waren neben den Auszubildenden von Unternehmen vom Main oder der Donau auch Prüfungsteilnehmer aus der Schweiz dabei. „Wir freuen uns, dass unsere duale Ausbildung auch über die Landesgrenzen hinweg angesehen ist“, freut sich Kratky.

André Stäudtner, Vorsitzender des IHK-Prüfungsausschusses, überreichte den frisch gebackenen Binnenschiffern ihre Ausbildungszeugnisse. Vom Schulleiter des Schiffer-Berufskolleg Rhein, Klaus Paulus, erhielten sie ihr Schulzeugnis.

Der Niederrhein hat in Europa eine herausragende Stellung in der Binnenschifffahrt: Jedes Jahr passieren am Grenzübergang Emmerich am Rhein weit mehr als 100.000 Binnenschiffe die deutsch-niederländische Grenze. Duisburg ist Standort des größten Binnenhafen Europas. Die Stadt ist auch Bildungsheimat der Branche: Seit 1892 werden im Schiffer-Berufskolleg Rhein in Homberg angehende Binnenschiffer unterrichtet. Hier lernen jährlich rund 350 angehende Binnenschifferinnen und Binnenschiffer ihr Rüstzeug. Auch der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt betreibt in Duisburg sein Schulschiff Rhein, eine branchenweit einzigartige Fortbildungseinrichtung.

Quelle: Niederrheinische IHK, Foto: Fotos: Niederrheinische IHK/Zoltan Leskovar, Klaus Paulus, Schulleiter des Schiffer-Berufskollegs Duisburg (l.), Volker Müßig, Leiter des Schulschiffs Rhein (2. v. l.), Oliver Kratky, Prüfungssachbearbeiter der IHK (2. v. r.) und André Stäudtner, Vorsitzender des IHK-Prüfungsausschusses (r.), gratulieren dem Klassenbesten Maximilian Scheliga (3. v. l.) und dem Prüfungsbesten Nino Mura (3. v. r.) zu ihren hervorragenden Leistungen.

 

 

 

 




Binnenschifffahrt ist ein wichtiger Baustein

Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser besuchte jetzt den Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) in Duisburg.

Bei einer Besichtigung des Tankschiffes „Volantis“ des VBW-Mitgliedsunternehmens Imperial Logistics konnte sich die Ministerin praxisnah über die technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen informieren, mit denen sich Schiffsbetreiber bei der ökologischen Modernisierung von Binnenschiffen konfrontiert sehen. Beim sich anschließenden Expertengespräch an Bord des FGS „Acheloos“ tauschte sich die Ministerin mit VBW-Vertretern aus der Schifffahrt, der Hafenwirtschaft, der Industrie und der deutschen und niederländischen Verwaltung zu verschiedenen Nachhaltigkeitsthemen aus.

„Der Besichtigungstermin vor Ort zeigt, dass sich die Unternehmen in der Binnenschifffahrt dieser Herausforderung stellen. Es wurde aber auch deutlich, dass es keine technischen Einheitslösungen für alle gibt. Größere Schiffsbetreiber investieren zunehmend in modernen Schiffsraum und Energieeffizienzmaßnahmen. Allerdings gibt es auch viele kleinere Schiffsbetreiber in Deutschland, die nicht das Kapital für derartige Investitionen tätigen können, die schnell fünf- bis sechsstellige Beträge erreichen. Diese benötigen dringend Unterstützung. Die im Masterplan Binnenschifffahrt des Bundesverkehrsministeriums vorgesehenen Fördermaßnahmen sind hierfür geeignet. Wir hoffen jetzt auf eine schnelle Umsetzung dieser Maßnahmen. Zudem hat das NRW-Wirtschaftsministerium signalisiert, dass die NRW.BANK ihre Energieeffizienzkredite für die Binnenschifffahrt öffnen wird“, erklärt der VBW-Geschäftsführer Marcel Lohbeck.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Förderung von Landstromanlagen an Liegestellen in Binnenhäfen und Kommunen.

„Da der Masterplan Binnenschifffahrt bislang nur eine Bundesförderung für mobile Landstromeinrichtungen und Bordnetze vorsieht, benötigen wir dringend eine Landesförderung für diese Einrichtungen, da die hohen Investitionskosten nicht über den Strompreis wieder eingespielt werden können. Landstromanlagen tragen zu einer erheblichen Emissionssenkung im stadtnahen Bereich bei und helfen die Akzeptanz der Bevölkerung für die liegende Schifffahrt zu erhöhen“, so VBW-Präsidentin Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin der Rheinhäfen Karlsruhe.

Ein weiteres Thema war die Stärkung der Robustheit des Systems Schiff/Wasserstraße/Häfen gegenüber außergewöhnlichen Niedrigwassersituationen. Das Niedrigwasser in 2018 hatte zu erheblichen Verlusten der Industrieunternehmen an den Wasserstraßen und hohem volkswirtschaftlichen Schaden geführt.  Experten befürchten, dass sich derartige Ereignisse durch den Klimawandel zukünftig häufen könnten. VBW-Vizepräsident Niels Anspach, BP Europa SE und VBW-Beiratsmitglied Joachim Schürings, Thyssenkrupp Steel Europe forderten die Politik auf, gemeinsam mit der Industrie und den Umweltverbänden über geeignete Maßnahmen zur zukünftigen Minimierung von außergewöhnlichen Niedrigwasserereignissen nachzudenken und frühzeitig entsprechende Planungen anzugehen.

Der Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) ist eine seit über 140 Jahren existierende fachwissenschaftliche Organisation zur Förderung des intermodalen Verkehrsträgers Wasserstraße. Seine breite Mitgliederstruktur aus Binnenschifffahrt, Binnenhäfen, verladender Wirtschaft, sowie Verwaltung und zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen bildet alle am System Wasserstraße beteiligten Akteure ab. Kernelement des VBW sind die mit internationalen Experten besetzten Fachausschüsse für Binnenschiffe, Binnenwasserstraßen und Häfen, Binnenschifffahrtsrecht, Verkehrswirtschaft und Telematik.

Quelle und Foto: VBW, VBW-Mitglied Wolfgang Nowak (links), Director Shipping Dry bei Imperial Logistics International B.V. & Co. KG, mit Ministerin Ursula Heinen-Esser (Mitte) und VBW-Präsidentin Patricia Erb-Korn (rechts), sowie dem Technischen Leiter bei Imperial Jan-Eric Klonki (Bildquelle: VBW) 

 

 

 

 

 




BMVI stellt Masterplan Binnenschifffahrt vor

Bundesminister Andreas Scheuer hat jetzt den Masterplan Binnenschifffahrt im Bundeministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in Berlin vorgestellt. Das Papier ist die Grundlage, um die Binnenschifffahrt zukunftsfähig und attraktiver zu machen. Er wurde in einem beispielhaften Prozess gemeinsam mit den Verbänden, der Wirtschaft und weiteren Akteuren erarbeitet.

Scheuer: „Wir wollen die Binnenschifffahrt stärken und so viele Güter wie möglich über die Wasserstraßen transportieren. Das Binnenschiff ist ein heimlicher Gütertransport-Gigant – leistungsstark, sicher und effizient. Motorgüterschiffe können mit einer Tragfähigkeit von 3.000 Tonnen bis zu 150 Lkw ersetzen. Das ist ein enormes Potenzial, das wir noch besser nutzen wollen. Dafür haben wir jetzt den Masterplan Binnenschifffahrt geschaffen. Nur wenn wir die Binnenschifffahrt modernisieren und mehr Güter auf die Wasserstraßen bringen, können wir erreichen, dass in Deutschland weniger CO2, weniger NOx und weniger Feinstaub ausgestoßen werden.“

Der Masterplan Binnenschifffahrt umfasst fünf Schwerpunkte: Für die Infrastruktur will der Verkehrsminister mit Investitionen in Milliardenhöhe für ausreichend finanzielle, strukturelle und personelle Kapazitäten im Bereich der Wasserstraßen sorgen. Zudem wird die die Branche bei der Umstellung auf effizientere und emissionsärmere Schiffe für mehr Umweltfreundlichkeit und verbesserte Flottenstruktur auf Kurs gebracht.“Im Themenfeld Digitalisierung schaffen wir die Binnenschifffahrt 4.0 – Vernetzung der Häfen, Digitalisierung der Schleusen und Schiffe, Automatisierung der Umschlagplätze“, so der Minister. Im Bereich „Stärkung multimodaler Transportkette“ sei es das Ziel, den Anteil der Verkehrsleistung der Binnenschifffahrt am Modal Split auf 12 Prozent zu erhöhen. Und schließlich unterstützen wir die Verbände bei der Nachwuchsgewinnung und bei der bundesweiten Offensive auf Jobmessen um mehr Fachkräfte zu gewinnen.“

Die Arbeiten am Masterplan Binnenschifffahrt haben vor knapp einem Jahr gestartet. Alle relevanten Akteure der Branche wurden beteiligt, mitgewirkt haben unter anderem Vertreter verschiedener Verbände, von Unternehmen aus dem Binnenschifffahrtsgewerbe, der Häfen, der Bauindustrie, der Verlader, der Werftindustrie, der Motorenhersteller sowie von Forschungseinrichtungen.

Weitere Informationen rund um den Masterplan Binnenschifffahrt:
Den Masterplan Binnenschifffahrt gibt es zum Download hier
Und die FAQ zum Thema Binnenschifffahrt hier

Quelle: BMVI, Foto: BDB, die Vorstellung des „Masterplans Binnenschifffahrt“ in Berlin mit (v.r.n.l.) Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, Parlamentarischer Staatssekretär Enak Ferlemann (BMVI), BDB-Präsident Martin Staats (MSG) und BÖB-Präsident Joachim Zimmermann (Bayernhafen-Gruppe).

 




BDB fordert zügigen Ausbau

Die sonnigen und trockenen Tage der vergangenen Wochen rufen Erinnerungen an die extrem lange Niedrigwasserperiode mit außerordentlichen Pegeltiefständen des Jahres 2018 wach: Über Monate konnte die Schifffahrt nur mit erheblichem Aufwand dem Versorgungsauftrag insbesondere gegenüber der Großindustrie, etwa im Chemie- und Montansektor, gerecht werden.

Transportmehrkosten und sogar eine Drosselung der Produktion waren die unmittelbaren Folgen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland massiv beeinträchtigt haben. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) richtet deshalb nun den Appell an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, die richtigen Lehren aus der Situation im Jahr 2018 zu ziehen:

Erforderlich ist eine deutlich größere Sorgfalt im Umgang mit der Wasserstraßeninfrastruktur. Diese ist über Jahrzehnte vernachlässigt und mit viel zu geringen Investitionen regelrecht „auf Verschleiß“ gefahren worden. Die Folgen sind unübersehbar: Viele Anlagen, d.h. vor allem Schleusen und Wehre, sind baufällig und nach Einschätzung der zuständigen Bundesverwaltung in einem „ungenügenden Zustand“. Ausbauprojekte, deren Notwendigkeit außer Frage steht, werden nicht in Angriff genommen, z.B. die Fahrrinnenvertiefung am Untermain, oder über Jahrzehnte „gestreckt“. Beispiele sind die zweiten Schleusenkammern an der Mosel oder die Vertiefung der Fahrrinne am Mittelrhein bei St. Goar um 20 cm.

Der BDB fordert deshalb: Volkswirtschaftlich sinnvolle und verkehrlich notwendige Projekte wie etwa der Ausbau am Niederrhein, am Mittelrhein – hier verkehren rund 50.000 Schiffe pro Jahr – oder am Untermain müssen nun top-prioritär umgesetzt werden. Gleiches gilt für Investitionen in den Bestand, z.B. für die Erneuerung der Schleusen. Hierfür muss der Staat Finanzmittel und ausreichend qualifiziertes Planungspersonal einsetzen. Das in Berlin oft gehörte Argument „Kein Geld, kein Personal!“ schwächt den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland. Das Anlagevermögen der Bundeswasserstraßen beträgt laut einer aktuellen Auskunft der Bundesregierung 50 Milliarden Euro. Darin enthalten sind rund 350 Schleusen, 300 Wehre, vier Hebewerke, 1.000 Brücken und 14 Verkehrs- bzw. Revierzentralen. Im Jahr 2019 investiert der Bund in dieses Vermögen rund 806 Mio. Euro; die vorgesehene Investitionsrate für 2019 beträgt damit trotz des eingeräumten Investitionsstaus lediglich 1,6 Prozent.

Ob dem „Dürre-Jahr 2018“ nun ein „Dürre-Jahr 2019“ mit ähnlich niedrigen Pegelständen folgt, bleibt abzuwarten. Die Binnenschiffer werden auch in diesem Jahr alles dafür tun, dass ihre Kunden vollständig und termingerecht beliefert werden, z.B. durch entsprechende zusätzliche Fahrten. Sollten wissenschaftliche Untersuchungen jedoch einen Trend zu längerfristigen Niedrigwasserperioden bestätigen, muss zukünftig auch der Bau von Staustufen in den frei fließenden Gewässern in Betracht gezogen werden, damit das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes länger gehalten werden kann.

Quelle: BDB




Modellversuche für Rhesi starten

Im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts Rhesi startet die Internationale Rheinregulierung ab dem Frühjahr 2019 die wasserbaulichen Modellversuche zur Optimierung und Überprüfung der Projektplanungen.

Dazu werden zwei Streckenabschnitte des Rheins in einer eigens dafür umgebauten Halle in Dornbirn (Vorarlberg) massstabgetreu nachgebaut und am Modell getestet. Noch vor dem Sommer wird die Modellversuchshalle auch für die interessierte Öffentlichkeit geöffnet. Die Gemeinsame Rheinkommission, der St. Galler Regierungsrat Marc Mächler und der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner informieren über die Versuche vor Ort.

Nach umfassenden Vorarbeiten und der Prüfung von mehreren Lösungen liegt für das Hochwasserschutzprojekt Rhesi das ‘Generelle Projekt’ vor. Im Rahmen der nun laufenden, vertiefenden Planungen müssen entsprechende wasserbauliche Modellversuche durchgeführt werden. „Nach der Vorstellung des Generellen Projekts im September 2018 und mit dem Beginn dieser Modellversuche geht das so wichtige Hochwasserschutzprojekt Rhesi nun in grossen Schritten auf dem Weg zur Genehmigung weiter“, unterstreicht der St. Galler Regierungsrat Marc Mächler die Bedeutung von Rhesi. Die Versuche dienen der Optimierung des Projekts bzw. der Projektkosten und konzentrieren sich auf die beiden Projektabschnitte Widnau bis Höchst – die sogenannte ’Engstelle’ – und Oberriet bis Koblach mit der Frutzmündung. Die Modellversuche werden in einer rund 4‘700 m2 grossen Industriehalle in Dornbirn durchgeführt. Auch Markus Wallner, Landeshauptmann von Vorarlberg, betont die Bedeutung des Projekts für die Bevölkerung und erklärt: „Die Hochwassersicherheit für die Bevölkerung am Rhein hat für mich oberste Priorität. Der Aufbau und die wichtigen Versuchsreihen werden von der Versuchsanstalt für Wasserbau Hydrologie und Glaziologe der ETH Zürich (VAW) begleitet und durchgeführt. Die Halle in Dornbirn in unmittelbarer Nachbarschaft der Fachhochschule Vorarlberg ist dafür ein idealer Platz im Rheintal.“ Die Modellversuchshalle wird noch vor dem Sommer auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damit bekommen alle beteiligten Gemeinden, Akteure und vor allem die interessierte Bevölkerung die Möglichkeit, die Modellversuche für das Hochwasserschutzprojekt Rhesi zu besichtigen und hautnah mitzuerleben. In Kürze und nach einer Aufbauzeit von rund einem halben Jahr wird der erste Modellabschnitt Widnau – Höchst im Massstab 1:50 mit einer Länge von rund 100 Metern fertiggestellt.

„Mit den wasserbaulichen Modellversuchen werden die im ‘Generellen Projekt’ berechneten positiven Veränderungen im Abflussverhalten und an der Flusssohle überprüft“, erklärt Projektleiter Dr. Markus Mähr. „Erkenntnisse aus den Modellversuchen fliessen direkt in die nächste Planungsphase ein. Wir suchen dabei auch intensiv nach möglichen Kosteneinsparungen durch bauliche Optimierungen. Des Weiteren dienen die gewonnen Daten über die Versuchsphase hinaus als nützliches Werkzeug für die Internationale Rheinregulierung (IRR)“, ergänzt Mähr.

Die beteiligten Gemeinden und Akteure wie auch die breite Öffentlichkeit erhalten im Rahmen von Führungen und verschiedenen Veranstaltungen die Möglichkeit, die Modellversuchshalle zu besuchen. Erste Einblicke werden noch vor dem Sommer, nämlich ab dem 15. Juni 2019, möglich sein. An diesem Tag ist die Bevölkerung herzlich eingeladen, vor Ort mehr über das Hochwasserschutzprojekt zu erfahren. Weitere Informationen dazu finden sich auch unter www.rhesi.org oder auf Anfrage bei der IRR (info @ rheinregulierung.org).

Die VAW ist mit der Durchführung der Versuche beauftragt, unabhängige Wasserbauexperten begleiten die Arbeit. Begonnen wird mit dem Abschnitt Widnau – Höchst. Hier werden vor allem die Veränderungen der Sohle sowie die Belastungen der Uferböschung überprüft.

In der zweiten Etappe wird der Bereich der Frutzmündung modelliert, wo die grösste Aufweitung mit einer Breite bis zu 390 Metern entstehen soll. Es ist daher von speziellem Interesse, die Auswirkungen auf die Strukturen im Flussbett und den Geschiebehaushalt im Modell zu überprüfen. Parallel zu den Modellversuchen in Dornbirn werden kleinere Modellversuche für Detailfragen an der VAW in Zürich und der Technischen Universität Wien durchgeführt.

Fact-Box:

Modellversuchshalle Dornbirn
Hochschulstrasse 3, A-6850 Dornbirn
Hallengrösse: rund 4‘700 m2
Modell Länge / Breite: 100 bzw. ca. 10 Meter
Modellmassstab: 1:50
Modellwasserkreislauf: 400 l/s
Modellversuche von Frühjahr 2019 bis Sommer 2022

Das Projekt Rhesi hat die Verbesserung des Hochwasserschutzes am unteren Alpenrhein zum Ziel. Die Abflusskapazität des Rheins soll über die gesamte Länge der Internationalen Strecke auf mindestens 4‘300 m3/s erhöht und auf den Oberlauf abgestimmt werden. Das Projektgebiet erstreckt sich entlang des Rheins von km 65 (Illmündung) bis km 91 (Mündung in den Bodensee).

Für die Erreichung dieses Ziels sind bauliche Massnahmen notwendig, die den gesetzlichen Vorgaben Österreichs und der Schweiz entsprechen. Unter anderem umfasst dies die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, ökologische Aufwertungen sowie den sparsamen Umgang mit den Ressourcen, wie Finanzmittel und Kulturland.

Mit dem Staatsvertrag von 1892 zwischen Österreich und der Schweiz wurde die IRR gegründet. Ihre Aufgabe ist die Gewährleistung des Hochwasserschutzes auf der Rheinstrecke zwischen der Illmündung und dem Bodensee. Die Führung der IRR obliegt der Gemeinsamen Rheinkommission (GRK). Sie besteht aus je zwei Vertretern der Republik Österreich sowie der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Quelle und Foto: Versuchsanstalt für Wasserbau Hydrologie und Glaziologe der ETH Zürichch (VAW), im Modell sind links die freiliegenden Querprofile auf Holzwinkel zu sehen. Auf dem Bild rechts sind die Profile einbetoniert.