Deutsche Schiffsmakler: „Fully booked ´till May!“

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Die Mitgliederversammlung des Zentralverband Deutscher Schiffsmakler e.V. (ZVDS) steht ganz unter dem Vorzeichen der kommenden Nationalen Maritimen Konferenz. Fehlende Anbindung der Verwaltung ist aus Sicht des ZVDS das größte Hemmnis bei der Digitalisierung.

„We are fully booked `till May! – das ist einer der schönsten Sätze der letzten Monate“, freut sich der Vorsitzende des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler e.V., Christian Koopmann, „auch wenn das im Augenblick im Wesentlichen für den Linienbereich und nur für den Containermarkt gilt“. Aber auch in der Trampschifffahrt seien wieder steigende Charterraten zu beobachten. So konnte der von den Schiffsmaklern herausgegebene New ConTex seit Jahresbeginn 47 Punkte zulegen. Koopmann weiter: „Auch wenn es noch dauert, bis wir wieder bei einem auskömmlichen Ratenniveau sind, die Richtung stimmt schon mal und wir hoffen, dass es so weitergeht.“

Dementsprechend stand die diesjährige Mitgliederversammlung der ZVDS unter guten Vorzeichen. Gleichwohl dürfe dieses nicht über die Herausforderungen hinweg täuschen, vor denen der Verband und die Mitglieder stehen. Koopmann weiter: „Die schwache Einkommenssituation verführte viele Reeder dazu, auch bei den Kommissionen für Agenten und Maklern sparen zu wollen. Wer aber immer nur den günstigsten Preis sucht, darf sich nicht über mangelnden Service und fehlende Qualität beschweren.“ Es werde daher eine Aufgabe des Verbandes sein, in Einklang mit den internationalen Partnerverbänden dafür zu werben, dass Qualität auch ihren Preis habe – und das gleichermaßen bei Reedern, Maklern und Agenten.

Zudem setzte sich der Trend zur Konsolidierung weiter fort. „Auch im letzten Jahr gab es Unternehmenszusammenschlüsse und Pleite, das blieb auch nicht ohne Auswirkungen auf unsere Mitgliederbasis. Daher werden wir uns in diesem Jahr überlegen müssen, wie die zukünftigen Verbandsstrukturen aussehen sollen“, berichtete der ZVDS-Geschäftsführer Dr. Alexander Geisler. „Die Anzahl unsere Mitglieder ist überschaubar, aber die Effektivität unseres Verbandes hat dennoch höchste Priorität“, so Geisler.

War das letzte Jahr noch von der Diskussion um die Entwicklung der Infrastruktur geprägt, so standen die inhaltlichen Debatten dieses Jahr ganz unter dem Vorzeichen der Digitalisierung. „Man mag es mögen oder nicht – die Digitalisierung ist das neue MEGAWORD. Dabei ist dieses Thema eigentlich nicht wirklich neu für uns“, stellte Christian Koopmann klar. Koopmann weiter: „Der elektronische Datenaustausch und der Aufbau digitaler Lieferketten gehören bereits seit Jahren zum Berufsalltag in der maritimen Branche. Unsere Agenturen bilden die Schnittstelle zwischen den globalen Headquarters der Reedereien und den hiesigen Terminals, Spediteuren sowie den Verladern. Gleichwohl hat die Entwicklung durch die neuen technischen Entwicklungen einen erheblichen Schub erfahren.“

Kritisiert wurde, dass besonders die Verwaltung bei dieser Entwicklung nicht immer mithalten kann.

Hierzu Koopmann: „Leider müssen wir feststellen, dass sich die Verwaltungen nicht mit derselben Geschwindigkeit an die digitalen Veränderungen anpassen, wie unsere Mitgliedsunternehmen. Hier fehlt es teilweise an der Infrastruktur und so manche Landesbehörde nimmt die Meldungen der Schiffe nur in Papierform an, da es an PC´s fehlt. Und auf der deutschen Bucht und auf anderen Seerevieren fehlt es noch an einer für den schnellen Datenaustausch notwendigen Netzabdeckung. Es freut uns daher außerordentlich, dass die Bundesregierung das Thema „Digitalisierung“ zum Leitthema der kommenden Nationalen Maritimen Konferenz gemacht hat und wir hoffen, dass von der Konferenz auch ein Signal an die Verwaltungen und Behörden ausgeht, endlich digital aufzurüsten und sie in die Lage versetzt werden, die vorhandenen Daten zum Wohle aller zu nutzen. Denn mit der Schaffung elektronischer Meldewege soll unserer Meinung nach in erster Linie eine Prozessbeschleunigung und Verfahrensvereinfachung für alle Beteiligten erreicht werden. Eine Arbeits- und Kostenverlagerung von der Verwaltung auf die Wirtschaft darf damit nicht verbunden sein.“

Kritisch sehen die Schiffsmakler die „Goldgräberstimmung“, die mit Blick auf die Fördermittel ausgebrochen zu sein scheint. „Es ist schon sehr erstaunlich, wie viele branchenfremde Unternehmen und „Forschungseinrichtungen“ sich aktuell auf dieses für unsere Mitglieder nicht völlig neue Thema stürzen. Es ist ein natürliches, betriebswirtschaftliches Interesse unserer Mitgliedsunternehmen, die Vorteile zu nutzen, die sich aus der Digitalisierung ergeben, und diese Entwicklung darf nun nicht zu einem Selbstbedienungsshop für Beratungsunternehmen werden. Daher sollte der Fördergeber aus unserer Sicht auf dem bewährten IST-Zustand aufsetzen. So können Fehlinvestitionen und Doppelförderungen vermieden werden.“

Zumindest personell besteht bei dem ZVDS kein Engpass. Nach Ablauf seiner regulären Amtszeit wurde Jan Wollschläger (Frachtcontor Junge & Co. GmbH, Wilhelmshaven) als Vertreter der Vereinigung Wilhelmshavener Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. erneut in den Vorstand gewählt.

Als Gastredner im Rahmen des traditionellen Abendessens sprach vor rd. 100 Teilnehmern Herr Achim Wehrmann (Bundesministerium für Verkehre und digitale Infrastruktur), der einen Ausblick auf die kommende Nationale Maritime Konferenz sowie die geplante Maßnahmen zur Förderung der Digitalisierung der maritimen Branche gab.

Bereits einige Stunden zuvor trafen sich die Mitglieder der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten e.V. (VHSS) zu ihrer Mitgliederversammlung und berieten sich über die aktuellen Themen. In diesem Zusammenhang wiederholte der VHSS-Vorsitzende seine Kritik an den Umweltverbänden. Koopmann abschließend: „Auch wenn wir leider immer noch nicht die Fahrrinnenanpassung beginnen können, so gilt es doch festzuhalten, dass der NABU und der BUND das Verfahren verloren haben. Sie wurde von dem Bundesverwaltungsgericht letztlich abgewiesen. Es wäre daher nicht nur fair und anständig dieses endlich zu akzeptieren, sondern auch ein Ausdruck rechtstaatlichen Denkens. Es ist nicht ehrenrührig in einem Rechtsstreit zu unterliegen – es wird nur peinlich, wenn man sich partout weigert, dieses Ergebnis anzuerkennen, weil es nicht in die eigene Ideologie passt.“ Aus Sicht der VHSS sollten sich die Verbände konstruktiv in die Pläne zur Planergänzung einbringen, aber nicht wieder versuchen, über diesen Umweg das Gesamtprojekt zu torpedieren.

Und auch der VHSS-Vorstand erhielt Verstärkung. So wurde mit großer Mehrheit Herr Boris Wehmann (MSC Germany S.A. & Co. KG) als neuer Beisitzer gewählt.

Quelle: ZVDS, Foto: HHM/Michael Lindner