ERSTU feiert und löst sich auf

Die 48. Präsidiumstagung und XXVI. Mitgliederversammlung der ERSTU im NH Hotel Berlin Friedrichstrasse sind in der Geschichte der ERSTU historische Tagungen. Einerseits wurde das 25. Jubiläum der Gründung des Vereins begangen, anderseits beschloss die Mitgliederversammlung die Auflösung der ERSTU nach „§ 14 Auflösung“ der Satzung.

Am 24. Juni 1977 wurde die ERSTU in Berlin auf der Spree an Bord des Fahrgastschiffes „Pannonia“ gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten damals 10 Reedereien, die sich in der Fluss-See-Schifffahrt betätigten, aus den fünf europäischen Ländern Deutschland, Niederlande, Polen, Tschechien und Russland. Heute vereint ERSTU 62 Mitglieder aus 12 europäischen Ländern.

Die Strategiegruppe des Präsidenten erarbeitete unter Heranziehung weiterer Mitglieder das Positionspapier “Entwicklung der ERSTU bis zum Jahre 2030”  auf ihrer Beratung am 25. Januar  2022 in Duisburg. Es wurden fünf Varianten mit ihrem “Für” und “Wider” auf der Basis einer Umfrage unter den Mitgliedern der ERSTU gründlich analysiert. Im Ergebnis dieser Analyse stimmte die Strategiegruppe für die Variante 5 und stellte den Antrag an das Präsidium der ERSTU zu ihrer Auflösung nach § 14 der Satzung der ERSTU.

Dieser Antrag stand im Fokus der Diskussion der Mitglieder auf der 48. Präsidiumstagung und XXVI. Mitgliederversammlung der ERSTU im NH Hotel Friedrichstrasse.

In den 25 Jahren ihres Bestehens arbeitete die ERSTU an der Umsetzung verschiedener Aufgaben:

  • Die ERSTU ist ein Zusammenschluss europäischer Unternehmen, ihrer nationalen Organisationen und Dachgesellschaften, die zum Verkehrssystem Schifffahrt gehören oder mit diesem verbunden sind.
  • Die ERSTU hat die Aufgabe der Förderung der Binnenschifffahrt, Fluss-See-Schifffahrt und des Short Sea Shipping zum Zwecke einer effektiveren Integration der verschiedenen Regionen Europas und die Sicherung eines hohen Standards des effizienten, sicheren und umweltfreundlichen Transports, von dem ein wachsender Handel abhängt.
  • Die ERSTU leistete einen Beitrag für Mobilität und Nachhaltigkeit durch Netzverbund und Intermodalität sowie systemübergreifende Kooperationen und Innovationen.
  • Die Hauptaufgabe der ERSTU bestand darin, die Interessen der Mitglieder auf allen relevanten Geschäftsfeldern in den Europäischen und Internationalen Organisationen zu vertreten sowie gegenüber den nationalen Regierungen und Behörden zu unterstützen.

Worin lag die Stärke der ERSTU und worin unterschied sie sich von anderen Verbänden und Vereinen in der Binnenschifffahrt?

Die Vorteile der ERSTU gegenüber anderen Verbänden und Vereinen lagen in der interdisziplinären, Verkehrsträger übergreifenden Struktur der Mitglieder, die Internationalität mit einer starken osteuropäischen Präsenz, die tiefe Vernetzung mit anderen Verbänden und Vereinen und ein hohes ehrenamtliches Engagement der Firmenmitglieder. Ohne dieses Engagement könnte die ERSTU bei dem extrem limitierten Budget nicht funktionieren.

Eine Schwäche der ERSTU war aber die hohe Abhängigkeit von ehrenamtlichem Engagement wegen eines sehr eingeschränkten Budgets. Dies schafft zwar viel Begeisterung für die Sache der ERSTU an sich, aber es schafft eben – vor allem wegen der begrenzten Mittel – keine schlagkräftige Organisation mit festen Arbeits- und Einflussstrukturen als Basis für eine Einflussnahme über ein nachhaltig funktionierendes Netzwerk bei den einschlägigen politischen Entscheidungsinstanzen, um Projekte größerer internationalen Dimension mit einem Win-Win-Ergebnis für die ERSTU-Mitglieder umzusetzen. Dies ist aber auch die Voraussetzung für die Gewinnung neuer schlagkräftiger europäischer Mitglieder.

Trotzdem gelang es der ERSTU in den 25 Jahren ihrer Tätigkeit in Zusammenarbeit mit der EBU, der ZKR, UNECE, des BDB, des Hamburg Hafen Marketing, des SPC, der Elbe Allianz, der Kammer Elbe Oder und den anderen Verbänden Aufgaben zur Förderung der Binnenschifffahrt, Fluss-See-Schifffahrt und des Short Sea Shipping umzusetzen. Dies wurde von den Mitgliedern in der Diskussion hervorgehoben.

Bei der Abstimmung zum Antrag der Strategiegruppe des Präsidenten stimmten 88,9 % des Quorum für den Antrag und 11,1 % der Stimmen enthielten sich. Damit wird die ERSTU ihre Tätigkeit am 31. Dezember 2022 als Verband einstellen. Die Mehrheit der Mitglieder sprach sich aber für die Organisation loser, nicht vereinsgebundener Foren für Informations- und Erfahrungsaustausche in Form von “Kapitänstischen” bzw. “Maritimen Stammtischen” interessierter ERSTU-Mitglieder bei wechselnden Moderatoren/ Organisatoren einmal im Jahr aus.

Ein reger Meinungsaustausch zu den vielen Erlebnissen bei den Beratungen und Treffen der ERSTU in den 25 Jahren des Bestehens der ERSTU wurde bei der Fahrt mit dem historischen Dampfeisbrecher „ANNA“ durch das historische und moderne Berlin und beim Gemeinsamen Abendessen im „Marinehaus“ geführt.

Quelle und Grafik: ERSTU