Erweiterung Ship-to-Ship-Liegeplätze im Calandkanaal

Diesen Sommer ist es soweit: Dann bekommt der Rotterdamer Hafen 3 neue Liegeplätze dazu. Ein neues Dalbenset kommt hinzu und ein vorhandenes Dalbenset wird stark angepasst. Das bedeutet mehr Umschlagplatz. Kesih van den Berg und Willem Schreij vom Hafenbetrieb Rotterdam arbeiten am Shippingdesk eng zusammen. Kesih: „Die Art und Weise, mit der wir das hier tun, ist weltweit einzigartig.“

Kesih ist Business-Manager für Massengut-Schifffahrt und hat häufigen Kontakt mit Agenturen, Verladern und Reedereien. Willem ist Business-Manager für Ship-to-Ship-Betriebsabläufe, er ist Ansprechpartner für die Agenturen und Produktinhaber der Anwendung KING, des Online-Buchungssystems für Bojen und Dalben. Warum die Erweiterung der Dalbensets? Willem: „Der Rotterdamer Hafen hat, von der Maasvlakte bis nach Dordrecht, 29 Liegeplätze mit Bojengespannen und Dalbensets im Wasser. Die Schiffe liegen hier fest verankert und können deshalb sicher geladen und entladen werden. Die Schiffe können zudem auch bevorratet und repariert werden, sie können warten und gereinigt werden. Die Bojen und Dalben werden so gut genutzt, dass wir einen maximalen Auslastungsgrad erreicht haben.

Dabei steigt die Nachfrage nach Liegeplätzen weiter. Kesih: „Das hängt unter anderem mit den Änderungen in den Rechts- und Verwaltungsvorschriften für saubere und effiziente Betriebsabläufe zusammen. Zudem versuchen wir, aktiv neue Ladungspakete zu gewinnen, auch dafür sind Liegeplätze erforderlich.

Kesih und Willem bemerkten, wie die Nachfrage nach Liegeplätzen also stieg und entwickelten einen Business Case für die Erweiterung. Willem: „Wir haben viel mit Agenturen, Reedereien und Verladern gesprochen, alle haben Platzbedarf und sehen die Erweiterung positiv. Aufgrund des hohen Auslastungsgrads konnten wir in unserem Unternehmen aufzeigen, dass die Nutzung der Bojen und Dalben ein Maximum erreicht hat. Deshalb wurde unser Erweiterungsvorschlag schnell befürwortet.“

„Ein wichtiger Aspekt dabei ist Nachhaltigkeit“, ergänzt Willem. „In erster Linie sind die Dalben für den Umschlag gedacht, aber zusätzlich können sie zur Bevorratung, für Reparaturen, zur Reinigung und zum Warten genutzt werden. Wenn mehr Liegeplätze zur Verfügung stehen, müssen Schiffe sich nicht auf die offene See begeben, um dort zu warten. Weniger Hin- und Herbewegungen machen einen Unterschied bei den CO2-Emissionen aus und sparen unseren Kunden Zeit und Geld.’

Was bedeutet das zusätzliche Dalbenset für Rotterdam? Willem: „Die Dalben tragen zur Sicherheit und Nachhaltigkeit des Hafens bei, so gibt es mehr Platz für LNG (Flüssiggas). Drei zusätzliche Liegeplätze beinhalten, dass weniger Schiffe auf die offene See müssen und damit weniger Emissionen und Kraftstoffverbrauch. Es sind enorm viele Parteien bei diesen Ship-to-Ship-Betriebsabläufen involviert wie Schlepper, Lagerhallen, Agenturen, Kräne, Binnenschifffahrt.

Das neue Dalbenset 81 wird auf Höhe der Rozenburg-Landzunge in den Calandkanaal hinein installiert werden. Kesih: „Hier ist noch Platz und genügend Tiefgang. Wir machen daraus ein sogenanntes flexibles Dalbenset. Das bedeutet, dass es für große Schiffe geeignet ist wie einen Supertanker (VLCC), die Very Large Crude Carriers von manchmal bis zu 380 Meter Länge. Aber man kann das Dalbenset auch für kleine Schiffe benutzen. Dalbenset 82 ist bereits vorhanden, es ist jetzt jedoch noch eine Stelle, an der ein großes Schiff festmachen kann. Wir machen daraus ein flexibles Dalbenset, sodass es sowohl von einem großen oder 2 kleineren Schiffen genutzt werden kann.

Im Herbst 2022 können die ersten Schiffe an den neuen Dalben anlegen. Das ist später als geplant. Kesih: „Wir hatten den Business Case und die Genehmigungen schnell zusammen, aber die Dalben waren nicht rechtzeitig in den Niederlanden. Außerdem haben wir nur einen beschränkten Zeitraum zur Verfügung, in dem wir bauen können, denn wir müssen sowohl die Brutzeit als auch die Sturmsaison berücksichtigen. Vor ein paar Jahren haben wir eine genauso große Dalbe an Land aufgestellt und daraus einen Aussichtsturm gemacht, in Kürze wird ein schöner Fahrradweg dort hinführen.“

Bald wird es 31 Liegeplätze geben im Hafen und das ist speziell. Kesih: „Wir sind der einzige Hafen weltweit, der in so großem Umfang über derartige Liegeplätze verfügt. Das macht uns wirklich einzigartig. In anderen Häfen weltweit wird mit viel Interesse beobachtet, wie wir das hier tun. Vor der Küste von England und Dänemark findet der Umschlag auf offener See statt, einfach vor Anker. Wir versuchen, einen Teil dieser Ladung zu gewinnen, da dies an unseren Liegeplätzen geschützt und sicher möglich ist, ohne irgendwelche Verzögerungen.“

Das neue Dalbenset ist auch sofort das letzte, denn im Rotterdamer Hafen ist der Platz begrenzt. Was wird in der nächsten Zeit noch passieren? Willem: „Wir werden KING weiter entwickeln. Die Buchungsanwendung macht für jedermann ersichtlich, ob und wie viel Platz es in Rotterdam gibt. Das System ist sehr transparent, es funktioniert gut. Wir haben Ideen dazu, wie man es weiter verbessern und erweitern kann. So werden wir untersuchen, ob wir die Plattform noch breiter einsetzen können. Beispielsweise, indem wir Liegeplätze und Kais anderer Parteien ins System integrieren, sodass unsere Kunden ein Gesamtbild des verfügbaren Platzes im Hafengebiet bekommen.“

Kesih ergänzt: „Vom Markt aus erreicht uns die Nachfrage, ein zentrales System zu entwickeln. Es gibt zurzeit auch Parteien, die Liegeplätze an Kais oder Stegen haben, die nicht oder kaum genutzt werden. Einige vermieten diese selbst, andere würden dies gerne an einer zentralen Stelle sehen. Die Lösung besteht aus Zusammenarbeit. Alles scheint jetzt zueinander zu finden, der richtige Zeitpunkt ist da.“

Wie geht es weiter? Kesih: „Wir sind bereits mit dem Bau tätig, und innerhalb der nächsten paar Wochen werden die Dalben gesetzt. Im dritten Quartal müssen die Dalben einsatzfähig sein, daraus möchten wir ein erfreuliches Ereignis machen.“

Quelle und Foto: Port of Rotterdam, Willem Schreij und Kesih van den Berg