Neubau der Verkehrszentrale

Nordrhein-Westfalen, mit seinen Ballungsräumen an Rhein und Ruhr, hat das dichteste und meistfrequentierte Autobahnnetz Deutschlands. Täglich millionenfach befahren, ist es zumindest zeitweise überlastet – vor allem durch den starken Pendler- und Güterverkehr. Anlässlich der Inbetriebnahme des Neubaus der Verkehrszentrale Leverkusen sagte Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Es ist viel los auf unseren Autobahnen – und damit wachsen auch die Herausforderungen, den Verkehr sicher und effizient zu leiten.“

Scheuer weiter: „Die Digitalisierung eröffnet hier enormes Potenzial: In Nordrhein-Westfalen gibt es z.B. schon jetzt an rund 580 Autobahnkilometern die Möglichkeit, die Geschwindigkeiten und Fahrstreifenfreigaben dynamisch zu lenken. In der neuen Verkehrszentrale in Leverkusen können wir künftig alle Streckenbeeinflussungsanlagen und Verkehrsleitsysteme zentral steuern. Damit vermeiden wir Stau und erhöhen die Verkehrssicherheit. Wir zeigen hier, wie Zukunft geht: Die neue Verkehrszentrale ist ein Meilenstein für ein neues, intelligentes Verkehrsmanagement!“

Scheuer hatte im Dezember 2019 gemeinsam mit Hendrik Wüst, dem heutigen Ministerpräsidenten und damaligen Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, den Grundstein für den Neubau der Verkehrszentrale gelegt.

Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär des Landes Nordrhein-Westfalen, betonte gemeinsam mit Stephan Krenz, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Autobahn GmbH: „Stauvermeidung wünschen sich alle, die mit dem Auto unterwegs sind. Aber auch Verkehrssicherheit und Klimaschutz rücken immer stärker in den Fokus eines intelligenten, auf digitale Technologien gestützten Verkehrsmanagements.

Das aus Bundesmitteln finanzierte, rund 15 Mio. Euro teure Gebäude auf dem Leverkusener Mobilitätscampus wurde nach rund 22 Monaten Bauzeit fertiggestellt. Die Verkehrszentrale Leverkusen steuert bereits seit 2013 die Verkehrsbeeinflussungsanlagen auf den Autobahnen in NRW – seit Jahresbeginn 2021 unter dem Dach der neuen Autobahn GmbH des Bundes Niederlassung Rheinland.

Auf rund 580 Richtungskilometern von insgesamt etwa 2.200 Kilometern Autobahn in NRW sind Anlagen zur Streckenbeeinflussung (SBA) installiert, welche die Verkehrszeichen gezielt der Verkehrslage anpassen. Neben der zulässigen Höchstgeschwindigkeit können dies auch Warnhinweise, Überholverbote oder Vorgaben zur Fahrstreifennutzung sein. Hinzu kommen 129 dynamische Wegweiser mit integrierten Stauinformationen (so genannte dWiSta-Tafeln), über die der Verkehr im Fall von Verkehrsstörungen informiert und wenn möglich großräumig über Alternativrouten umgeleitet wird.

Darüber hinaus erfolgt eine Verkehrsbeeinflussung vor allem durch eine Zufluss-Steuerung an mittlerweile 98 Autobahnauffahrten in NRW. Sehr effektiv sind die landesweit sieben Anlagen zur temporären Freigabe des Seitenstreifens. „Durch eine solche Freigabe – zum Beispiel in den Spitzenstunden des Berufsverkehrs – kann die Streckenkapazität in diesen Zeiten um bis zu 30 % erhöht werden“, erläutert Anja Estel, Leiterin der Verkehrszentrale Leverkusen.

Die Anlagen zur Verkehrsbeeinflussung erhöhen die Verkehrssicherheit und verringern Staus und Verlustzeiten zum Teil deutlich. Dadurch entfalten sie eine relevante volkswirtschaftliche Wirkung. Gleichzeitig führt jeder vermiedene oder verkürzte Stau aber auch zu einer Reduzierung klimaschädlicher Abgase.

In der täglichen Praxis erfolgt die Entscheidung über die zu ergreifenden Maßnahmen auf der Basis der digitalen Informationen direkt von den Autobahnen, welche künftig an acht Arbeitsplätzen im Kontrollraum der neuen Verkehrszentrale zusammenlaufen. Ob Kamerabilder, Verkehrsdaten aus Messschleifen oder Informationen zur Witterung – auf insgesamt knapp 100 Monitoren behalten die Operator*innen in drei Schichten rund um die Uhr das Verkehrsgeschehen in NRW im Blick. In enger Abstimmung mit der Polizei und den Fachexpert*innen der Autobahn GmbH passen sie die Steuerung der Telematik sowie die nach außen kommunizierten Verkehrsinformationen den aktuellen Gegebenheiten an.

Die Verkehrszentrale Leverkusen plant, baut und betreibt jedoch nicht nur die Technik auf den Autobahnen – sie übernimmt auch zahlreiche koordinative Funktionen. Speziell dem Baustellenmanagement kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Herr Dr. Hendrik Schulte, Staatssekretär des Landes Nordrhein-Westfalen, betont: „In den vergangenen Jahren haben wir in Nordrhein-Westfalen sehr viel in den Aufbau einer effektiven Baustellenkoordination investiert.“  Der Mobilitätscampus Leverkusen mit der unmittelbaren Nachbarschaft von Verkehrszentrale der Autobahn GmbH und Landesmobilitätszentrale des Landesbetriebs Straßenbau NRW steht dabei sinnbildlich für die partnerschaftliche Kooperation aller Akteure.
Da Mobilität nicht an den Landesgrenzen endet, steht auch die überregionale und internationale Vernetzung im Fokus der Verkehrszentrale Leverkusen. „Hervorzuheben sind speziell die strategische und operative Zusammenarbeit mit der Verkehrszentrale Deutschland und Rijkswaterstaat in den Niederlanden“, unterstreicht Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH.

Zur Erfüllung all dieser Aufgaben bietet der Neubau künftig Raum für insgesamt 63 Arbeitsplätze. Die vorgelagerte Textilfassade des Gebäudes dient dabei nicht nur als prägnantes Erkennungsmerkmal: Als Sonnenschutz unterstützt sie die Kühlung des klimatisierten Traktes. Verkehrsmanagement und Klimaschutz gehen in Leverkusen somit künftig gleich in mehrfacher Hinsicht Hand in Hand.

Quelle und Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Niederlassung Rheinland
, (v.l.n.r.) Thomas Ganz, Gerhard Rühmkorf, Staatssekretär Dr. Hendrik Schulte, Stephan Krenz, Dr. Anja Estel