Rheinhäfen sichern die Landesversorgung

Das Umschlagsergebnis der Schweizerischen Rheinhäfen SRH nach neun Monaten 2020 liegt 16 Prozent unter der Vergleichsperiode des Vorjahres. Der Vergleichszeitraum 2019 ist ziemlich stark ausgefallen, weshalb es den zweistelligen Rückgang zu relativieren gilt. Die Covid-19-Pandemie sorgte im ersten und teilweise zweiten Quartal für eine „Delle“; es kam aber nicht zum befürchteten Einbruch. Vielmehr konnte die Binnenschifffahrt in der Krise ihre Stärken ausspielen und ihre wichtige Rolle für die Landesversorgung jederzeit sicherstellen.

Hauptverantwortlich für den Umschlagsrückgang ist der Import von Mineralölprodukten – als weiterhin wichtigstes Gütersegment – mit einem Minus von 17% gegenüber dem 1. Semester 2019. Das Ergebnis im Containerbereich liegt um rund 10% unter der Vorjahresperiode.

4 Mio. t wurden in den ersten drei Quartalen 2020 in den Schweizerischen Rheinhäfen umgeschlagen. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es 730’000 t mehr. Die stark von der Entwicklung der Mineralölverkehre abhängigen Muttenz-Auhafen (-28%) und Birsfelden (-16%) büssten relativ viel ein, in Kleinhüningen (-9%) musste aufgrund der Entwicklung im Container- und teilweise im Agrarbereich ein kleineres Minus hingenommen werden. Der Import- oder Bergverkehr in allen drei Häfen – mit knapp 3,4 Mio t der wichtigere der beiden Sektoren – sank gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres um 15,6%, der Export- oder Talverkehr bei knapp 630’000 t um 17,8%.

Im Containerverkehr wurden in den Rheinhafenterminals wasserseitig 83’294 TEU umgeschlagen. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres resultierte ein Minus um 10,5%. Dazu muss angemerkt werden, dass in der 2019er-Summe 4’607 TEU Sonderumschlag aus der Baustelle Kesslergrube inbegriffen sind. Dieser Faktor entfiel in der Berichtszeit. Berücksichtigt man dies, so halbiert sich der Rückstand gegenüber den ersten drei Quartalen 2019 auf 5,9%. Dass auch unter Berücksichtigung dieses Sonderfaktors mit dem Vorjahres-Resultat nicht gleichgezogen werden konnte, liegt daran, dass die Vergleichsperiode eine sehr starke war und der August 2020 ungewöhnlich schwach war. Dabei handelte es sich um einen „Ausreisser“. So lag das Resultat im September 2020 bereits wieder auf dem Niveau des Vergleichsmonats 2019.

Der Importverkehr (volle Container) blieb mit einem Total von 30’731 TEU um knapp 7% unter dem Ergebnis der Vergleichsperiode. Berücksichtigt man auch hier den Sonderfaktor „Kesslergrube“ (2’286 TEU), so ergibt sich ein zu 2019 praktisch identisches Ergebnis.

Einen „echten“ Rückgang gab es beim Exportverkehr (abgehende volle Behälter). 29’472 TEU bedeuten im Vergleich zur Vorjahresperiode einen Rückgang um 7,3%. Hier sticht das bereits erwähnte ungewöhnlich schlechte August-Ergebnis mit einem Rückgang um fast 27% gegenüber dem Vorjahresmonat heraus. Weggefallen waren vor allem die in dieser Zeit sonst üblichen Holz-Exporte.

Beim Verkehr mit Leercontainern – dieser dient zum Ausgleich der Depots – zeigt sich im einkommenden Verkehr ein Rückgang um 11% auf 14’580 TEU. Im abgehenden Verkehr wurden 8’511 TEU bewegt, was einer Einbusse um 28% gleichkommt. Unter Berücksichtigung des Faktors „Kesslergrube“ (2’321 TEU) beträgt der Rückstand 10%.

In den ersten neun Monaten 2020 sind knapp 1,8 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den fast 2,2 Mio. t in der Vergleichszeit des Vorjahres entspricht dies einer Abnahme um 17%.

Die Importe von Brennstoffen waren im ersten Quartal aufgrund des Preisniveaus sehr stark. Irgendwann waren dann aber alle Tanks im Inland gefüllt, so dass die erwartete Stagnation eintrat. Anders lief es bei den Treibstoffen. Hier brachten das Corona-Virus und die Empfehlung, auf den öffentlichen Verkehr möglichst zu verzichten, nebst den niedrigeren Produktpreisen erst mal eine kleinere Steigerung. Diese Entwicklung flachte aufgrund des verstärkten Wechsels zu Home Office aber rasch ab.

Und natürlich hatte der im ersten und teilweise zweiten Quartal fast ganz eingestellte Flugverkehr seine Auswirkungen auf den Import von Jet Fuel. Auch der Sommer mit etwas anziehendem Flugverkehr brachte keine wirkliche Trendwende, umso mehr, als die Tendenz aufgrund der steigenden Zahl von Infizierten und den darauf folgenden Reisewarnungen bzw. Quarantäne-Anordnungen in verschiedenen Ländern eher ungünstig ist.

Der Heizölmarkt hat mit den Anstrengungen der Dekarbonisierung und den bereits erlassenen oder noch anstehenden gesetzlichen Einschränkungen bei Ölheizungen zu kämpfen. Die Nachfrage sinkt momentan um ca. 5% pro Jahr. Eine Entwicklung, die sich im Zeitalter vermehrter Installation von Fernwärme, Wärmetauschern, Erdsonden oder Pelletheizungen klar verschärfen dürfte.

Die Sparte Mineralölprodukte wird aber noch längere Zeit die wichtigste der Schweizerischen Rheinhäfen bleiben, dies mit einem Importanteil von über 53%. Zwar kommen immer verbrauchsärmere Fahrzeuge auf den Markt, doch steht eine Ablösung der Diesel- und Benzinfahrzeuge durch Elektrofahrzeuge angesichts der noch geringen Zahl in letzterer Kategorie in eher längerfristiger Zukunft an. Auch die Ablösung des Flugbenzins durch synthetische Stoffe ist noch Zukunftsmusik.  Und auf Seiten der Infrastruktur wird es auch langfristig bei nur noch einer schweizerischen Raffinerie, diejenige im neuenburgischen Cressier, bleiben (nachdem die Anlage im Walliser Collombey den Betrieb 2015 eingestellt hatte). Eine Neueröffnung ist nicht in Sicht. Die Rheinschifffahrt und die Rheinhäfen werden die Landesversorgung im Energiebereich auch weiterhin gewährleisten.

Der kurze Aufschwung im 2. Quartal war von kurzer Dauer. Das 3. Quartal verzeichnete einen Rückgang auf das 2. Quartal von fast 10%, was 18’500 t entspricht, und lag somit auch 10’000 t resp. 5,7% hinter dem Vorjahr. Insgesamt musste in den ersten 9 Monaten ein Rückstand von fast 37’000 t auf das Vorjahr hingenommen werden, was einem Rückgang von 6,6% entspricht.

Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse, verzeichnen im 3. Quartal 2020 einen Rückstand von 11% resp. 7’400 t auf das Vorjahr. Massgeblich verantwortlich für diesen Rückstand waren Juli und August, da alleine in diesen beiden Monaten insgesamt 12’000 t weniger Ware in den Schweizer Rheinhäfen eingetroffen ist. Dieser Rückstand konnte mit einem guten September etwas aufgefangen werden.

Auch bei den Nahrungs- und Futtermitteln setzte sich der Negativtrend fort, jedoch nicht derart stark wie bei den landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Der Rückstand auf das Vorjahr betrug im 3. Quartal lediglich 2,7% resp. 3’200 t, dies jedoch nur aufgrund einer Erholung der Mengen im August und September; diese beiden Monate lagen 11 % resp. 20% über dem Vorjahr.

Nach wie vor gelangen grosse Mengen an europäischer und auch Überseeware über den Landweg in die Schweiz. Eine Entwicklung, die anhält, mit der Folge, dass die in den Rheinhäfen verbleibende Ware nicht mehr „dreht“ und somit eine kostendeckende Bewirtschaftung der Infrastruktur in den SRH verunmöglicht wird.

Während die Einfuhren im Bereich Steine, Erden, Baustoffe mit 193’957 t im 3. Quartal nur knapp 6% unter den Mengen des 2. Quartals geblieben sind, ist bei den Ausfuhren ein Sommerloch zu beobachten. Die stabilen Importmengen zeigen aber, dass die Schweizer Baubranche krisenresistent ist und weiterhin viele Bauprojekte umgesetzt werden. Mit nur 55’442 t wurden aber in den Monaten Juli, August und September 27% weniger Steine, Erden und Baustoffe aus der Schweiz exportiert als in den drei Monaten zuvor. Eine mögliche Ursache könnten Einschränkungen aufgrund der Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in der Baubranche in den EU-Nachbarländern sein. Wenn weniger gebaut wird, dann ist auch weniger Bedarf für Baumaterial.

Die Zufuhr von Eisen und Stahl sowie NE-Metallen ist mit 42’589 t im 3. Quartal gegenüber dem 2. Quartal etwas mehr als 12% gestiegen. Die vor Beginn der Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus erreichten Mengen im 1. Quartal, wurden aber weit verfehlt. Die Ausfuhren sind weiterhin auf niedrigem Niveau, im September konnte aber mit 2’584 t wieder eine grössere Menge exportiert werden.

Eine eher schwächere Phase zieht der Bereich Chemische Erzeugnisse ein. Der Importverkehr in dieser Sparte sank bei knapp 125’000 t auf fast die Hälfte (-44%) unter den Wert der Vorjahresperiode. Mit den anhaltend negativen Tendenzen in der Weltwirtschaft dürfte das Resultat des Exportverkehrs zu tun haben:  Bei einem Total von knapp 53’000 t ergab sich auch hier nahezu eine Halbierung (-43%).

Obwohl im Sommer 2020 keine längeren Niedrigwasserperioden den Verkehr einschränkten und die Bunkerpreise auf sehr niedrigem Niveau verblieben, sind neue Einfuhren von festen mineralischen Brennstoffen wie Steinkohle ausgeblieben. In den Häfen konnten kleinere Ausgänge festgestellt werden, daher sind die Lagerbestände weiterhin hoch. Die Ablösung durch alternative Brennstoffe mit tieferen CO2-Emissionen schreitet unaufhörlich weiter voran.

Quelle und Foto: Port of Switzerland