Rotterdam will Koalition für CO2-Preis

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Der Hafenbetrieb Rotterdam ruft das Kabinett auf, mit Ländern in Nordwesteuropa eine Koalition zur Einführung eines gemeinsamen Preises für CO2 zu bilden.

Der CEO des Hafenbetriebs Rotterdam, Allard Castelein, setzte sich, im Zusammenhang mit einer neuen Industriepolitik für die Niederlande, bei dem auf dem RDM-Gelände in Rotterdam veranstalteten Hafenbetrieb-Gipfel mit dem Titel Energy in Transition Summit 2018 nachdrücklich für einen wesentlich höheren Preis für CO2 ein. Auf dem Treffen gab der Hafenbetrieb zudem die Ergebnisse zu den Auswirkungen von CO2 für den Transport über das Meer sowie für den Transport im Hinterland bekannt. Der Hafenbetrieb kündigte eine Bereitstellung in Höhe von fünf Millionen Euro zur Unterstützung von Schiffseignern und Charterern an, die mit Blick auf eine klimaverträgliche Seefahrt Experimente mit Brennstoffen, die einen niedrigen oder gar keinen Kohlenstoffgehalt aufweisen, durchführen.

Castelein möchte durch einen beträchtlich höheren Preis für CO2 neue Investitionen in saubere Technologien sowie Innovationen stimulieren. „Ein Preis im Bereich von 50 bis 70 Euro pro Tonne CO2 stimuliert Betriebe dazu, in Lösungen zu investieren, die wir wirklich brauchen, um die Ziele des Pariser Klima-Abkommens umsetzen zu können.“

In diesem Zusammenhang warnt er vor ungleichen Wettbewerbsbedingungen. „Ich bin kein Befürworter eines Alleingangs, den Großbritannien beispielsweise im Hinblick auf die Elektrizitätserzeugung gewählt hat. Die Niederlande sind als Transitland stark mit den uns umgebenden Ländern verbunden. Eine nordwesteuropäische Koalition gewährleistet die gleichen Wettbewerbsbedingungen für die Industrie.“

Zusätzlich zur Bildung einer solchen Koalition unterstreicht der Hafenbetrieb die Bedeutung einer neuen Industriepolitik. „Die Regierung wirkt derzeit vor allem auf die Senkung der Treibhausgase hin. Für den Übergang zu einem neuen Energiesystem muss man als Regierung ebenfalls über eine integrale Vision und eine dazugehörige Industriepolitik in Sachen neue Wirtschaft, zukünftige Industrielandschaft und all das, was man an F&E dazu benötigt, verfügen. Auch das sehe ich als einen wichtigen Auftrag für das niederländische Kabinett. Fazit: internationale Preisfestlegung und nationale Stimulierung.“

Das Hafenindustriegebiet Rotterdam/Moerdijk steht vor der Aufgabe, bis zum Jahre 2030 jährlich 20 Millionen Tonnen CO2 zu senken (-49 % im Vergleich zu 1990). Der Hafenbetrieb ist davon überzeugt, dass dieses Ziel, als Beitrag zum niederländischen Klima-Abkommen, erreicht werden kann.

„Wir haben in diesem Gebiet rechtzeitig begonnen“, äußert sich Castelein als Vorsitzender des Runden Klima-Tisches für das Gebiet Rotterdam/Moerdijk. „In unserem Portfolio befinden sich derzeit ungefähr 40 Projekte, um der Energiewende Gestalt zu verleihen. In diesem Zusammenhang geht es ohne Ausnahme um sich aus Betrieben zusammensetzende Koalitionen, die sich gemeinsam der Aufgabe stellen, sowohl den Klimawandel zu stoppen als auch einen vitalen Hafen auf Weltklasseniveau zu behalten.“

Der Weg bis zum Jahr 2050 mit einer Treibhausgassenkung um 80 bis 95 % erfordert ein einschneidendes Vorgehen. Nach Ansicht des Hafenbetriebs braucht es hierfür eine radikale Veränderung. „Derzeit werden häufig so genannte End-of-Pipe-Lösungen zwecks einer Optimierung des vorhandenen Energiesystems ins Auge gefasst, wobei es jedoch auf dem Weg bis zum Jahr 2050 um eine radikale Veränderung des Systems geht.“

Auf dem Energy in Transition Summit 2018 hat der Hafenbetrieb zudem neue Untersuchungsergebnisse vorstellen können. Führte das Wuppertal Institut im vorigen Jahr im Auftrag des Hafenbetriebs eine Studie hinsichtlich der Möglichkeiten zur Erhöhung der Nachhaltigkeit für die Industrie im Hafengebiet durch, hat es sich jetzt mit dem Sektor Transport und Logistik beschäftigt. Aus dieser Studie geht hervor, dass der Transport über das Meer sowie im Hinterland, wobei Rotterdam als Start- oder Zielort fungiert, jedes Jahr ungefähr 25 Millionen Tonnen CO2 mit sich bringt.

Für den größten Teil davon, (21,5 Millionen Tonnen), zeichnet der Transport über das Meer verantwortlich. Damit ebenfalls dieser Sektor das Pariser Klima-Abkommen erfüllen kann, müssen die Emissionen im Jahre 2050 um 95 % gesenkt worden sein. Das ist für die erste Hälfte (bis zu 50 %) anhand von Effizienzmaßnahmen möglich, doch müssen zur Umsetzung der zweiten Hälfte andere Brennstoffe eingesetzt werden.

Nach Aussage des Wuppertal Instituts können LNG (Flüssiggas) und Biobrennstoffe in den kommenden Jahrzehnten dazu beitragen, der Energiewende Gestalt zu verleihen. Das endgültige Ziel kann jedoch nur auf der Grundlage von Elektrifizierung, Wasserstoff sowie anhand des Einsatzes von synthetischen Brennstoffen wie Methanol erreicht werden.

Quelle und Foto: Port of Rotterdam