Schweizer Rheinhäfen im Normalbetrieb

Als zumindest ansprechend kann das Halbjahresergebnis 2020 unter Berücksichtigung der Umstände mit gut 2,7 Mio. t Gesamtumschlag bezeichnet werden, so Port of Switzerland. Das sehr starke Resultat des 1. Semesters 2019 konnte aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der sinkenden Binnennachfrage (COVID-19-Pandemie) nicht erreicht werden; der Rückstand liegt bei knapp 16%.

Ein anfangs teilweise befürchteter Einbruch fand aber nicht statt. Vielmehr gelang es der Schifffahrt, ihre Rolle als wichtiger Pfeiler der Landesversorgung auch in der Krisenzeit unter Beweis zu stellen. Hauptverantwortlich für den Umschlagsrückgang ist der Import von Mineralölprodukten – als weiterhin wichtigstes Gütersegment – mit einem Minus von 15% gegenüber dem 1. Semester 2019. Das Ergebnis im Containerbereich liegt um rund 11% unter der Vorjahresperiode.

 2’722’098 t wurden im ersten Semester 2020 in den Häfen Kleinhüningen, Birsfelden und Muttenz-Auhafen umgeschlagen, 3’228’791 waren es in der Vergleichszeit 2019. Dies entspricht einem Minus von 15,7% gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres. Am stärksten traf es mit einem Minus von 27% Muttenz, gefolgt von Birsfelden mit knapp -15%; bei diesen beiden Häfen liegt der Schwerpunkt auf den Mineralölverkehren. In Kleinhüningen, wo nebst festem Massengut und Recycling vor allem die Containerverkehre zuhause sind, resultierte eine Verringerung um 11,5%.

Der Import- oder Bergverkehr – mit knapp 2,3 Mio. t der wichtigere der beiden Sektoren – nahm gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres um 14,5% ab. Der Export- oder Talverkehr ging bei gut 430’000 t um etwas mehr als 21% gegenüber der Vergleichszeit zurück.

Der Rückgang des Gesamtumschlags im 1. Semester 2020 fiel angesichts der Umstände besser aus als erwartet. Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie, aber auch der Wirtschaftskonflikt USA-China tangierten die Umschlagsmengen teilweise, die Schifffahrt konnte sich aber gut behaupten und die Landesversorgung stets gewährleisten. So liegt der Semester-Wert 2020 nur leicht unter dem Halbjahresergebnis von 2018. Aber die aufgrund des Lockdowns im März und April verringerte Inlandnachfrage, verbunden mit den erst langsam wieder hochgefahrenen Lieferkapazitäten in Fernost im Mai und Juni hatten Auswirkungen auf das Ergebnis der Häfen.

Zur Verdeutlichung soll das Beispiel der Hobby- und Baumärkte dienen, deren Sortiment zu einem guten Teil aus China oder Korea stammt und bei dem der Import via Schweizer Rheinhäfen eine bestimmende Rolle spielt. Rund zweieinhalb Monate im Berichtszeitraum fand aufgrund der geschlossenen Verkaufslokale keine Inlandsnachfrage statt. Als diese wieder anlief, hatte die Produktion in Fernost zwar wieder angefangen. Die Ware musste aber erst in die dortigen Häfen und von dort via Nordhäfen (Rotterdam, Antwerpen) in die Schweiz spediert werden.

56’112 TEU wurden im Berichtszeitraum in den Schweizerischen Rheinhäfen wasserseitig umgeschlagen. Gegenüber dem Ergebnis des ersten Halbjahres 2019 von 62’907 TEU entspricht dies einem Rückgang um rund 11%.

Der bereits im 1. Quartal festgestellte Rückgang (-8,4%) hat sich damit etwas akzentuiert, aber bei weitem nicht so stark wie befürchtet. Im April 2020 lag der Umschlag in etwa auf dem Niveau des Vorjahresmonats, im Mai um 20,7% darunter und im Juni um 16,6%. Während im April (wie im März) Nachholverkehre von verspätet in den Nordhäfen aus Fernost angekommenen Schiffen für Zusatzvolumina sorgten, schlugen die bereits erwähnten Corona-Umstände im Mai und Juni voll zu.

Zurückgegangen ist vor allem der reine Exportverkehr, also die Menge der in den Schweizerischen Rheinhäfen verschifften vollen Container. 19’688 TEU bedeuten eine Verminderung um 9%. Der reine Importverkehr sank mit 21’469 TEU (-4,9%) leicht unter das Vorjahresniveau.

Vermutlich weil die internationalen Verkehre zurückgingen und aufgrund der fast als paarig zu bezeichnenden Verkehre sank die Anzahl der gefahrenen Leercontainer in der Berichtszeit. Ankommend sind es 9’588 TEU (-10%), abgehend 5’367 TEU (-35,7%). Diese Verkehre dienen weitgehend dazu, die Depots in den Binnenhäfen zu regulieren.

Prognosen für den Gesamtumschlag 2020 sind angesichts der noch nicht ausgestandenen Corona-Krise schwer zu tätigen. Eine grosse Rolle spielen auch die Wasserstände. Nach einem eher verregneten Juni ist vorläufig keine ausgeprägte Niederwasserperiode in Sicht. Ob dies so bleibt, wird massgeblich von der Niederschlagsdichte im Spätsommer und Herbst abhängen.

Im ersten Halbjahr 2019 sind knapp 1,25 Mio. t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 1,47 Mio. t in der Vergleichszeit des Vorjahres entspricht dies einer Abnahme um gut 15%.

Der Corona-Effekt ist in diesem Güterbereich allgegenwärtig. Aufgrund des nahezu vollständigen Groundings der weltweiten Luftfahrt während mehr als drei Monaten ist die Nachfrage nach Jet Fuel natürlich stark zurückgegangen; dieses Segment spielt in den Häfen aber nur eine komplementäre Rolle.

Beim für die Häfen viel wichtigeren Bereich „Gas-, Diesel und leichtes Heizöl“ wurden in der Berichtszeit etwas über 190’000 t eingeführt. Dies entspricht einem Rückgang um 11% gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres. Die sehr tiefen Produktpreise führten in den ersten Monaten dazu, dass die Kunden bestrebt waren, alle Läger aufzufüllen. Nachdem diese einmal voll waren, ergab sich in der Folge eine Abflachung des Umschlags.

Im Bereich „Motorbenzin und ähnliche Leichtöle“ brachten der Virus und die Empfehlung, auf den öffentlichen Verkehr möglichst zu verzichten, nebst den niedrigeren Produktpreisen erst mal eine kleinere Steigerung. Diese Entwicklung flachte aufgrund des verstärkten Wechsels zu Home Office aber rasch und dramatisch ab. Nach sechs Monaten resultierte eine Reduktion in diesem Bereich um -67% auf 75’000 t.

Ebenfalls deutlich, nämlich um mehr als 72%, zurückgegangen ist der Export von Mineralölprodukten ab den Schweizerischen Rheinhäfen. Hier handelt es sich um Schweröl, dass in der Raffinerie anfällt, in der Schweiz nicht verwendet und per Schiff abtransportiert wird. Im 1. Quartal fiel dieser Bereich nahezu auf Null, nach sechs Monaten wurden total knapp 10’000 t in den Häfen abgeführt.

Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse schlossen im 2. Quartal des Berichtsjahres 34% über dem Vorjahr ab, was einer Zunahme von 17’000 t entspricht. Aufgrund des sehr schwachen 1. Quartals liegen die Mengen für das 1. Semester insgesamt noch immer ca. 15’000 t hinter dem Vorjahr.

Bei den Nahrungs- und Futtermitteln konnte die Menge im 2. Quartal um 15 % resp. 16’000 t gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Jedoch auch hier liegen die Mengen im 1. Semester noch 11’000 t hinter Vorjahr. Der Rückgang in diesem Bereich ist ebenfalls auf das schwache 1. Quartal zurückzuführen.

Der Hauptgrund für die positive Entwicklung im 2. Quartal ist COVID-19 bedingt, da viele Importe, vor allem aus dem asiatischen Raum, verzögert waren und mit Verspätung in die Schweiz gelangten.

Diese positive Entwicklung im 2. Quartal kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor sehr grosse Mengen an europäischer Ware über den Landweg in die Schweiz kommen. Eine Entwicklung, die Anlass zur Sorge gibt, da dadurch die in den Rheinhäfen verbleibende Ware in einigen Silos nicht mehr „dreht“ (Pflichtlager) und somit eine kostendeckende Bewirtschaftung der Infrastruktur in den Rheinhäfen zunehmend verunmöglicht wird; dazu ist auf Bundesebene eine entsprechende Interpellation von Frau NR Alin Trede (BE, Grüne) eingereicht worden.

Nach Beschluss der Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind die Einfuhrmengen im Bereich Eisen, Stahl und NE-Metallen im April gegenüber März um mehr als die Hälfte von 22’456 t auf 10’214 t gesunken. Neben der Schliessung der Automobilwerke in Frankreich und Italien ist die Reduktion der Produktion wegen der Einführung von Kurzarbeit in vielen Schweizer Betrieben ein Grund für den Rückgang der Einfuhren. Während im Mai die Zufuhren auf sehr niedrigem Niveau blieben, konnte im Juni eine leichte Erholung auf 16’505 t verzeichnet werden.

Bei den Abfuhren konnte im April ein Anstieg der Exporte von Stahlprodukten auf 4’079 t verzeichnet werden, aber bereits im Mai und Juni sind die Mengen wieder massiv auf nur noch 400 t respektive 340 t eingebrochen. Mit einer Erhöhung der Im- und Exporte ist aufgrund der Sommerferien in Frankreich und „Ferragosto“ in Italien nicht vor September zu rechnen.

Während der Umschlag stark zurückgegangen ist, sind aufgrund von Annahme- und Lieferverzögerungen mehr Mengen in den Lagern der Hafenbetriebe geblieben. Somit konnten Verluste zum Teil durch Mehreinnahmen im Lagergeschäft kompensiert werden.

Weniger anfällig auf die international und national beschlossenen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ist die Gruppe Steine, Erden und Baustoffe. Die Zufuhren und Abfuhren sind auf einem sehr guten Niveau im zweiten Quartal geblieben, unter anderem dank der vom Lockdown nur wenig beeinflussten Baubranche. Viele Bauprojekte konnten ohne grössere Einschränkungen durchgeführt werden; im schlimmsten Fall sind einzelne Projekte verzögert.

Im zweiten Quartal sind die Zufuhren auf 207’037 t angestiegen, 41’077 t oder knapp 25% mehr als im ersten Quartal. Ebenso sind die Abfuhren, besonders dank dem Export von Recyclingprodukten, auf 76’406 t gestiegen. Ein Zuwachs von mehr als 7% oder 5’419 t gegenüber dem ersten Quartal. Zu bemerken ist auch die durchschnittliche Abfuhr von 25’348 t pro Monat, welche auf dem Niveau der durchschnittlichen monatlichen Abfuhren des Vorjahres 2019 mit 25’670 t liegt.

Ebenfalls unter Corona-Druck geraten sind die Exporte im Bereich Chemische Erzeugnisse, die um 12% auf knapp 110’000 t sanken. Da damit auch weniger Rohstoffe benötigt wurden, verbuchten die Import-Verkehre bei einem Halbjahres-Total von knapp 90’000 t ebenfalls ein Minus, nämlich von über 46%.

Quelle und Foto: Port of Switzerland