Weltpolitische Lage beeinflusst das Ergebnis in Hamburg

Während es im vergangenen Jahr rückläufige Zahlen beim Umschlag mit Massengut gab, ist der Hamburger Hafen dabei, sich auf neue Produkte und Mengen vorzubereiten. Die Transformation zu einem modernen Energie-Hub hat bereits begonnen.

„Im Februar 2022 haben wir eine Vereinbarung mit Air Products, dem weltgrößten Wasserstoffproduzenten, unterzeichnet, um Möglichkeiten für den Aufbau einer umfassenden Wasserstoff-Wertschöpfungskette im gesamten Hamburger Hafen zu erkunden. Im November gaben Air Products und Mabanaft bekannt, dass im Hamburger Hafen auf dem Gelände der Oiltanking Deutschland, Deutschlands erstes großes Importterminal für grünen Wasserstoff entstehen soll. Der Hamburger Hafen nimmt damit beim Wasserstoff-Import eine Vorreiterrolle ein und trägt dazu bei, die Versorgung Deutschlands zu sichern“, sagt Friedrich Stuhrmann, CCO bei der Hamburg Port Authority (HPA). Gleichzeitig sei die HPA mit dem Bau von Landstromanlagen sowohl an den Kreuzfahrt- als auch an den Containerterminals auf einem guten Weg zu einem klimaneutralen Hafen, ergänzte Stuhrmann.

Im Hamburger Hafen gingen im vergangenen Jahr 8,3 Mio. TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) über die Kaikanten. Das entspricht einem Minus von 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei einem Vergleich der Quartale fällt auf, dass sich der Umschlag von Containern bis zum Halbjahr positiv entwickelte. Im zweiten Halbjahr und insbesondere im 4. Quartal (-12,3 Prozent) ging der Umschlag jedoch stark zurück. „Normalerweise sehen wir im letzten Quartal eines Jahres aufgrund des nahen Weihnachtsfests einen Anstieg der Umschlagzahlen. Das blieb im vergangenen Jahr aus. Die Gründe dafür waren vor allem die gestiegenen Energiekosten und hohe Lagerbestände der Industrie“, erläutert Mattern. Entsprechend wies der Import von See-Containern mit 4,2 Mio. TEU ein Minus von 6,1 Prozent auf. Im Vergleich dazu wurden im Jahr 2022 4,1 Mio. TEU exportiert. Das entspricht einem Minus von 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Top-10 Liste der Partnerländer für das Jahr 2022 bringt einige positive Überraschungen mit sich. So entwickelte sich der Umschlag mit Polen mit 294.000 TEU und einem Plus von fast 25 Prozent sehr positiv. Damit liegt das Land auf Platz 4. Ähnlich positiv entwickelten sich die umgeschlagenen Mengen mit Finnland. Über diesen Trade gingen 213.000 TEU, das entspricht einem Plus von 22,3 Prozent. So erreicht Finnland Platz 6. Mit einem Plus von 6,6 Prozent und gut 196.000 TEU setzt auch Kanada ein positives Signal im Warenaustausch mit dem Hamburger Hafen und stieg damit vom zwölften auf den neunten Platz.

Traditionell führt auch in diesem Jahr China mit 2,46 Mio. TEU (-3,8 Prozent) die Top-10 Liste der Partnerländer an. Auf Platz 2 folgen die USA mit 605.000 TEU, was einem Minus von 2,1 Prozent entspricht. Gleichwohl nahm die Anzahl der beladenen Boxen im Containerverkehr mit den USA um 0,6 Prozent auf 540.000 TEU zu. Singapur hält konstant den 3. Rang mit 423.000 TEU (-1,1 Prozent).

In der erweiterten Liste der Partnerländer fallen sowohl Sri Lanka als auch Malaysia positiv auf. Malaysia klettert mit einem Plus von 10,7 Prozent und einem Umschlag von 177.000 TEU auf den 13. Rang. Mit 128.000 TEU und einem Plus von 8,8 Prozent verbessert sich Sri Lanka auf den 17. Platz. War Russland im vergangenen Jahr noch auf dem 4. Platz unter den Top-Partnerländern, so liegt das Land jetzt noch auf Rang 27 mit einem Umschlag von rund 80.000 TEU.

Schiffe der sogenannten Megamax-Klasse mit über 18.000 TEU haben Hamburg im vergangenen Jahr insgesamt 234 mal angelaufen. Damit stieg die Zahl um sechs Prozent. „Die zunehmende Zahl der Megamax-Containerschiffe zeigt eindeutig, dass die Fahrrinnenanpassung auch mit einer vorübergehend verminderten Tiefe weiter angenommen wird. Die Reedereien haben sich schnell an die neuen Bedingungen angepasst“, sagt Mattern. So legten auch die Anläufe der zweitgrößten Kategorie zwischen 14.000 und 17.999 TEU um fünf Prozent zu. In der Schiffsgrößenklasse zwischen 10.000 und 13.999 TEU gingen die Anläufe jedoch um 16,6 Prozent zurück. So entstand bei Großcontainerschiffen insgesamt ein Rückgang von 1,2 Prozent auf 486 Anläufe.

Die Anläufe von mittelgroßen Containerschiffen mit Kapazitäten zwischen 8.000 und 9.999 TEU (Very-Large-Container-Ships) nahmen um elf Prozent zu. Nur kleinere Containerschiffe und Feeder kamen insbesondere im zweiten Halbjahr seltener in den Hafen.

Bei einer genaueren Betrachtung des Containerumschlags zeigt sich, dass die Transhipmentverkehre zu über 90 Prozent für deren Rückgang verantwortlich waren. So fiel der Umschlag um 12,1 Prozent auf 2,90 Mio. TEU. Die Hinterlandverkehre blieben hingegen fast stabil. Die Menge an TEU fiel hier lediglich um 0,9 Prozent auf 5,4 Mio. TEU.

Im Modal Split der Hinterlandverkehre kann die Bahn ihre führende Position halten. So gingen noch immer mehr als die Hälfte aller Container über die Schiene. Mit 50,5 Prozent (-1 Prozentpunkt) ist das Gesamtergebnis zwar leicht rückläufig. Die Schiene bleibt aber mit 2,7 Mio. TEU wichtigster Verkehrsträger für das Hinterland. Trotz des Rückgangs um 2,8 Prozent erreichte die Bahn in diesem Segment das zweitbeste Jahresergebnis ihrer Geschichte.

Bei einem Blick auf die Tonnage im Modal Split der Hinterlandverkehre legt die Bahn sogar um 1,1 Prozentpunkte zu und transportierte 53,9 Prozent der Güter. Mit 47,3 Mio. Tonnen war es das drittbeste Ergebnis nach 2021 und 2019.

Die weiterhin unsichere Lage auf den Weltmärkten macht es schwierig, eine Prognose für das Jahr 2023 abzugeben. „Wir hoffen, dass sich die globale Wirtschaft wieder fängt. Das wird auch den Umschlag des Hamburger Hafens unterstützen und steigern“, resümiert HHM-Vorstand Mattern. Gleichzeitig werden alle Akteure im Hamburger Hafen aktiv an der Transformation hin zu einem klimaneutralen, effizienten und modernen Hafen arbeiten.

Quelle: HHM, Foto: HHM / Hasenpusch Productions