Niedersächsische Seehäfen mit Umschlagsrückgang

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Innerhalb der neun niedersächsischen Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven wurden deutliche Zuwächse im Automobilumschlag und bei der Verladung von Windenergiekomponenten erzielt. Rückläufig entwickelte sich der Bereich der festen Massengüter, wie Kohle aber auch von Materialien für die energieintensive Industrie, sowie der Containerumschlag. Der Import von Flüssigerdgas war auch im Jahr 2023 ein wichtiger Faktor für die Energieversorgung Deutschlands.

Im Bereich der flüssigen Massengüter konnte ein Zuwachs von 3 % verzeichnet werden (26,59 Millionen Tonnen im Jahr 2023 / 25,88 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Der Import von Flüssiggas trug hier zum positiven Ergebnis bei. Das Segment von festen Massengütern ist im Vergleich zum Vorjahr um 25% zurückgegangen (11,21 Millionen Tonnen im Jahr 2023 / 14,94 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Die Nachfrage nach Kohle, die im Jahr 2022 aufgrund der Energiekrise hoch war, ist seitdem stark gesunken. Auch Düngemittel, die bereits im letzten Jahr unter anderem aufgrund der Sanktionen gegen Russland und der gestiegenen Düngemittelpreise rückläufig waren, verzeichneten einen weiteren Rückgang. Der Umschlag von Stückgütern (inkl. RoRo und Container) belief sich auf rund 12,78 Millionen Tonnen (-6 % / 13,63 Millionen Tonnen im Jahr 2022). In diesem Ladungssegment verzeichnete der Umschlag von Neufahrzeugen und Windenergiekomponenten einen deutlichen Zuwachs, während der Umschlag von Containern unter dem Niveau des Jahres 2022 lag. Die Umschlagsmenge am EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven ist mit 531.637 Standardcontainern (TEU) um 22,2 Prozent gesunken. Der Umschlag von rund 1,67 Millionen Automobilen ergab einen Anstieg von knapp 16 Prozent im Vergleich zu 2022 (1,44 Millionen).

„2023 war ein Jahr voller Herausforderungen aber auch Chancen für unsere Hafengruppe. Während Themen, wie zu hohe Energiekosten, geopolitische Spannungen sowie ein nachlassendes Wirtschaftswachstum die Bilanz negativ beeinflussten, gab es positive Entwicklungen beim Umschlag von Automobilen, Windenergiekomponenten und Flüssigerdgas. Mit insgesamt 45 Schiffsanläufen in Wilhelmshaven konnten im Durchschnitt ca. 3,6 Mio. Haushalte mit Erdgas versorgt werden. Somit sind die Niedersächsischen Seehäfen schon jetzt unverzichtbare Umschlagplätze im Rahmen der Energiewende“, erläutert André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.

Der Seehafen Brake verzeichnete im Jahr 2023 im Seeverkehr ein Umschlagsvolumen von 6,08 Millionen Tonnen (- 11,3 % / 6,85 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Im Stückgutumschlag wurde mit rund 2,49 Millionen Tonnen das Jahresergebnis aus 2022 (2,87 Millionen Tonnen) um 13 % unterschritten. Hierzu haben Rückgänge beim Import als auch beim Export von Forstprodukten geführt. In diesem Ladungssegment ist der Umschlag von Zellstoff rückläufig, da die Zellstoff-Verarbeitung in Deutschland aufgrund hoher Energiekosten und gestiegener Marktpreise um 30 % gesunken ist. Auf einem guten Niveau liegt der Umschlag von Eisen und Stahlprodukte.  Der Bereich der festen Massengüter liegt mit 3,11 Mio. Tonnen im Jahr 2023 rund 8 % unter dem Niveau des Vergleichszeitraums (3,40 Mio. Tonnen im Jahr 2022). Der Ukraine-Konflikt beeinflusst nach wie vor die Agrar-Lieferketten, was sich negativ auf die Importmengen von Getreide im Seeverkehr auswirkt. Ebenfalls durch den Konflikt bedingt, konnten weiterhin Bahn-Importmengen auf einem erhöhten Niveau verzeichnet werden – Verlagerung von insbesondere Getreide-Warenströmen (Mais). Die Futtermittelankünfte waren im Jahr 2023 stabil zum Vorjahr.

In Cuxhaven sind im vergangenen Jahr rund 2,41 Millionen Tonnen Güter im Seeverkehr (-3 % / 2,49 Millionen Tonnen im Jahr 2022) umgeschlagen worden. Mit 337.192 umgeschlagenen Fahrzeugen im Jahr 2023 liegt das Volumen im Neufahrzeugumschlag rund 6 % über dem Vorjahr (319.232 Fahrzeuge im Jahr 2022). Beim seeseitigen Umschlag von Stückgütern, zu denen im Hafen Cuxhaven z. B. Holz gehört, kommt der Standort auf ein Volumen von rund 1,12 Millionen Tonnen (+8 % / 1,04 Millionen Tonnen im Jahr 2022).

Das feste Massengut liegt mit 561.999 Tonnen 5 % unter dem Vorjahresniveau (592.396 Tonnen).

Der Hafen Emden verzeichnet einen Seegüterumschlag von rund 4,41 Millionen Tonnen im Jahr 2023 (+3 % / 4,28 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Positiv entwickelte sich der Umschlag der Stückgüter (+10 % / 2,81 Millionen Tonnen im Jahr 2023 / 2,56 Millionen Tonnen im Jahr 2022), hier überwiegend der Im- und Export von Neufahrzeugen. Der Automobilumschlag von 1,29 Mio. Fahrzeugen liegt mit rund 16,4 % im Jahr 2023 über dem Niveau des Vergleichszeitraums (1,11 Millionen Fahrzeuge in 2022), der Emder Hafen behauptet damit seine Position als drittgrößter Autoverladehafen in der westlichen Welt. Nebenbei erhöhte sich die Zahl der in Emden umgeschlagenen Elektro- und Hybridfahrzeuge von 364.658 auf 456.463 Fahrzeuge, was einer Erhöhung um 25,2 % nachkommt. Der Umschlag von Windenergiekomponenten konnte von rund 3.500 auf 5.794 Komponenten erhöht werden, während der Umschlag von flüssigen Massengütern im Vergleich zum Jahr 2023 um 31 % zurückgegangen ist.

Der Hafenstandort Leer kam im Jahr 2023 auf 9.301 Tonnen im Seeverkehr. Der Umschlag erhöhte sich um rund 40 % (6.626 Tonnen im Seeverkehr 2022). Gestiegene Volumina von Ziersteinen und Marmorkies trugen zu dem positiven Ergebnis bei. Im kombinierten See- und Binnenverkehr wurden in Leer knapp 186.000 Tonnen Güter bewegt, im Vorjahreszeitraum waren es noch rund 240.000 Tonnen. Schrott, Kies, Splitt und Torf wurden hierbei am häufigsten im Seehafen Leer umgeschlagen.

In Nordenham belief sich das seewärtige Umschlagsergebnis auf rund 2,26 Millionen Tonnen (-17 % / 2,71 Millionen Tonnen in 2022). Das Segment Trockenmassengut ist im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Die Nachfrage nach Kohle, die im Jahr 2022 aufgrund der Energiekrise hoch war, ist seitdem stark zurückgegangen (- 35 % / 1,10 Millionen Tonnen im Jahr 2023 / 1,69 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Im Bereich der flüssigen Massengüter konnte der Umschlag von Mineralölprodukten von 110.117 Tonnen im Jahr 2022 auf 314.106 Tonnen im Jahr 2023 erhöht werden. Für das Jahr 2024 werden stabile Umschlagszahlen im Bereich des Stückgutumschlags erwartet, im Bereich des Kohleumschlags wird mit einem weiteren Rückgang gerechnet, da zwei von drei Kraftwerken, die von Nordenham aus beliefert werden, vom Netz gehen.

Der Oldenburger Hafen verzeichnete im seeseitigen Verkehr ein Umschlagsplus von gut 48 % (141.756 Tonnen im Jahr 2023 / 95.621 Tonnen im Jahr 2022). Die neue Wendestelle hat die Erreichbarkeit des Oldenburger Hafens nachhaltig verbessert, dadurch haben zusätzliche Seeschiffe im Oldenburger Hafen festgemacht. Das Umschlagsergebnis im kombinierten See-/Binnen- und Bahnverkehr lag im Jahr 2023 bei rund 1,13 Millionen Tonnen (1,07 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Zu den Hauptumschlagsgütern zählten erneut Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft. Die Oldenburger Hafenwirtschaft blickt positiv nach vorne und erwartet für das Jahr 2024 konstante Umschlagszahlen.

Im Jahr 2023 wurden im Seehafen Papenburg 531.906 Tonnen im Seegüterverkehr umgeschlagen (-11,7 % / 602.329 Tonnen im Jahr 2022). Im kombinierten See- und Binnenverkehr belief sich der Umschlag auf 688.196 Tonnen (736.826 Tonnen im Jahr 2022). Registriert wurden Rückgänge beim Umschlag von Schiffs- und Maschinenteilen, Stahlimporten, Dünger und Torf, während der Umschlag von Holzabfällen für die Verbrennung in Kraftwerken zur Energiegewinnung leicht angestiegen ist. Der Standort bleibt zuversichtlich, für 2024 werden Schwergut-Exporte für die Friesenbrücke sowie Exporte von Umspannplattformen für Windparks durch die Meyer Werft erwartet.

Die Hafenbilanz in Stade fällt mit einem Umschlag von 3,76 Millionen Tonnen im Seeverkehr negativ aus (5,11 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Das Umschlagsaufkommen der festen Massengüter fiel um 40 % auf rund 1,98 Millionen Tonnen (3,28 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Beim Umschlag von chemischen Produkten wurde ein Rückgang um 4 % auf 1,74 Millionen Tonnen (1,81 Millionen Tonnen im Jahr 2022) registriert. Im Zuge der Energiekrise, verbunden mit erhöhten Kosten für Erdgas, hat insbesondere die energieintensive Industrie drastisch ihre Produktion gedrosselt. Für das Jahr 2024 wird eine signifikante Erholung erwartet, die Industrie vor Ort plant ihre Produktion wieder hochzufahren, trotz Energiekosten, die im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig sind. Der prognostizierte Umschlag von Baumaterialen sowie die Inbetriebnahme der FSRU (Floating Storage and Regasification Units) lassen optimistisch in die Zukunft blicken.

Der Seehafen Wilhelmshaven liegt innerhalb der Hafengruppe trotz Rückgang mit einem Umschlagsvolumen von 30,97 Millionen Tonnen im Jahr 2023 auf einem hohen Niveau (-4 % / 32,29 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Zuwächse wurden hier bei den flüssigen Massengütern generiert (+ 4 % / 23,33 Millionen Tonnen in 2023; 22,51 Millionen Tonnen in 2022). Der Umschlag am Flüssiggasterminal trug maßgeblich zu dem positiven Ergebnis bei. Im Jahr 2023 wurden 45 Schiffsanläufe mit insgesamt ca. 7 Mio. m² LNG registriert, wodurch rund 3,6 Mio. Haushalte mit Erdgas versorgt werden konnten.

Der Umschlag fester Massengüter sank von rund 3,79 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf rund 2,33 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Der Kohleumschlag verringerte sich von 3,15 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf 1,79 Millionen Tonnen im Jahr 2023. Beim Stückgutumschlag wurden insgesamt rund 5,31 Millionen Tonnen verbucht (-11 % / 5,99 Millionen Tonnen im Jahr 2022). Der Rückgang im Containerumschlag kommt hier zum Tragen (-22,2% / 531.637 TEU im Jahr 2023 / 683.395 im Jahr 2022). Mit rund 36.200 umgeschlagenen Fahrzeugen im Jahr 2023 entwickelte sich dieses Ladungssegment deutlich positiv (9.298 Fahrzeuge im Jahr 2022). Für das Jahr 2024 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet.

Quelle: Seaports of Niedersachsen, Foto: Seaports of Niedersachsen/ Andreas Burmann, von links: Holger Banik (Geschäftsführer Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG und der JadeWeserPort Realisierungs GmbH & Co. KG), Olaf Lies (Niedersaechsicher Minister fuer Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung) und André Heim (Geschäftsführer der Seaports of Niedersachsen GmbH). 

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