Antwerpen treibt Verkehrsverlagerung

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Der Hafen Antwerpen wird in den nächsten drei Jahren 1,4 Millionen Euro in Projekte investieren, die den hafengebundenen Güterverkehr flüssiger und effizienter gestalten werden.

Die sieben zur Förderung ausgewählten Projekte sollen die Zahl der Lkw-Fahrten um bis zu 250.000 pro Jahr insgesamt reduzieren. Darauf aufbauend wird die flämische Regierung in den nächsten Monaten zusätzliche 1,4 Millionen Euro für weitere Projekte zur Verfügung stellen, die den Verkehr in und um Antwerpen nachhaltiger gestalten.

„Die Mobilität auf den flämischen Straßen betrifft uns alle“, erklärte Jacques Vandermeiren, CEO der Antwerp Port Authority, anlässlich des sechsten Intermodal Event, das von der Hafenbehörde organisiert wurde. Er betonte: „Viele Menschen leben mit der Vorstellung, dass der Hafen die Hauptquelle für Staus auf unseren Straßen ist, aber in Wirklichkeit ist der Hafen nur einer von vielen Nutzern des Straßennetzes. Tatsache ist, dass unsere Region ein wichtiger wirtschaftlicher Knotenpunkt zwischen den Niederlanden, Nordfrankreich und dem deutschen Ruhrgebiet ist. In den nächsten Jahren werden die Arbeiten in verschiedenen Projekten zur Verbesserung der Mobilität in und um Antwerpen beginnen, aber zusätzliche Infrastruktur allein wird nicht ausreichen“, warnte Vandermeiren.

Hafenpräsident Marc Van Peel erläuterte weiter: „Der Modal-Shift zu nachhaltigen Verkehrslösungen, die unsere Straßen weniger belasten oder Straßenverkehre sogar vermeiden, ist entscheidend für eine effizientere Mobilität – nicht nur heute, sondern auch in Zukunft. Deshalb wird die Port Authority in den nächsten Jahren privatwirtschaftliche Projekte unterstützen, die zu einem effizienteren Lkw- und sonstigen Verkehr im und um den Hafen herum beitragen.“

Entwicklung und Auswahl der Projektvorschläge

Die sieben Projekte, die eine finanzielle Unterstützung erhalten, wurden auf Grundlage eines Calls for Proposals ausgewählt, den die Hafenbehörde Anfang des Jahres herausgegeben hatte. Mit dem Aufruf wollte die Port Authority den Markt anregen, „neue, nachhaltigere Mobilitätslösungen oder Verbesserungen bestehender Mobilitätslösungen zur Bewältigung des maritimen Wirtschaftsverkehrs zu entwickeln“. Die eingereichten Projekte wurden nach verschiedenen Kriterien bewertet, unter anderem danach, ob sie eine verlässliche und preislich wettbewerbsfähige Alternative zu bestehenden, weniger nachhaltigen Lösungen bieten und ob sie auf einem erfolgversprechenden Businessplan basieren. Die sieben letztendlich ausgewählten Projekte können jeweils mit einer maximalen Förderung von 200.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren rechnen.

Die sieben Projekte

  1. DP World: Verlagerung auf die Bahn

Ziel des Terminalbetreibers DP World ist es, bestehende Bahnprodukte zu verbessern und neue Bahnverbindungen aufzubauen, wie zum Beispiel einen neuen Service nach Stuttgart, der der deutschen Automobilindustrie eine nachhaltige Transportalternative bietet. DP World hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Anteil des Bahntransports auf 10 Prozent zu erhöhen. Durch das Projekt wird die Zahl der Pkw-Transporterfahrten auf der Straße um 50.000 pro Jahr reduziert.

  1. Delcatrans: Verlagerung auf die Binnenschifffahrt

Der multimodale Logistikdienstleister Delcatrans entwickelt an seinem River Terminal in Wielsbeke eine Kühllogistik-Plattform für den Binnenschiffsverkehr. Westflandern ist eine wichtige europäische Drehscheibe für die Tiefkühlindustrie. Dazu gehören unter anderem Tiefkühlgemüse und Kartoffelprodukte aus Flandern, die über den Hafen Antwerpen in alle Welt verschickt werden. Durch den Einsatz von Binnenschiffen für den Transport von und nach Antwerpen wird das Projekt dazu beitragen, jährlich bis zu 5.400 Lkw-Fahrten zu vermeiden.

  1. Hakka NV: Leerfahrten vermeiden

Hakka NV betreibt eine digitale Plattform für die Lkw-Branche. Das Unternehmen hat einen Vorschlag eingereicht, der seine Plattform für eine Anwendung nutzt, die Rückladungen für Lkw findet, um Leerfahrten zu vermeiden und damit den Lkw-Transport effizienter zu gestalten. Innerhalb eines Jahres werden 120.000 Lkw-Fahrten eingespart.

  1. Port-Liner Holding CV: Bau von Hybridschiffen

Das niederländische Unternehmen Port-Liner ist auf den Bau von Null-Emissions-Binnenschiffen spezialisiert. Die Firma hat ein Projekt eingereicht, in dessen Rahmen es fünf Hybridschiffe bauen wird, die zwischen dem multimodalen Terminal De Kempen in Südholland und Antwerpen pendeln werden. Dank dieser Hybridschiffe werden jährlich 23.000 Lkw weniger auf den Straßen unterwegs sein.

  1. Danser: Innovation im Binnenschiffsverkehr

Danser, einer der größten multimodalen Container-Operateure in Europa, hat gleich zwei innovative Binnenschiffskonzepte eingereicht. Mit dem Aufbau eines Hub-and-Spoke-Konzepts entlang des Brüssel-Schelde-Kanals und durch Einführung eines Korridorsystems zwischen Nordfrankreich und Antwerpen sollen jährlich 26.000 Lkw-Fahrten eingespart werden.

Anmerkung: Das Hub-and-Spoke-Konzept stammt aus der Luftfahrtindustrie und bezieht sich auf ein Transport- und Distributionssystem, bei dem die Waren an einem zentralen Punkt (Hub) gesammelt werden, von wo aus sie über Direktverbindungen (Spokes) zu ihrem endgültigen Bestimmungsort transportiert werden.

  1. Euroports Inland Terminals: Direkte Bahnverbindung nach Lüttich

Euroports Inland Terminals, ein Unternehmen der Euroports-Gruppe, wird eine neue Bahnverbindung zwischen Lüttich (Ile Mosin) und dem Hafen von Antwerpen einführen. Mit dem Angebot einer direkten Bahnverbindung zweimal wöchentlich ab Januar 2018 wird die Region um Lüttich, die bereits sehr gut mit dem Binnenschiff erreicht wird, auch für Kunden interessant, die nach Bahnangeboten suchen. Innerhalb eines Jahres werden dadurch 16.200 Lkw-Fahrten eingespart.

  1. Slowakische Schifffahrt und Häfen: Direkte Bahnverbindung nach Bratislava

Slovak Shipping and Ports ist ein Containerterminalbetreiber aus Bratislava in der Slowakei. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wird das Unternehmen Kombizüge mit einer Mischung aus intermodalen und konventionellen Waggons in Betrieb nehmen, die zweimal wöchentlich zwischen dem Terminal in Bratislava und dem Hafen von Antwerpen verkehren. Die Frequenz wird später auf viermal pro Woche erhöht. Durch die effizientere Anbindung des Antwerpener Hafens per Bahn an das osteuropäische Hinterland werden durch dieses Projekt durchschnittlich 6.000 Lkw-Fahrten pro Jahr eingespart.

Quelle und Foto: Port of Antwerp

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