Den Respekt der Mitarbeiter gewinnen

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Hafenzeitung, NDH

Tobias Haberland hat sich vor dreieinhalb Jahren entschlossen in das elterliche Familienunternehmen einzutreten. Kein leichter Schritt, wie er berichtet.

Schaut man in die einschlägige Wirtschaftspresse scheint eine der größten Herausforderungen für traditionelle Mittelständler die Unternehmensnachfolge zu sein. Wie sieht das ein junger Mensch, der sich entschlossen hat, im Unternehmen der Familie aktiv zu werden? Und: Was ist das Geheimnis, einen solchen Übergang erfolgreich zu gestalten? Auf Spurensuche im Neusser Hafen: Hier ist Tobias Haberland vor dreieinhalb Jahren in das mehr als hundertjährige Familienunternehmen M. Zietzschmann GmbH & Co. KG eingetreten.

„Als geschäftsführender Gesellschafter bin ich ein bisschen Mädchen für alles“, lacht der 32-Jährige. Und präzisiert dann direkt: „Im Prinzip bin ich hauptsächlich für die Organisation des Unternehmens verantwortlich. Dazu gehören das Personalmanagement, das Thema Genehmigungen und Investitionsentscheidungen – vieles selbstverständlich mit meinem Vater gemeinsam. Außerdem kümmere ich mich um verschiedene rechtliche Dinge, die beurteilt werden müssen.“

Besonders stolz ist er auf sein „erstes Baby“, das erfolgreiche Projektmanagement für den Neubau des Schüttgut-Terminals. Vor knapp zwei Jahren eröffnete der Komplex an der Heerdterbuschstraße. Haberland hatte unter anderem Architekt, Handwerker und Sachverständige koordiniert, Marktanalysen erstellt und vieles mehr.

Die Fachleute hätten ihn schnell als Ansprechpartner akzeptiert – ebenso wie die rund 30 Mitarbeiter des Unternehmens als Mitgeschäftsführer. „Ich habe allerdings das Glück, dass ich schon als Schüler regelmäßig in den Ferien im elterlichen Betrieb mein Taschengeld aufgebessert habe. Dadurch kenne ich die Alteingesessenen – und sie kannten mich“, verrät er ein Erfolgsgeheimnis. „Wer sich schon als Junge die Finger dreckig gemacht und Einsatz gezeigt hat, wird schneller akzeptiert als wenn man einfach sagt ich bin der Chef. Man braucht diesen Rückhalt der Mannschaft, sonst passiert gar nichts. Aber diesen muss man sich durch Leistung selber erarbeiten und jeden Tag neu verdienen. Das kommt nicht zugeflogen.“

Als Junge hatte er noch nicht das Ziel, einmal in das Unternehmen einzutreten. Auch der Vater habe die Berufswahl seiner Söhne nicht beeinflusst. „Ich denke, insgeheim hat er es sich gewünscht, dass einer von uns diese Wahl trifft. Aber es wäre nicht gut gewesen, Druck aufzubauen.“

Entsprechend studierte Haberland zunächst BWL in Konstanz und Saarbrücken, absolvierte zusätzlich einen Master in Sydney. Er trat sogar in ein Trainee-Programm bei einer Frankfurter Privatbank ein. Als er jedoch nach einem Jahr das Angebot erhielt, eine feste Stelle anzutreten, zögerte er. „Ich merkte, dass ich an der Wirtschaft teilhaben wollte, selbst gestalten, etwas leisten statt andere zu beurteilen. Und da hatte ich das unendlich große Glück, dass unsere Familie ein Unternehmen besitzt und betreibt.“

Noch dazu in der Logistik, die wie keine andere Branche extrem abwechslungsreich sei, wie er schwärmt: „Kein Tag ist wie der andere, ich kann sehr viel lernen und auch Perspektiven verwirklichen. Ich komme mit ganz vielen Leuten zusammen, die wirklich etwas tun und leisten.“ Und: Im Gegensatz zu einem Angestellten, so seine Bilanz, fließe der Erfolg direkt in das eigene Unternehmen. „Aber Unternehmertum und unternehmerisches Denken versuchen wir jedem bei Zietzschmann nahe zu bringen.“

Der Vater habe sich über den unerwarteten Anruf schon gefreut. „Glaube ich“, meint Haberland und lacht erneut. „Ich denke, ich habe ihn schon damit überrascht.“

Und die Reaktion bei den Mitarbeitern? „Bei denen, die ich schon kannte, glaube ich schon, dass es sie gefreut hat. Die anderen haben erst einmal abgewartet. Da war eine völlig normale und gesunde Neutralität vorhanden. Diese Mitarbeiter muss ich nach und nach mit Leistung überzeugen. Und ich hoffe, dass sie das was ich bisher getan habe, auch gutheißen.“

Derzeit beschäftigt sich der Jungunternehmer damit, noch mehr Interessenten für das Schüttgut-Terminal zu gewinnen. Ihm ist es gelungen, Genehmigungen für den Umschlag und die Lagerung nicht nur von Düngemitteln, Mineralien und Baustoffen sondern auch von Wertstoffen sowie Grundstoffen für die Chemieproduktion zu erhalten. Was ebenso viel Zeit wie Nerven und Geld gekostet hat. Aber es hat sich gelohnt. „Wir können zum Beispiel Streusalz, Düngemittel, Chemieprodukte für die Wasseraufbereitung oder Mineralien für die Glasindustrie handlen. Es gibt kaum etwas an Schüttgütern, was wir nicht umschlagen und lagern können.“ Und natürlich auch den An- und Abtransport über wahlweise Straße, Schiene oder Wasserstraße organisieren. Mit den entsprechenden Verlagerungseffekten weg von der Straße hin auf Schiff oder Bahn.

„Das alles ist uns Mitte letzten Monats gestattet worden und wir gehen jetzt in den Betrieb. Aber ich denke, dadurch sind wir für die Zukunft noch ein bisschen besser aufgestellt“, freut er sich ein weiteres Kapitel in der Unternehmensgeschichte geschrieben zu haben.

Klassisch

M. Zietzschmann GmbH & Co. KG ist ein unabhängiges Familienunternehmen mit Sitz im Binnenhafen Neuss-Düsseldorf. Neben dem Betreiben von eigenen Lager- und Umschlagsbetrieben beschäftigen sich die Mitarbeiter mit Spedition im klassischen Sinne, nämlich Ware rechtzeitig, kosteneffizient und so ökologisch wie möglich von A nach B zu bringen. Hierzu bedienen sie sich aller gängigen Transportmittel.

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