Euphorie oder Blues – Logistik bleibt stabil

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Haben Sie schon gratuliert? Der Logistik-Indikator vollendet sein zehntes Lebensjahr. Zehn Jahre gemeinsamer Arbeit von Experten aus Industrie, Handel, Dienstleistung und Wissenschaft.

Erstmals konnten die Befragungsdaten mit einer Saisonbereinigung ausgewertet werden, da die nötige Datengrundlage mit der Historie erreicht wurde. So ergab die Analyse, dass in Maibefragungen systematisch etwas höhere Werte ermittelt werden, als in den übrigen Quartalen. Auch wenn eine Frühjahrseuphorie sympathisch ist, wird dieses Saisonmuster ab sofort herausgefiltert, um Konjunktursignale klarer bewerten zu können.

Erfreulicherweise spiegelt die aktuelle Befragung aber keinen „Herbst-Blues“ wider, wie ihn die allgemeine Nachrichtenlage erwarten ließe. Das Konjunkturklima in der deutschen Logistikwirtschaft hat sich leicht verbessert, auch wenn Industrie und Handel die aktuelle Lage etwas schlechter einschätzen, als ihre Kollegen aus der Logistik-Dienstleistung. Diese berichten höhere Kapazitätsauslastung und verbesserte Geschäfts- und Auftragslage.

Industrie und Handel sehen eine leichte Eintrübung der wirtschaftlichen Lage wegen ge-stiegener Einkaufspreise in Verbindung mit gesunkenen Verkaufspreisen. Zusätzlich ma-chen sich Unsicherheiten durch den Brexit-Beschluss bemerkbar. Denn 2.500 deutsche Unternehmen haben Niederlassungen in Großbritannien, das Land ist der drittgrößte Abnehmer deutscher Produkte und der wichtigste Absatzmarkt für Maschinenbau und Pharma-Branche. Insgesamt aber legten Nachfrage und Aufträge aus dem Ausland zu.

Beide Marktseiten schätzen die Entwicklung im kommenden Quartal und in den nächsten 12 Monaten optimistischer ein, als in der Befragung zuvor. So sieht es auch die Bertels-mann Stiftung: Deutschland sei Gewinner der Globalisierung, der freie Fluss von Waren und Dienstleistungen habe den Menschen Wohlstandszuwachs gebracht und die deutsche Wirtschaft erziele einen größeren Export-Überschuss als China. Nur fünf Länder ziehen einen noch größeren Nutzen aus der Globalisierung: Irland, Dänemark, Finnland, die Schweiz und Japan – Länder, die in langer Tradition international wirtschaften.

Und wie sieht es innerhalb Deutschlands aus, insbesondere in den Ballungsgebieten? Mehr als die Hälfte der Logistikdienstleister sehen ihre Arbeit durch Stau, Luftverschmut-zung und Lärm beeinträchtigt. Stadtbewohner beklagen diese Phänomene ebenfalls und mit Vehemenz in den sozialen Netzwerken. In Industrie und Handel sehen rund die Hälfte der Logistiker ihre Bedürfnisse bei der Stadt- und Verkehrsplanung nicht genügend be-rücksichtigt. Insgesamt geringen Bedarf sehen die Befragten an Lagerflächen im Stadtbe-reich, um die Zustellwege zu verkürzen. Auf beiden Marktseiten einhellig ist die Meinung, dass die Auslastung der Lieferfahrzeuge weiter optimiert werden könne.

Die BVL wird das Thema City-Logistik noch einmal aufgreifen, um als objektive Plattform relevante Akteure zusammenzubringen und eine Roadmap zu entwickeln, die für Wirt-schaft und Politik sinnvoll ist und den Menschen nützt – für eine Zukunft ohne Blues.

Quelle: BVL

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