Die Port of Rotterdam Authority entwickelt auf der Maasvlakte ein 11 ha großes Gelände, das sich für den Bau einer enorm großen grünen Wasserstofffabrik eignet. Anlass hierfür ist die Ausschreibung des Windparks IJmuiden Ver im weiteren Verlauf dieses Jahres.
Der Minister für Klima und Energie fordert im Rahmen des Verfahrens für die Teilfläche Beta die Wirtschaft dazu auf, einen großen Teil der Windenergie auf intelligente Weise in das Energiesystem zu integrieren. Dafür bietet sich die Produktion von Wasserstoff in direkter Küstennähe an, da hierdurch eine zusätzliche Belastung des Hochspannungsnetzes vermieden wird. Die Inbetriebnahme sowohl des Windparks als auch der Wasserstofffabrik ist für ca. 2028 geplant.
Allard Castelein, CEO Port of Rotterdam Authority: „Die Realisierung einer Wasserstofffabrik mit einer Kapazität von 1 GW ist der nächste Quantensprung in der Produktion von grünem Wasserstoff. Mehrere Unternehmen bauen nun auf der Maasvlakte bereits Elektrolyseure mit einer Kapazität von 200 bis 250 MW, oder sie haben weit fortgeschrittene Pläne dazu. Dies sind vorläufig die größten Anlagen Europas, aber wir wollen jetzt schon Raum für die nächste Generation von Wasserstofffabriken schaffen, die voraussichtlich fünf Mal so groß sein werden.“
Verschiedene Unternehmen beabsichtigen, in Rotterdam eine Elektrolysekapazität von insgesamt rund 1.350 MW (1,35 GW) zu installieren. Der Hafenbetrieb strebt bis 2030 eine Elektrolysekapazität von 2 bis 2,5 GW an, was mit dieser Entwicklung in Reichweite kommt. In den gesamten Niederlanden sollen bis 2030 nach den Plänen der Regierung 4 GW realisiert werden.
In den kommenden Jahren werden immer mehr Windparks in der Nordsee errichtet. Ein Teil des dort erzeugten Stroms wird zur Produktion von grünem Wasserstoff verwendet: durch Elektrolyse wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) zerlegt. Der grüne Wasserstoff ist eine Alternative zum Erdgas. Es ist interessant, den Wasserstoff direkt an der Küste zu produzieren, da dann keine zusätzlichen Hochspannungskabel an Land notwendig sind. Ebenso ist es günstig, wenn die Produktion in der Nähe der wichtigsten Abnehmer – der Industrie – stattfindet.
Ende März hat der Minister für Klima und Energie die Verordnungsentwürfe für den Windpark IJmuiden, Teilfläche Beta, veröffentlicht. Diese Anlage mit einer Kapazität von 2 GW soll um 2028 fertiggestellt werden. In der zweiten Jahreshälfte 2023 beginnt das formale Ausschreibungsverfahren. Verschiedene Akteure haben bereits ihr Interesse bekundet. Die Port of Rotterdam Authority reserviert eine Fläche von 11 ha exklusiv für den Anbieter, der den Zuschlag erhält und in Rotterdam in großem Maßstab grünen Wasserstoff produzieren will.
Das Gelände bietet Raum für eine Elektrolysekapazität bis zu 1 GW und befindet sich neben dem Umspannwerk Amaliahaven (380 kV), das der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hier errichten wird. Hier wird dann auch das 2-GW-Gleichstromkabel für den auf der Teilfläche Beta des Windparks IJmuiden Ver erzeugten Strom angelandet. Der gesamte grüne Strom wird nicht in das Stromnetz eingespeist, sondern unmittelbar in Wasserstoff umgewandelt. Dadurch wird eine zusätzliche Belastung des Stromnetzes vermieden. Die neue Wasserstoffleitung wird außerdem entlang des Geländes verlegt, wodurch der hier erzeugte Wasserstoff auf effiziente Weise zu den Abnehmern befördert werden kann. Zudem befindet sich der Standort unweit der Wasserleitung des Wasserversorgungsunternehmens Evides. Der Hafenbetrieb prüft darüber hinaus die Möglichkeit, die Wasserstofffabriken auf der Maasvlakte an die regionalen Fernwärmenetze anzuschließen. Auf diese Weise könnten Wohnungen, Gewächshäuser und Büros zu gegebener Zeit mit grüner Wärme beheizt werden. Aus all diesen Gründen ist dies ein strategisch sehr günstiger Standort für die Produktion von grünem Wasserstoff.
Das Ministerium für Wirtschaft und Klima fördert in den einzelnen Ausschreibungsverfahren für Windparks verschiedene standortspezifische Aspekte. Bei der Teilfläche Alpha des Windparks IJmuiden Ver, die in Borsele angelandet wird, liegt der Schwerpunkt auf der Naturentwicklung im Zusammenhang mit den Windparks, bei der Teilfläche Beta auf der Systemintegration, das heißt, dass hier beurteilt wird, inwiefern sich der Plan in das gesamte niederländische Energiesystem integrieren lässt. Die Nutzung des grünen Stroms für die Produktion von grünem Wasserstoff ist dann eine logische Entscheidung.
Um das Gelände für eine Wasserstofffabrik zur Verfügung stellen zu können, führt der Hafenbetrieb derzeit Gespräche mit der Gemeinde und dem Umweltschutzdienst Rijnmond (DCMR) über eine Änderung des Flächennutzungsplans, der an diesem Standort bislang noch die Lagerung von Containern vorsieht.
Quelle: Port of Rotterdam, Foto:Martens Multimedia