Güterverkehr nach China mit dem Zug

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Ende März hat der Hafenbetrieb Rotterdam für Verlader und Operatoren das gut besuchte Seminar One Belt, One Road (OBOR) organisiert.

Wie funktioniert es nun genau mit der „Neuen Seidenstraße“ – mit dem Schienengüterverkehr von und nach China? Welche Hindernisse gibt es und welche Vorteile hat sie? Anfang Juni haben sich einige Beteiligte noch einmal gemeinsam an den Tisch gesetzt, um Erfahrungen auszutauschen und zu schauen, welche Potenziale es bei dieser Schienenverbindung gibt.

Unterschiedliche Unternehmen transportieren ihre Güter bereits interkontinental über die Schiene, andere haben gerade damit begonnen und manch ein anderes zweifelt noch. Bei der Abwägung zwischen Schiff, Flugzeug und Zug ist vor allem der Schienengüterverkehr zwischen Europa und Asien um einiges interessanter geworden. Der chinesische Staat investiert seit 2013 Milliardenbeträge im zweistelligen Bereich in bessere eurasische Zugverbindungen und Einrichtungen und auch Rotterdam beschäftigt sich nun aktiv mit Schiene. Die Stadt wäre durch ihren Anschluss an den Hafen sicherlich auch ein logischer Beginn- und Endpunkt der eurasischen Route.

Inzwischen interessieren sich immer mehr Unternehmen für die Schienenverbindungen. Unter anderem das Exportunternehmen G&D Europe aus Rotterdam, welches 2010 von Jan-Paul Vegt und seinem chinesischen Geschäftspartner Yonggao Liu gegründet worden ist. Diesen Sommer wird das Unternehmen seinen ersten Container mit dem Zug in Richtung China schicken. „Wir prüfen seit ungefähr einem Jahr die Möglichkeiten des Schienengüterverkehrs. Letzten Herbst sind wir noch mit einer Handelsdelegation in China gewesen, wo auch ein OBOR-Seminar organisiert wurde. Bei diesem Treffen erkannten wir, dass sowohl China wie auch sicherlich die Niederlande gute Schritte unternahmen“, erzählt Vegt. „Im Juli möchten wir, am liebsten von Rotterdam aus, einen Container mit dem Zug nach China schicken, als eine Art Test.“

Für Vegt und Liu ist der eurasische Schienengüterverkehr eine attraktive Transportoption. „Für uns wäre Schienengüterverkehr in einigen Fällen eine gute Alternative zur Luftfracht. Er ist viel preiswerter und die Container werden noch immer ziemlich schnell von A nach B gebracht. Ganz interessant wird es, wenn noch mehr Parteien ihre Produkte auf der Schiene nach China transportieren werden. Dann kann man mehr vollgeladene Züge fahren lassen und die Kosten deutlich senken.“

Hewlett Packard ist ein Unternehmen, das schon länger Güter mit dem Zug zwischen Europa und China befördert und andere Verlader ermutigt, es auch einmal zu versuchen. Ein anderer Betrieb, der seit einiger Zeit schon Container aus China transportiert, ist Ricoh Europe. Mia Craeghs ist Manager European Transport bei Ricoh. Sie ist hinsichtlich der Zugverbindung positiv gestimmt. „Wir sind ein japanisches Unternehmen und unsere Produktion kommt zu einem großen Teil aus China. In den letzten Monaten haben wir den Zug als Alternative für die Luftfracht getestet, insbesondere wegen der Kosten, die wir damit einsparen können“, erzählt Craeghs. „Darüber hinaus ist der Zug bei richtiger Planung ein genauso gutes und schnelles Transportmittel. Wir sind dabei auch positiv überrascht was die Durchlaufzeiten anbetrifft. Inzwischen haben wir 75 Container in China auf den Zug geladen und wenn im Vorfeld gesagt wird, dass der Transport zwanzig Tage dauert, dann dauert er auch zwanzig Tage. Manchmal neunzehn oder achtzehn, aber wir haben noch keine einzige Verspätung gehabt.“

Um sicher zu sein, dass die Abfertigung der Container richtig läuft, hat Ricoh ausführliche Containertests durchgeführt. „Vorher waren wir selbstverständlich neugierig gewesen, wie die ganze Abwicklung verlaufen würde. Wie sieht es zum Beispiel mit der Dokumentation aus, mit der Vorbereitung, wie zuverlässig ist der Transport? Um das zu testen, haben wir einige Container mit Track-and-Trace-Geräten ausgerüstet. Damit haben wir Dinge wie die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Vibrationen und den Standort verfolgen können. Anhand dieser Daten konnten wir feststellen, dass alles ordentlich abgewickelt wird“, erzählt Craeghs. „Ein anderer großer Vorteil für uns liegt darin, dass die Container in einem Rutsch zum Standort gebracht werden. Wenn man das mit der Luftfracht vergleicht, bei der die Sendungen manchmal zwei oder drei Mal umgeladen werden, ist es angenehm, weil die Wahrscheinlichkeit von Beschädigungen erheblich sinkt. Darüber hinaus stößt ein Zug auch wesentlich weniger CO2 als ein Flugzeug aus – das ist bei unseren Erwägungen auch von Bedeutung“, sagt Craeghs. „Es läuft geschmiert wie ein Zug, um es mal so auszudrücken.“

Quelle und Foto: Port of Rotterdam

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