Kiel hat in 2016 Spitzenwerte bei Umschlag und Passagierzahlen erzielt. Verloren hat hingegen der Nord-Ostsee-Kanal: Im Jahr 2016 wurden insgesamt 83.737.270 Tonnen Ladung durch die Wasserstraße transportiert. Das sind 7,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Im vergangenen Jahr wurden im Hafen Kiel erstmals knapp 6,5 Mio. Tonnen verladen bzw. gelöscht. Dies entspricht einem Plus von 5,3 % und ist das bisher beste Ergebnis des Seehafens. Überdurchschnittlich haben sich die Fährverkehre nach Skandinavien und ins Baltikum entwickelt, während der Handel mit Russland erneut rückläufig war. Dr. Dirk Claus, Geschäftsführer der SEEHAFEN KIEL GmbH & Co. KG: „Kiel hat ein Top-Ergebnis erzielt. Auf den von der SEEHAFEN KIEL betriebenen öffentlichen Terminalanlagen wurden sogar Zuwächse von 7,6 % erzielt.“ Mit SCA und Iggesund Paperboard konnte Kiel im vergangenen Jahr zwei wichtige Kunden gewinnen und das neue Forstproduktterminal des Ostuferhafens in Betrieb nehmen. Dirk Claus: „Durch die Investitionen in das Papiergeschäft werden wir weiter wachsen und können nunmehr die 7 Mio. Tonnen-Marke anpeilen. Daneben ist entscheidend, dass wir die Logistikkompetenz am Standort ausweiten konnten.“ Im Passagierverkehr wurden nahezu 2,1 Mio. Reisende (plus 3,4 %) befördert. Alle Fährlinien verzeichnen Zuwächse, wobei die meisten Gäste mit der Color Line reisten. Im Bereich Kreuzfahrt blickt Kiel auf die erfolgreichste Kreuzfahrtsaison mit Bestmarken bei Anläufen, Passagierzahlen und Gesamttonnage.
Fährverkehre legen überdurchschnittlich zu
Im Fährverkehr, dem Kerngeschäft des Kieler Hafens, konnten die Routen nach Skandinavien und ins Baltikum überdurchschnittlich zulegen. Zusammen machten die Linien nach Oslo, Göteborg und Klaipeda drei Viertel des Hafengesamtumschlages aus und beförderten gut 5 Mio. Tonnen. Dies entspricht einem Plus gegenüber dem Vorjahr von knapp 6 %. Die stärksten Zuwächse wurden auf der Strecke Kiel – Klaipeda erzielt, auf der seit April 2016 tägliche Abfahrten angeboten werden. Die Überfahrtszeit beträgt 20 Stunden. Dirk Claus: „Die Einführung schneller Überfahrten zu immer gleichen Abfahrtzeiten kommt bei den Verladern und Spediteuren sehr gut an. Der Kiel – Klaipeda-Dienst von DFDS ist Marktführer im Verkehr zwischen Deutschland und dem Baltikum.“ Demgegenüber waren die direkten Fährverbindungen nach Russland im dritten Jahr in Folge mit Handelsbeschränkungen zwischen der EU und Russland konfrontiert und haben inzwischen weite Teile ihres einstigen Ladungsaufkommens eingebüßt. Hiervon wenig betroffen sind allerdings russische Forstprodukte, die nach wie vor in signifikanten Größenordnungen importiert und in zwei Hallen des Ostuferhafens gelagert werden.
In Summe wurden im RoRo-Verkehr mit Skandinavien, dem Baltikum und Russland im vergangenen Jahr mehr als 200.000 Lkw, Trailer und Container (+ 5,5 %) via Kiel verladen. Hinzu kommen etwa 226.000 Pkw und Im- bzw. Exportfahrzeuge sowie Busse (+ 0,9 %). Insgesamt wurden gut 426.000 Ladungseinheiten (plus 3,0 %) umgeschlagen. Dirk Claus: „Kiel ist Drehscheibe im Fährverkehr nach Skandinavien und ins Baltikum. Mit dem Ausbau der Autobahnen A7 und A21 wird der Hafenstandort in Zukunft weiter an Attraktivität gewinnen.“
SCA-Fortproduktzentrum im Ostuferhafen eröffnet
Im Ostuferhafen wurde am 11. November das neue SCA-Forstprodukt- und Logistikzentrum offiziell eröffnet. Die schwedischen Konzerne SCA und Iggesund haben dort im vergangenen Jahr bereits 300.000 Tonnen ihrer hochwertigen Papierprodukte umgeschlagen, eingelagert und distribuiert. In diesem Jahr wird die Umschlagsmenge auf ca. 800.000 Tonnen ansteigen. Dirk Claus: „Das Papierprojekt fügt dem Kieler Hafen eine weitere tragende Säule hinzu. Mit SCA ist eine der wichtigsten Handelswaren des Ostseeraums an die Förde zurückgekehrt.“ Das neue SCA-Terminal wurde auf einer Fläche von gut 16 Hektar im nördlichen Bereich des Ostuferhafens errichtet. In fünf Hafenschuppen stehen gut 50.000 m² Lagerfläche zur Verfügung. In Summe wurden 25 Mio. Euro investiert und 80 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.
Die SCA-Frachtschiffe steuern den Ostuferhafen jeden Montag und Samstag aus Sundsvall an und löschen bis zu 160 mit Papier beladene Kassetten. Die Produktpalette reicht dabei von Zellstoffen über Druckpapiere bis hin zu Kraftlinern und Kartonagen für hochwertige Verpackungen, die für deutsche und europäische Märkte bestimmt sind. Darüber hinaus werden Überseecontainer gepackt, die via Hamburg nach Fernost verschifft werden.
Hinterlandverkehr auf der Schiene wächst um 4 %
Der kombinierte Ladungsverkehr Schiene/Schiff legte auch im vergangenen Jahr weiter zu. An den Eisenbahnterminals am Schwedenkai und im Ostuferhafen wurden erstmals mehr als 29.000 Trailer und Container auf Waggon verladen; ein Plus von 4 %. Das größte Wachstum verzeichnete die Verbindung von und nach Verona, die fünfmal je Woche und Richtung bedient wird. Anfang Februar kommt hier eine weitere Abfahrt hinzu. Dirk Claus: „Der Seehafenhinterlandverkehr auf der Schiene ist eine Erfolgsstory. Damit dies so bleibt, wird die Leistungsfähigkeit der KV-Terminals im Hafen weiter erhöht und Kiel künftig auch deutlich längere Züge annehmen können.“ Der Bund hat jüngst zugesagt, den Rangierbahnhof Kiel-Meimersdorf im Rahmen des Sofortprogramms Seehafen-Hinterlandverkehr II dahingehend zu ertüchtigen, dass Güterzüge mit einer Länge von 740 m (bisher max. 550 m) einfahren können. Die Arbeiten werden im Jahr 2018 durchgeführt und sind für den Hafen unbedingt notwendig. Schon in diesem Jahr soll zudem der Rangierbereich des Schwedenkais mit einem zusätzlichen Gleis ausgestattet werden, um die Zugbereitstellung zu optimieren und zusätzliche Verladeslots anzubieten.
Bisher beste Kreuzfahrtsaison in Kiel
Im vergangenen Jahr wurde Kiel insgesamt 147-mal (2015: 132-mal) von 26 verschiedenen Schiffen mit einer Gesamttonnage von über 9,3 Mio. BRZ (plus 8,1 %) angelaufen. Über die verschiedenen Terminalanlagen gingen 485.500 Passagiere (+ 6,0 %) an oder von Bord. 2016 war damit die bisher beste Kreuzfahrtsaison in Kiel. Anlauf- und Passagierzahlen sowie die Gesamttonnage stellen neue Top-Ergebnisse für den Hafen dar. Auch wenn die kommende Saison zahlenmäßig nicht ganz an das Vorjahr heranreichen wird, so erwartet Kiel wieder zahlreiche Highlights. Gleich zu Saisonbeginn wird die „MSC Fantasia“ (Tonnage: 138.000 BRZ, Länge: 333 m, max. 3.970 Reisende) an der Förde stationiert. Das Schiff wird ab dem 29. April 21 Kreuzfahrten ab Kiel unternehmen. Dirk Claus: „Unsere Terminalanlagen sind für den Reisewechsel von Schiffen mit 4.000 Passagieren konzipiert. Als Basishafen der „MSC Fantasia“ nutzt Kiel diese Kapazität nunmehr erstmals aus und stößt in eine neue Größenordnung vor.“ Weitere Saisonhöhepunkte sind die Jungfernfahrt (3. bis 14. Juni) des jüngsten Neubaus der TUI Cruises, der „Mein Schiff 6“, ab/bis Kiel sowie die Kieler Woche. In der Kieler Woche vom 17. bis zum 25. Juni werden gleich fünfzehn Kreuzfahrtschiffe den Hafen besuchen, darunter die „Queen Elizabeth“ der Cunard Line. Betrieblich legt der PORT OF Kiel besonderes Augenmerk auf die fünf Termine mit Dreifachanläufen sowie auf den 3. Juni und 12. August, wenn gleich vier Hochseekreuzfahrtschiffe zusätzlich zu den großen Fähren im Hafen liegen. Für die Saison 2017 liegen bis dato 133 Anmeldungen von 28 verschiedenen Kreuzfahrtschiffen vor. Es werden etwa 440.000 Kreuzfahrtpassagiere erwartet. Die Kieler Kreuzfahrtsaison 2017 wird am 9. April von der „AIDAcara“ eröffnet. Saisonabschluss ist am 21. Oktober mit der „AIDAvita“. In Vorbereitung auf die neuen Vorschriften zur Annahme von Schiffsabwässern wird das Kreuzfahrtterminal am Ostseekai noch in diesem Jahr mit einer Auffangeinrichtung für Schiffsabwässer ausgestattet und mit einer Druckrohrleitung an das städtische Netz angeschlossen. Die bisherige Annahmekapazität von 30 m³/Std. wird damit um den Faktor 10 erhöht.
2015 waren es 90.629.828 Tonnen. Insgesamt nutzten 29.284 Schiffe den Nord-Ostsee-Kanal. Die Bruttoraumzahl lag bei 128.481.009.
Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: „Unsere Erwartungen an die diesjährigen Verkehrszahlen haben sich trotz der verlässlich funktionierenden Infrastruktur am Nord-Ostsee-Kanal nicht erfüllt. Mit den Reparaturen der großen Kanalschleusen haben wir die Voraussetzungen für die Schifffahrt geschaffen.“
Es waren internationale Faktoren, die im Jahr 2016 den Rückgang der Tonnage und der Anzahl der Schiffe im Kanal beeinflusst haben: Der weltweit rückgängige Güterumschlag, niedrige Bunkerölpreise, rückläufige Chinaverkehre und das Russlandembargo.
„Sobald sich diese internationalen Rahmenbedingungen verbessern, werden auch die Verkehrszahlen im Nord-Ostsee-Kanal wieder positiver ausfallen“, so Prof. Dr.-Ing. Hans-Heinrich Witte.
Der Schiffsverkehr von und zu den russischen Häfen hat sich weiter reduziert. Waren 2014 noch 3.524 Schiffe von und zu russischen Häfen unterwegs, sind es 2016 nur noch 2.497 Schiffe gewesen.
Während im Durchgangsverkehr 2016 20.933 Schiffe im Kanal verkehrten (9 Prozent weniger als im Vorjahr), stieg die Ladungsmenge im Teilstreckenverkehr trotz einer geringeren Anzahl der Schiffe (8.351) um 0,3 Prozent an, was die Bedeutung der regionalen Kanalhäfen erneut deutlich macht.
Jörg Heinrich, Leiter der Unterabteilung Seeschifffahrt in der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: „In den vergangenen Jahren stieg die durchschnittliche Schiffsgröße im Nord-Ostsee-Kanal kontinuierlich an. Der weltweite Trend hin zu größeren Schiffen spiegelt sich also auch im Nord-Ostsee-Kanal wider. Die durchschnittlich pro Schiff transportierte Ladungsmenge ist nach wie vor hoch. Sie entspricht den Ladungsmengen aus dem Boomjahr 2012 und damit der fast fünffachen Ladungsmenge, die 1949 durchschnittlich pro Schiff durch den Kanal transportiert wurde.“
Trotz weiter steigender Kosten für Betrieb und Unterhaltung des Nord-Ostsee-Kanals sind die dem Bund zufließenden Befahrungsabgaben auch im Jahr 2016 preisstabil geblieben. Damit leistet der Bund einen maßgeblichen Beitrag zur Förderung der Kanalverkehre und damit zur Stabilisierung der Wettbewerbssituation des Nord-Ostsee-Kanals.
Quelle: Port of Kiel und Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Foto: HHM/Hasenpusch