In Niedersachsen wächst der Seegüterumschlag

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Der Anstieg in den neun niedersächsischen Seehäfen Brake, Cuxhaven, Emden, Leer, Nordenham, Oldenburg, Papenburg, Stade und Wilhelmshaven wurde 2022 vor allem durch starke Entwicklungen im Bereich der festen Massengüter wie Kohle aber auch Stückgüter wie Eisen, Stahl und Forstprodukte geprägt. Mit gut 54 Millionen Tonnen gingen 2022 insgesamt rund 6 Prozent mehr Güter als im Jahr 2021 über die Kaikanten.

Um Deutschlands Energieversorgung sicherzustellen, feierte die Kohle als Energieträger ein Comeback. Dies führte dazu, dass der Umschlag von festen Massengütern in 2022 mit 14,99 Millionen Tonnen um 24 Prozent gestiegen ist (2021: 12,14 Millionen). Im Bereich der flüssigen Massengüter konnte ein Zuwachs von 2 % verzeichnet werden (25,88 Millionen Tonnen im Jahr 2022 / 25,44 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Der Umschlag von Erdöl trug hier zum positiven Ergebnis bei. Im Bereich der Stückgüter (inkl. RoRo und Container) belief sich der Umschlag auf rund 13,57 Millionen Tonnen (-2 % / 13,84 Millionen Tonnen im Jahr 2021). In diesem Ladungssegment verzeichnete der Umschlag von Forstprodukten und Neufahrzeugen einen deutlichen Zuwachs, während der Umschlag von Containern unter dem Niveau des Jahres 2021 lag. Die Umschlagsmenge am EUROGATE Container Terminal Wilhelmshaven ist mit 683.403 Standardcontainern (TEU) um 4,1 Prozent gesunken. Der Umschlag von rund 1,43 Millionen Neufahrzeugen ergab einen Anstieg von knapp 12 Prozent im Vergleich zu 2021 (1,27 Millionen).

„Der seeseitige Güterumschlag in 2022 ist das beste Ergebnis seit der globalen Finanzkrise im Jahre 2008. Neben sämtlichen Herausforderungen, wie der angespannten, weltwirtschaftlichen Lage, coronabedingte Einschränkungen durch Lockdowns, Energiekrise und Lieferkettenprobleme entwickelten sich Bereiche im Stückgutsektor und der festen Massengüter deutlich positiv. Auch im Hinblick auf die Energiewende sehen wir die niedersächsischen Seehäfen als Universalhafengruppe gut positioniert und als unverzichtbar“, erläutert André Heim, Geschäftsführer der Hafenmarketinggesellschaft Seaports of Niedersachsen GmbH.

Nachfolgend ein detaillierterer Überblick über die Umschlagsergebnisse der einzelnen Standorte:
Der Seehafen Brake verzeichnete im Jahr 2022 im Seeverkehr ein Umschlagsvolumen von 6,85 Millionen Tonnen (+33 % / 5,14 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Im Stückgutumschlag wurde mit rund 2,81 Millionen Tonnen das Jahresergebnis aus 2021 (2,20 Millionen Tonnen) um 27 % übertroffen. Hierzu haben u. a. gestiegene Volumina von Eisen, Stahl, Zellstoff und Holz beigetragen. Der Bereich der festen Massengüter liegt mit 3,45 Mio. Tonnen im Jahr 2022 rund 35 % über dem Niveau des Vergleichszeitraums (2,54 Mio. Tonnen in 2021). Insbesondere der Umschlag von Getreide- und Futtermittel trug zu diesem Ergebnis bei.

In Cuxhaven sind im vergangenen Jahr rund 2,49 Millionen Tonnen Güter im Seeverkehr (+1,75 % / 2,45 Millionen Tonnen im Jahr 2021) umgeschlagen worden. Mit 319.232 umgeschlagenen Fahrzeugen im Jahr 2022 liegt das Volumen im Neufahrzeugumschlag rund 8 % über dem Vorjahr (295.644 Fahrzeuge im Jahr 2021). Beim seeseitigen Umschlag von Stückgütern, zu denen im Hafen Cuxhaven z. B. Holz gehört, kommt der Standort auf ein Volumen von rund 1,04 Millionen Tonnen (+10 % / 0,94 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Das feste Massengut liegt mit 592.208 Tonnen 9 % unter dem Vorjahresniveau (653.919 Tonnen).

Der Hafen Emden verzeichnet einen Seegüterumschlag von rund 4,28 Millionen Tonnen im Jahr 2022 (+6 % / 4,03 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Positiv entwickelte sich der Umschlag der Stückgüter (+9 % / 2,56 Millionen Tonnen im Jahr 2022 / 2,34 Millionen Tonnen im Jahr 2021), hier überwiegend der Versand von Forstprodukten, wie Holz und der von Neufahrzeugen. Der Neufahrzeugumschlag von 1,11 Mio. Fahrzeugen liegt mit rund 14 % im Jahr 2022 über dem Niveau des Vergleichszeitraums (0,98 Millionen Fahrzeuge in 2021). Der Umschlag von Windenergieanlagen konnte gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt werden, während die flüssigen Massengüter das Ergebnis aus dem letzten Jahr um 2 % übertroffen haben.

Der Hafenstandort Leer kam im Jahr 2022 auf 6.626 Tonnen im Seeverkehr. Der Umschlag verringerte sich um rund 80 % (34.434 Tonnen im Seeverkehr 2021). Aufgrund von Mindertiefen im Anlauf auf den Leeraner Hafen haben in 2022 nur 3 Seeschiffe festgemacht. Auch der Krieg in der Ukraine und die Unterbrechungen von Lieferketten beeinflussten das Ergebnis negativ. Im kombinierten See- und Binnenverkehr wurden in Leer 212.163 Tonnen Güter bewegt, im Vorjahreszeitraum 313.328 Tonnen. Schrott, Kies, Splitt und Torf wurden hierbei am häufigsten im Seehafen Leer umgeschlagen. Für dieses Jahr wird eine Steigerung im Seeverkehr prognostiziert.

In Nordenham belief sich das seewärtige Umschlagsergebnis auf rund 2,71 Millionen Tonnen (+18 % / 2,30 Millionen Tonnen in 2021). Beigetragen haben hierzu insbesondere steigende Volumen bei Kohle (+ 55 % / 1,69 Millionen Tonnen im Jahr 2022 / 1,09 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Aufgrund der Energiekrise wurden die Betriebszeiten der deutschen Kohlekraftwerke wieder hochgefahren, was zu einer Steigerung im Kohleumschlag geführt hat. Zudem stieg das Umschlagsaufkommen der flüssigen Massengüter, hier deutlich der der Mineralölprodukte.  Für das Jahr 2023 werden stabile Umschlagszahlen im Bereich der Kohle und Zuwächse beim Stückgutumschlag erwartet.

Der Oldenburger Hafen verzeichnete im seeseitigen Verkehr ein Umschlagsplus von knapp 26 % (97.189 Tonnen im Jahr 2022 / 77.329 Tonnen im Jahr 2021). Die neue Wendestelle hat die Erreichbarkeit des Oldenburger Hafens für Seeschiffe verbessert und sich positiv auf das Umschlagsergebnis ausgewirkt.  Das Umschlagsergebnis im kombinierten See- und Binnenverkehr lag im Jahr 2022 bei rund 0,80 Millionen Tonnen (0,88 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Zu den Hauptumschlagsgütern zählten erneut Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft. Die Oldenburger Hafenwirtschaft blickt positiv nach vorne und erwartet für das Jahr 2023 ein stabiles Umschlagsniveau.

Im Jahr 2022 wurden im Seehafen Papenburg 602.329 Tonnen im Seegüterverkehr umgeschlagen (-3,6 % / 624.818 Tonnen im Jahr 2021). Der Seehafenstandort bleibt somit weiterhin auf einem guten Umschlagsniveau. Im kombinierten See- und Binnenverkehr belief sich der Umschlag auf 736.826 Tonnen (748.947 Tonnen im Jahr 2021). Registriert wurden Rückgänge beim Umschlag von Holzabfällen und Torf und ein deutlicher Anstieg beim Umschlag von Gummiabfällen. Für 2023 wird im Bereich der Baumaterialien, aufgrund von Investitionen in die Infrastruktur, mit einem Umschlagsanstieg gerechnet.

Die Hafenbilanz in Stade fällt mit einem Umschlag von 5,1 Millionen Tonnen im Seeverkehr negativ aus (5,9 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Das Umschlagsaufkommen der festen Massengüter fiel um 4 % auf rund 3,28 Millionen Tonnen (3,43 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Beim Umschlag von chemischen Produkten wurde ein Rückgang um 27 % auf 1,81 Millionen Tonnen (2,47 Millionen Tonnen im Jahr 2021) registriert. Im Zuge der Energiekrise, verbunden mit erhöhten Kosten für Erdgas, hat insbesondere die energieintensive Industrie drastisch ihre Produktion gedrosselt.

Der Seehafen Wilhelmshaven erzielte mit einem Umschlagsvolumen von 32,29 Millionen Tonnen im Jahr 2022 ein erneut sehr stabiles Ergebnis (+5 % / 30,84 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Getragen wird dies von deutlichen Zuwächsen von festen Massengütern, insbesondere von Kohle. Im Vergleich zum Vorjahr verdoppelte sich dieser Wert (+99 % / 3,15 Millionen Tonnen im Jahr 2022 / 1,58 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Beim Stückgutumschlag wurden insgesamt rund 5,99 Millionen Tonnen verbucht (-16 % / 7,13 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Der Rückgang im Containerumschlag kommt hier zum Tragen (-16% / 5,97 Millionen Tonnen im Jahr 2022 / 7,12 Millionen Tonnen im Jahr 2021). Den umschlagsstärksten Bereich bilden nach wie vor die flüssigen Massengüter, welche mit 22,5 Millionen Tonnen im Jahr 2022 auf einem konstant hohen Niveau lagen (21,64 Millionen Tonnen im Jahr 2021).

Quelle und Foto: Seaports Niedersachsen, 

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