Das Thema Nachhaltigkeit steht in niedersächsischen, bremischen sowie nordniederländischen Häfen schon seit Jahren auf der Agenda. In einer Onlineveranstaltung mit rund 100 Teilnehmern wurde das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und Fragestellungen wie die Steigerung der Energieeffizienz oder der Einsatz sauberer Energien diskutiert.
Darüber hinaus wurde in der vom Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen veranstalteten Konferenz der zukünftige Handlungsbedarf diskutiert, um die Häfen neben der Erreichung einer CO2-Neutralität gleichzeitig auch wettbewerbsfähig zu halten.
Den Leitvortrag der Konferenz hielt Werner Repenning von Niedersachsen Ports, der die wesentlichen Kernpunkte der Nachhaltigkeitsstrategie hafen+ vorstellte. Er betonte, dass es neben der reinen Aufstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie vor allem darauf ankäme, dass diese auch in die Unternehmensziele integriert würden. So käme es schließlich auch auf jeden Mitarbeiter an, die „Nachhaltigkeit in Denken und Handeln zu überführen“, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Repenning verdeutlichte die Effektivität auch von auf den ersten Blick unscheinbaren Maßnahmen mit dem Beispiel der Umstellung der Hafenanlagenbeleuchtung bei NPorts auf LED-Technologie: die Beleuchtung machte bisher 25% des Energiebedarfs aus und kann damit eine große Wirkung erzielen.
Uwe von Bargen von bremenports zeigte den Weg der bremischen Häfen auf, das Thema Nachhaltigkeit sukzessive im Unternehmen zu etablieren. So führt bremenports konsequent zertifizierte Managementsysteme für die Bereiche Umwelt und Nachhaltigkeit ein und sorgt auf diese Weise dafür, dass die Themen im täglichen Geschäft gesichert gelebt werden. Er stellte Maßnahmen vor, die bremenports zur Erreichung von CO2-neutralen Häfen im Jahr 2023 eingeführt hat und noch vornehmen wird. Dazu zählen Effizienzsteigerungen, der Einsatz von grünem Strom sowie der Bezug von Emissionszertifikaten.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt natürlich auch in den Niederlanden eine Rolle. Einen Einblick in die Aktivitäten der nordniederländischen Häfen, die von Groningen Seaports verwaltet werden, gab Bart van der Kolk. Er stellte die portvision 2030 vor und rief zur intensiveren Zusammenarbeit auf, um die bevorstehenden Herausforderungen grenzübergreifend anzugehen. Darüber hinaus stellte er heraus, dass auch die Hafenverwaltungen dringend personellen Nachwuchs benötigen. Es gehe nicht nur um mehr Personal, sondern vor allem darum, dass dieses auch entsprechend Know-how in die Unternehmen bringe.
Eine entscheidende Rolle insbesondere der Seehäfen sieht Daniel Hosseus, der im Namen des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) Stellung nahm. „Wir müssen in den Häfen die notwendige Infrastruktur für alternative Energieträger schaffen“, so Hosseus. „Im Umschlag von Energieträgern stehen große Umbrüche bevor, und dieser Wandel – quasi von Kohle zu Wasserstoff — bedeutet für Hafenunternehmen einiges an notwendigen Maßnahmen und Investitionen. Dafür müssen wir die politischen Rahmenbedingungen richtig setzen.“ Viele Seehäfen seien zwar heute schon bereit beispielsweise für den Umschlag von LNG, die Schaffung von weiterer LNG-Infrastruktur für Importe und zur Versorgung von Schiffen müsse aber von der öffentlichen Hand verstärkt gefördert werden. Auch beim Thema Wasserstoff sieht Hosseus viel Potential. Als Logistikzentren seien Seehäfen hervorragende Standorte für Versuchsanlagen zur Wasserstoff-Elektrolyse, zur Ansiedelung von Importterminals und von Unternehmen, die in ihren industriellen Prozessen grünen Wasserstoff einsetzen.
Das Thema Nachhaltigkeit ist kein reines Energiethema. So gibt es auch Handlungsbedarf im Bereich des Müllmanagements, insbesondere der korrekten und nachweisbaren Entsorgung von Schiffsabfällen. Cathrin Prikker von Top Glory Marine berichtete, auf welche Fragestellungen es beim Thema Müllmanagement ankommt. So ist neben der fachgerechten Entsorgung der Schiffsabfälle auch eine ordnungsgemäße Dokumentation notwendig, die als Nachweis herangezogen werden kann. Da die Abfallmengen digital erfasst werden, ist es Schiffsbetreibern durch Zugriff auf die Zahlen möglich, das eigene Aufkommen gezielt zu reduzieren. So können Reduktionsmaßnahmen eingeleitet und anhand aktueller Zahlen überwacht werden.
Ein weiteres wichtiges Thema in Häfen ist das Ballastwassermanagement. Bezüglich dieses Themas stellte Joschka Böddeling von DAMEN Shipyards Gorinchem B.V. die mobile Ballastwasseranlage „InvaSave 300“ vor. Bei der InvaSave 300 handelt es sich um die einzige vollzertifizierte Ballastwasseranlage der Welt. Eine Besonderheit ist hier, dass das Ballastwasser im Single-Pass Verfahren behandelt wird, was eine schnelle und unkomplizierte Behandlung des Ballastwassers ermöglicht.
Die Veranstaltung war Auftakt der Veranstaltungsreihe „GreenPorts“, in der schwerpunktmäßig Innovationsthemen im Kontext nachhaltiger Häfen im Fokus vorgestellt und diskutiert werden. Die nächste Veranstaltung mit dem Oberthema „Häfen gestalten die Energiewende“ findet im Frühjahr 2021 statt. Nähere Informationen sind auf www.greenshipping-niedersachsen.de verfügbar.
In Anerkennung ihrer Verantwortung für Wirtschaft und Umwelt hat die Landesregierung das Kompetenzzentrum GreenShipping Niedersachsen an den Standorten Leer und Elsfleth auf den Weg gebracht, das gezielt und bedarfsgerecht die aktuellen und wichtigen Fragestellungen aufgreift, bewertet und mögliche Lösungen im Themenfeld GreenShipping entwickelt. Dabei wurden umfangreiche Vorarbeiten des Maritimen Strategierates Weser-Ems berücksichtigt. Es geht darum, die verfügbaren fachlichen Kompetenzen mit den relevanten Problemen in Deckung zu bringen und im Rahmen von Projekten bedarfsgerecht auf höchstem technischem Niveau einer Lösung zuzuführen. Mit dem Kompetenzzentrum für GreenShipping stellt sich Niedersachsen den konkreten Herausforderungen, Bedingungen und Wünschen der maritimen Wirtschaft mit dem Ziel, Schifffahrt zu wirtschaftlichen Bedingungen ressourcenschonender und umweltfreundlicher zu gestalten. Dabei soll das Kompetenzzentrum für GreenShipping Niedersachsen bei Umweltproblemen branchenübergreifend den Dialog mit den Beteiligten suchen und Lösungsoptionen koordinieren. Auf der Grundlage einer leistungsfähigen Infrastruktur kann das Kompetenzzentrum zudem eine Plattform für anwendungsorientierte Forschung bieten.
Das vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Projekt wird von der MARIKO GmbH, dem Maritimen Cluster Norddeutschland e.V. (MCN e.V.), der Hochschule Emden/Leer, der Jade Hochschule und dem OFFIS gemeinsam realisiert.
Quelle & Kontakt: MARIKO GmbH, Foto: nports, Hafen Emden