Nautische Zahlen im Rotterdamer Hafen

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2020 war für die Abteilung Hafenmeister des Hafenbetriebs Rotterdam ein ganz besonderes Jahr. Auch im Hafen hatte COVID-19 die Oberhand. Durch die zusätzlichen Corona-Maßnahmen stieg die Arbeitsbelastung beträchtlich. Die Teams mussten viel mehr Aufgaben übernehmen, ohne dass die Kontinuität der Arbeit dadurch gefährdet wurde.

Im Hafen ereignete sich ein (1) schwerer Unfall, als eine Festmacherleine an einem Schiff riss. Die Zahl der Schiffsbesuche von Seeschiffen, die Rotterdam anliefen, sank um vier Prozent; von 29.491 auf 28.170.

„Ich bin stolz auf meine Kollegen und Kolleginnen. Unter extremen Umständen haben wir den Hafen am Laufen gehalten und dafür gesorgt, dass er sicher bleibt“, äußert sich (Reichs)hafenmeister René de Vries.

Sowohl der nautische Sicherheitsindex für Unfälle (8) als auch der Sicherheitsumweltindex für Inspektionen (7,8) lagen über dem angestrebten Wert von 7,5. Aufgrund von COVID-19 fiel die Anzahl Inspektionen und Protokolle geringer als normal aus, da die Pflicht, anderthalb Meter Abstand zu halten, auch im Hafen weitestgehend eingehalten wurde. Die Anzahl der Unfälle (vor allem Parkschäden) stieg minimal, von 113 auf 122.

Für die Sicherheit und die Ordnung auf dem Wasser werden immer häufiger Drohnen eingesetzt. So setzt der Hafenbetrieb regelmäßig das Drohnenteam der Gemeinschaftsfeuerwehr (Droneteam Gezamenlijke Brandweer) für Inspektionen bei Unfällen und möglichen Überläufen bzw. möglichem Auslaufen ein. Auch die Inspektion Lebensraum & Transport (Inspectie Leefomgeving & Transport) des niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt führt Kontrollen mit Drohnen durch. Zum Beispiel zu dem Zweck, Emissionen zu messen und illegale Entgasungen zu ermitteln.

Der Hafenbetrieb organisierte selbst die erste Paketlieferung durch eine Drohne an ein Seeschiff – die Pioneering Spirit.

Der Hafen ist für die Niederlande von essenzieller Bedeutung. Hier kommen unsere Nahrung, Medikamente und die verschiedensten Rohstoffe an. Der Rotterdamer Hafen musste geöffnet bleiben, als die Niederlande im März 2020 ebenfalls in den Mahlstrom von COVID-19 gerieten.

„Wir haben direkt eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, damit der Hafen rund um die Uhr in Betrieb bleiben kann.“ Alle Schulungen wurden vorübergehend ausgesetzt, wir haben auf eine Mindestbesetzung der Schiffe und Einsatzstellen umgestellt und arbeiten so weit wie möglich mit der gleichen Mannschaft. Wir treffen uns nur, wenn es nötig ist, und wir respektieren geltende Maßnahmen wie den anderthalb Meter Abstand, wo es möglich ist“, sagt René de Vries

Seit März 2020 gilt für die Sicherheitsregion Rotterdam GRIP 4. Das ist die höchste Stufe der Bereitschaft. Dies geschieht nur im Falle einer Katastrophe, die mehrere Gemeinden/Städte betrifft. Die Abteilung Hafenmeister ist als Partner der Sicherheitsregion Rotterdam aktiv. Es besteht eine intensive Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsmanagement (Veiligheidsdirectie), dem städtischen Gesundheitsdienst (GGD) und der Stadtverwaltung von Rotterdam, und es besteht regelmäßiger Kontakt zwischen dem Hafenbetrieb, den im Hafen tätigen Unternehmen und den Dienstleistungsanbietern, um den Stand der Dinge zu besprechen und eventuell erforderliche Aktionen festzulegen.

Auch die PHAR – Port Health Authority Rotterdam, eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Küstenwache, dem städtischen Gesundheitsdienst (GGD), der Sicherheitsregion, der Seehafenpolizei und dem Hafenbetrieb – spielt in diesen Zeiten eine wichtige Rolle. Die „Maritime Declaration of Health“ – die von den Schiffen auszufüllende Gesundheitserklärung – war im Vorfeld des Ausbruchs von COVID-19 nur eine Formalität. Nun ist es obligatorisch, dass Schiffe diese Erklärung sorgfältig ausfüllen, bevor sie den Hafen anlaufen. Inzwischen wurden bereits mehr als 25.000 Erklärungen per E-Mail abgegeben.

René de Vries sieht es als Aufgabe des Hafenmeisters an, Schiffsbesatzungen in Not zu helfen. Aus diesem Grunde unterstützte der Rotterdamer Hafen Schiffe, die andernorts durch die COVID-19-Pandemie „gestrandet“ waren. Dank der humanitären Vorgehensweise konnten in Rotterdam 4.000 Besatzungsmitglieder von Kreuzfahrtschiffen repatriiert werden. Das machte Rotterdam bei Seeleuten besonders beliebt.

Durch das Kraftstofftanken des Containerschiffs CMA CGM Jacques Saadeund des Kreuzfahrtschiffs Mardi Gras wurde 2020 das Bunkern von LNG (Flüssiggas) im Rotterdamer Hafen alltäglich. Die gebunkerte Menge an LNG stieg um nicht weniger als 170 Prozent. Derzeit sind in der Region Rotterdam ungefähr zehn LNG-Bunkerschiffe aktiv.

Der Hafen ist noch stets der bei weitem größte Bunkerhafen Europas. Im vergangenen Jahr stieg der diesbezügliche Umschlag, siehe dazu Rotterdam Bunker Port. Rotterdam will zudem der zuverlässigste Bunkerhafen sein. Aus diesem Grunde führt die Abteilung Hafenmeister, auf Initiative des Bunkermarktes und im Namen der Stadt, zum 1. Februar dieses Jahres die „Bunkergenehmigung Transporteur“ ein. Inzwischen wurden 17 Anfragen für eine Genehmigung eingereicht. Über diese Anfragen werden 120 Bunkerschiffe repräsentiert.

Hafenmeister René de Vries ist der so genannte Port Cyber Resilience Officer (Hafenbeauftragter für Cyber-Widerstandfähigkeit) des Hafens und damit das Aushängeschild von FERM. FERM ist eine Initiative des Hafenbetriebs Rotterdam, der Stadt Rotterdam, der Seehafenpolizei Rotterdam, von Deltalinqs und der Sicherheitsregion Rotterdam. FERM hat sich die Gewährleistung der digitalen Sicherheit zum Ziel gesetzt und richtet sich damit auf die Online- und Offline-Verbindung von Unternehmen und Organisationen im Rotterdamer Hafen. In den fünf Jahren seines Bestehens hat sich diese Initiative zum Cyber-Widerstandsfähigkeitszentrum des Rotterdamer Hafens entwickelt. Ab dem 1. Januar 2021 ist diese Arbeitsgemeinschaft in einer Stiftung mit eigenem Direktor und eigener Organisation untergebracht. FERM setzt sich dafür ein, die Dienstleistungen (Scans, Schulungen, Drohinformationen und Übungen) zu erweitern. 2023 sollen einhundert Unternehmen im Rotterdamer Hafen Mitglied dieser „digitalen“ Feuerwehr sein.

Mit Wirkung vom 1. Januar 2021 wurde das niederländische Schifffahrtsverkehrsgesetz geändert und haben die Niederlande ein neues Lotsengesetz. Mit dem Lotsenpflichtbeschluss und der -regelung 2021 gilt ein neues System mit Ausnahmeregelungen, dies in Form der so genannten „Pilotage Exemption Certificates (PEC). Ein PEC erteilt dem Kapitän eine Befreiung von der Lotsenpflicht für ein bestimmtes Schiff in einem festgelegten lotsenpflichtigen Fahrabschnitt. Es gibt verschiedene PEC-Arten, die von der Länge des Schiffs abhängen. Der Hafenbetrieb bearbeitet derzeit 600 PEC-Anträge, dies im Rahmen des früheren Registers Kleine Seeschiffe (Register Kleine Zeeschepen). Darüber hinaus erfolgt spätestens Ende 2021 die Umstellung der derzeitigen Erklärungen in Sachen Befreiungen und Ausnahmeregelungen (etwa 130) spätestens Ende 2021 auf das neue PEC-System.

Die Abteilung Hafenmeister ist im Auftrag des Staates und des Bürgermeisters von Rotterdam für die öffentliche Aufgabe verantwortlich, die sichere und reibungslose Abwicklung des Schiffsverkehrs zu gewährleisten. In dieser Abteilung arbeiten 440 Mitarbeiter, von denen 380 im operativen Dienst tätig sind. Es geht dabei um die Mitarbeiter, die auf den Patrouillefahrzeugen tätig sind oder bei der Verkehrsplanung arbeiten und die Mitarbeiter, die für die Abfertigung und die Inspektion gefährlicher Stoffe sorgen.**

Quelle: Port of Rotterdam, Foto: Port of Rotterdam/ Kees Torn, RPA 8 bei ECT, Hafen Rotterdam.

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