Noah’s Train wirbt für mehr Schienen-Transport

image_pdfimage_print

Mit Noah’s Train möchte Rail Freight Forward, eine europäische Koalition aus Schienentransportunternehmen, die Aufmerksamkeit auf den klimaverträglichen Schienentransport lenken. Der von namhaften Street-Artists gestaltete Zug ist das längste, je angefertigte mobile Kunstwerk und im Oktober wird er im Rotterdamer Hafen Station machen.

“Graffiti und Züge – das waren früher zwei Welten, die miteinander kollidierten. Jetzt setzen wir uns gemeinsam dafür ein, ein Bewusstsein für moderne und nachhaltige Gütertransport – Lösungen zu schaffen und somit einen wesentlichen Beitrag zu den Themen Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung zu leisten.”

Gütertransport auf der Schiene verursacht neun Mal geringere CO2-Emissionen im Vergleich zum Frachttransport auf der Straße. Die Rail Freight Forward-Koalition hat es sich zum Ziel gesetzt, den Güterverkehr über die Schiene von derzeit 18% auf 30% bis 2030 steigern. “Und das ist absolut notwendig”, sagt Michael Winter, Ideengeber für die Initiative und Leiter der Abteilung Marketing & Kommunikation bei Rail Cargo Austria, eines der 5 Gründungsmitglieder von Rail Freight Forward. “Wir wissen bereits heute, dass das Güterverkehrsaufkommen in Europa weiterhin wachsen wird und Europas Straßen, zusätzlich eine Million LKWs befördern müssen. Versuchen Sie nur einmal, sich eine Million LKW – hintereinander auf der Straße – vorzustellen. Und dabei sind die Straßen in Europa bereits stark ausgelastet.“ Rail Freight Forward rückt nun die Botschaft des klimaverträglichen Schienengüterverkehrs erneut in den Fokus der Industrie aber diesmal eben auch ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit, denn die ist von diesem Thema nicht weniger betroffen als andere. „Als Koalition erarbeiten wir laufend Lösungen um den Schienengüterverkehr weiterhin modern, multimodal und vor allem etwas attraktiver zu machen – dies ist der einzige Weg, um Wirtschaftswachstum zu erzielen und gleichzeitig maßgeblich zur Erreichung der gesteckten Klimaziele beizutragen.

Matthijs van Doorn, Director Logistics beim Hafenbetrieb Rotterdam zollt der Initiative von Rail Freight Forward Beifall. “Wir brauchen neue Hinterlandverbindungen, damit das starke Wachstum des Containermarktes im Rotterdamer Hafen ermöglicht werden kann. Der Güterverkehr auf der Straße nimmt zu, und damit sieht die Prognose so aus, dass noch mehr LKW hinzukommen werden. Wenn wir nichts tun, geraten die Niederlande in den Dauerstau. Es bedarf dringend einer Alternative, und diese bietet der Güterverkehr über die Schiene. Der Schienenverkehr weist niedrige Emissionen schädlicher Stoffe auf, verbraucht weniger Energie und verursacht weniger Unfälle. Die wechselhaften Wasserstände sind schwer vorhersagbar und erschweren dadurch den Güterverkehr per Binnenschiff. Der Frachtverkehr über die Schiene stellt somit eine wichtige Alternative dar. Der Rotterdamer Hafen bildet eine logistische Drehscheibe, die den Kontinent mit dem Rest der Welt verbindet. Diese Verbindungen müssen wir in optimaler Weise aufrechterhalten.”

Michael Winter verweist auf weitere, interessante Fakten im Vergleich Schiene gegenüber anderer Transportarten, welche den Modal Shift klar befeuern: „Der Güterverkehr auf der Schiene verursacht rund zwölf Mal niedrigere Erhaltungskosten für die Gesellschaft als der Transport auf der Straße. Die konsequente Verlagerung der Güter von Straße auf Schiene im Hauptlauf führt zu 85 Mal weniger Toten und Verletzten im Straßenverkehr. Zudem können durch einen gestärkten Schienengüterverkehr weit über 40.000 vorzeitige Sterbefälle durch verringerte Luftverschmutzung, vermieden werden. Mit dem Ziel, der Industrie und der Öffentlichkeit diese Botschaft nahe zu bringen, ist Rail Freight Forward mit Noah’s Train seit nunmehr einem Jahr durch Europa unterwegs.

Winter dazu: “Anfangs wollten wir „nur“ in den Hauptstädten der teilnehmenden Länder Station machen, aber Noah’s train wurde zu unserer großen Freude in zahlreiche weitere Europäische Länder und Städte eingeladen, um dieses so wichtige Anliegen unserer Zeit, zu unterstützen. In all diesen Städten wurde Noah’s train jeweils um zwei von lokalen Street Artists gestalteten Containern erweitert und ist somit zum längsten mobilen Kunstwerk der Welt, herangewachsen. Ursprünglich waren die Bahnunternehmen von der Kooperation mit Graffiti-Künstlern nicht besonders begeistert, mittlerweile hat sich aber neben dem bereits begonnenen Modal Shift, auch ein gewisser Mental-Shift bei den Beteiligten rund um Rail Freight Forward, eingestellt und uns allen ist klar, dass wir unser Ziel nur erreichen werden, wenn wir als Güterbahnen untereinander aber auch mit anderen Playern aus der Branche, ehrlich zusammenarbeiten und bisherige Grenzen dabei hier und da ein klein wenig überschreiten werden. Den Kunstwerken liegt als Inspirationsquelle die vielleicht älteste Geschichte der Welt zum Umweltschutz zugrunde: Und zwar Noah, der eine Arche baute, mit der er viele Tiere vor der Sintflut rettete.”

Mit Rail Freight Forward bündeln die Kooperationspartner zur Verbesserung des Sektors ihre Kräfte. Michael Winter erläutert: “Der Schienensektor wird mit einer Menge an Herausforderungen konfrontiert. Je nach Land sind die technischen Vorschriften, Sicherheitsanforderungen und Arbeitsschutzgesetze unterschiedlich. Standardisiert man diese und stimmt sie aufeinander ab, dann spart das viel Zeit und Geld. Dabei sind die Planung, die Verteilung der Waggons in Hubs und der Anschluss an andere Modalitäten eine komplexe Angelegenheit. Aber es sind auch mehr Schienen erforderlich. Aus diesem Grunde sind wir mit Schienenbetreibern, Infrastrukturmanagern und politischen Entscheidungsträgern im Gespräch.”

Besonders dabei sei, dass die Rail Freight Forward-Initiative aus dem Sektor selbst komme, lautet die Aussage von Matthijs van Doorn. “Die Koalition setzt sich aus Mitgliedern zusammen, die eigentlich Konkurrenten untereinander sind, so jedoch dem Markt und dem Umfeld zeigen, dass sie zur Förderung der Nachhaltigkeit gemeinsam tätig werden wollen. Mit Zusammenarbeit kann die Produktivität der Lieferkette erhöht werden.”

Rail Freight Forward wolle auch zeigen, dass sich der Sektor verändere, setzt Michael Winter fort. “Wer an den Transport über die Schiene denkt, erinnert sich vielleicht noch an alte, graue Container, viel Lärm und an ihre Trägheit. In den letzten Jahren jedoch haben die Schienenbetriebe eine große Aufholjagd im Bereich der Digitalisierung und nachhaltigen Innovation hingelegt. Die Rail Cargo Group selbst, hat unter dem Namen TransANT eine absolute Neuheit am Güterwagenmarkt präsentiert – hier wurde hochmoderner Stahlrahmen Leichtbau aus der Automobilindustrie in die Dimension Eisenbahn übergeführt. TransANT benötigt aufgrund der besonderen Rahmenkonstruktion beim Bau des Waggons deutlich weniger Stahl und zusätzlich können die ladungsfassenden Aufbauten nach Bedarf gewechselt werden – aber das ist nur eine der unzähligen, spannenden Entwicklungen im Schienengüterverkehr.“

Rail Cargo Austria Noahs Train Grafitti by concrete

Zurück zu Noah’s Train, der am 11. Oktober 2019 im Rotterdamer Hafen ankommen soll. Matthijs van Doorn führt aus: “Der Zug hat dann seine Reise durch Europa abgeschlossen und ist für den nächsten Schritt gerüstet. Die Container werden am APM Terminals Maasvlakte II vom Zug aus umgeschlagen und mit dem Deepsea-Schiff nach Chile transportiert. Der Zug macht damit eine ebenfalls symbolische Reise und verbindet die zwei Klimakonferenzen der Vereinten Nationen – denn 2018 ist der Zug aus Kattowitz in Polen abgefahren. Die Container reisen von Rotterdam aus nach Santiago de Chile weiter, wo ab dem 2. Dezember 2019 die nächste Klimakonferenz stattfindet.”

In Rotterdam wird dann der letzte Container von der Rotterdamer Street Artist-Vertreterin Nina Valkhoff bemalt. Michael Winter erläutert: “Wir sind allen Künstler(inne)n für ihr Engagement und ihre Beiträge sehr dankbar. Wir freuen uns sehr darüber, dass sie unsere Botschaft so positiv aufnehmen und ihren Beitrag zu deren Verbreitung leisten. Wenn wir die vorgegebenen Klimaziele erreichen wollen, müssen wir wortwörtlich, aber auch im übertragenen Sinne Grenzen überschreiten und kooperieren. Aus dem Grunde sind wir mit dem Hafenbetrieb Rotterdam auch wirklich ‘over the moon’ – das heißt überglücklich! Im Rotterdamer Hafen kommt nämlich alles zusammen: Züge, Schiffe, LKWs, Terminals, Lagerung und Umschlag. Außerdem teilen wir dieselbe Vision, nämlich den bestmöglichen Beitrag durch intelligente und nachhaltige Logistiklösungen zum Thema Klimaschutz zu leisten. Dazu braucht es eben Kooperationen wie beispielsweise mit dem Rotterdamer Hafen“

Quelle, Fotos und Video: Port of Rotterdam

 

 

 

Schreibe einen Kommentar