Öffnungsperspektive für Fahrgastschifffahrt

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Mit großer Enttäuschung und Unverständnis hat der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt e.V. (BDB) die Beschlüsse der jüngsten Bund-Länder-Konferenz zur Lage der Coronavirus-Pandemie vom 3. März aufgenommen. Trotz zuvor erfolgtem dringendem Appell des BDB an das Bundeskanzleramt, die zuständigen Bundesministerien und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder war das deutsche Fahrgastschifffahrtsgewerbe, eine wichtige Säule für den inländischen Tourismus, nicht Gegenstand der Beschlussfassung.

„Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass man der deutschen Fahrgastschifffahrt erneut keinerlei konkrete Öffnungsperspektive gegeben hat. Für uns bedeutet dies bis auf Weiteres eine große Ungewissheit, wann wir in die Saison starten können“, so BDB-Vizepräsident Dr. Achim Schloemer (KD).

Die Unternehmen der „Weißen Flotte“ werden damit auf die nächsten Bund-Länder-Gespräche am 22. März vertröstet, wobei völlig unklar ist, ob dann seitens der Politik endlich umfangreichere Lockerungen für die Bereiche Freizeit und Gastronomie, denen auch die Fahrgastschifffahrt unterfällt, ins Auge gefasst werden. Selbst die Öffnung der Außengastronomie rückt durch die aktuell gefassten Beschlüsse in weite Ferne.

„Auch wenn eine Vielzahl der Unternehmen in unserer Branche auch einen Verkauf von Speisen und Getränken an Bord anbieten und eine Wiederfreigabe von Ausflugsfahrten daher im Idealfall gemeinsam mit der Gastronomie erfolgt, hätten wir uns erhofft, dass zunächst zumindest die reine Beförderung von Fahrgästen im Linienverkehr wieder ermöglicht wird“, so Dr. Achim Schloemer.

Die Nichtberücksichtigung der „Weißen Flotte“ ist auch vor dem Hintergrund unverständlich, dass die Unternehmen bereits im vergangenen Jahr funktionierende Abstands- und Hygienekonzepte im Hinblick auf den Betrieb an Bord und das Fahrgastmanagement erarbeitet und diese auch schon erfolgreich erprobt haben. Zudem befinden sich viele der Sitzplätze auf den luftigen Freidecks der Schiffe, so dass ohnehin ein äußerst geringes Infektionsrisiko besteht.

„Das Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist auf einem Fahrgastschiff keinesfalls höher als beim Besuch eines Museums oder eines Gartencenters. Wir sind jederzeit bereit, unsere Fahrgäste sicher zu befördern und ihnen in diesen schweren Zeiten Momente der Erholung auf dem Wasser anzubieten. Daher fordern wir die Politik nochmals dazu auf, dass unserer Branche, die durch die Corona-Pandemie und die staatlich verhängten Maßnahmen ganz besonders stark betroffen ist, schnellstmöglich konkrete Öffnungsperspektiven aufgezeigt werden“, erklärt der BDB-Vizepräsident.

Die Fahrgastschifffahrt ist durch die Covid19-Pandemie und die zu ihrer Eindämmung verhängten staatlichen Maßnahmen unverschuldet in ihre größte Krise seit der Nachkriegszeit geraten. Dies liegt insbesondere daran, dass der Start in die Saison im Jahr 2020 erst im Verlauf des Monats Mai gestattet wurde, was dazu geführt hat, dass in diesen ersten Wochen ganz erhebliche Umsatzverluste eingetreten sind, welche dann im Saisonverlauf, gerade auch durch den Betrieb mit deutlich weniger Fahrgästen, nicht mehr aufgeholt werden konnten.

Gleichzeitig müssen die hohen Fixkosten, u.a. für Personal, Wartung und Pflege der Schiffsflotte sowie für kostenintensive Investitionen in den Schiffsraum zur Erfüllung der geltenden technischen Standards, weiterhin bedient werden. Erschwerend trat hinzu, dass aufgrund der reihenweisen Absage von Veranstaltungen und Events entlang der Flüsse und Seen auch keine Sonderfahrten stattfinden konnten. Da die Kapitaldecke der Unternehmen aufgrund dieser Umstände massiv belastet ist, ist ein schnellstmöglicher Start in das Saisongeschäft und damit die Chance, wieder Umsätze zu generieren, für die Branche von größter Wichtigkeit.

Quelle: BDB, Foto: KD

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