Rückgang um 4,1 Prozent in den deutschen Seehäfen

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Der Güterumschlag in den deutschen Seehäfen ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent gesunken. Dieser Rückgang lässt sich vor allem auf die schwache europäische Konjunktur zurückführen. Um den Trend in den nächsten Jahren umzukehren, sind jedoch massive Investitionen in die Hafen- und Verkehrsinfrastruktur notwendig.

Wurden im Jahr 2022 noch 279,2 Mio. Tonnen Güter in den deutschen Seehäfen umgeschlagen, waren es 2023 nur noch 267,8 Mio. Tonnen. Gegenüber 2019, vor der Coronakrise und dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, beträgt der Rückgang 26,7 Mio. Tonnen, entsprechend 9 Prozent. Zugenommen hat der Umschlag von Energieträgern, bedingt durch die Veränderungen in der Energiewirtschaft, die der Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelöst hat. Der Umschlag von Kohle, rohem Erdöl und Erdgas stieg um 4,9 Prozent. Auch der Passagierverkehr hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Der Containerumschlag sank um 8,5 Prozent, von 13,9 Mio. TEU auf 12,7 Mio. TEU.

Wegen der starken Zuwächse im Energiebereich nahm der Umschlag im Hafen Rostock um knapp 12 Prozent zu. Der größte deutsche Seehafen Hamburg hingegen verzeichnete einen Rückgang um 3,6 Prozent. In Bremerhaven gingen die Umschlagszahlen sogar um 8,4 Prozent zurück, in Wilhelmshaven um 6,1 Prozent. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich in den großen europäischen Nachbarhäfen Rotterdam und Antwerpen, wo der Seegüterumschlag im Vergleich zu 2022 um 6,1 bzw. 5,5 Prozent zurückging. Alle europäischen Seehäfen sind von den Krisen der letzten Jahre betroffen – Coronapandemie, Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, Energiekrise – sowie der insgesamt gedämpften Wirtschaftsentwicklung. Doch während in den europäischen Nachbarstaaten zielstrebig investiert wird, um die dortigen Seehäfen in Zeiten umfassender Transformationen zukunftssicher aufzustellen, wurden die deutschen Seehäfen in den letzten Jahren politisch vernachlässigt.

„Damit in den nächsten Jahren wieder Wachstumszahlen im Güterumschlag der deutschen Seehäfen verzeichnet werden können, braucht es massive Investitionen in die Seehäfen und deren Anbindungen an die Wirtschaftsräume in ganz Deutschland und die europäischen Nachbarstaaten“, betont Angela Titzrath, Präsidentin des ZDS.

Die deutschen Seehäfen sind das Rückgrat des deutschen Außenhandels, der für die Wirtschaft und damit die Menschen im Land von entscheidender Bedeutung ist. Gleichzeitig sind sie zentrale Infrastruktur für die Energiewende. Damit die Seehäfen diese Rolle erfüllen und im internationalen Wettbewerb bestehen können, müssen Bund und Länder in die Seehäfen und die gesamte damit in Verbindung stehende Verkehrsinfrastruktur investieren.

„Während die europäischen Nachbarstaaten die Zeichen der Zeit erkannt haben und ihre Seehäfen entsprechend aufstellen, fehlt es in Deutschland bisher anscheinend am politischen Willen, die notwendigen Maßnahmen anzugehen und mit ausreichend finanziellen Mittel und guter Ordnungspolitik zu hinterlegen“, ergänzt Angela Titzrath. „Wir hoffen, dass die Nationale Hafenstrategie, die in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll, den Weg weisen wird.“

Quelle: Zentralverbdand der deutschen Seehafenbetriebe, Foto: HHM/ Luftbild Schlick

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