Die erste Cluster Energie Strategie (CES) Rotterdam-Moerdijk hat sechs Schlüsselprojekte identifiziert, die als Katalysatoren für die Energiewende in der Region dienen und gleichzeitig für die Volkswirtschaft und die zukünftige Ertragskraft der Niederlande wichtig sind.
Eine Arbeitsgruppe, der Vertreter von Deltalinqs, der Provinz Südholland (Zuid-Holland), des Hafenbetriebs Moerdijk, von Stedin und des Hafenbetriebs Rotterdam (Vorsitz) angehörten, analysierte nicht nur die zukünftigen Energieströme und die Nachhaltigkeitspläne der Industrie, sondern befasste sich auch mit der Erhaltung und, wo möglich, der Stärkung der strategischen Position von Rotterdam-Moerdijk in Nordwesteuropa. Dies führte zu einer Auswahl von sechs Projekten.
Auch andere Industriecluster haben ihre Auswahl getroffen, zu denen noch in diesem Jahr Entscheidungen im Rahmen des Mehrjahresprogramms für Infrastruktur und Klima (Meerjarenprogramma Infrastructuur Energie en Klimaat – MIEK) getroffen werden sollen. Dabei handelt es sich vor allem um Projekte, die dringlich und von nationaler Bedeutung sind und zudem einen überzeugenden Nutzen und Bedarf aufweisen – sie sollen dann vorrangig entwickelt werden. Das nationale Programm Infrastruktur Nachhaltige Industrie (PIDI) wird im Endeffekt die Koordination des Ganzen übernehmen. Mit PIDI und MIEK übernimmt der niederländische Staat die Regie bei der Energiewende in den Niederlanden.
Eine zeitnah angelegte, auf das Energiesystem der Zukunft zugeschnittene Infrastruktur hat für Rotterdam-Moerdijk positive Effekte in petto, die von einer Energiewende im Sinne des Klimaabkommens bis hin zum Erhalt der für die Niederlande wichtigen internationalen Marktposition reichen. Im Umkehrschluss ist der verzögerte Bau von Infrastruktur katastrophal für die Region, die mit 385.000 Arbeitsplätzen als treibende Kraft für die Beschäftigung gilt und für einen wirtschaftlichen Wert von rund 45,5 Milliarden Euro (6,2 % des BIP) sorgt.
Die vorstehend genannten Projekte dienen der Versorgung mit Produkten und sauberen Energieträgern bei gleichzeitiger CO2-Ableitung. Dadurch wird die Industrie in den Niederlanden und im Ausland in der Lage sein, ihre Emissionen erheblich zu reduzieren. Insgesamt könnten die Auswirkungen der genannten Infrastrukturprojekte zu einer CO2-Senkung von 33 Millionen Tonnen pro Jahr führen.
Ein kurzer Überblick über die sechs Projekte
- Das erste Projekt beschäftigt sich mit der Einführung eines Wasserstoff-Backbone im Rotterdamer Hafen. Diese HyTransPort.RTM-Pipeline integriert die lokale Produktion, den Import großer Mengen Wasserstoff aus anderen Teilen der Welt sowie die Weiterleitung ins Hinterland. Nordwesteuropa wird in Zukunft einen erheblichen Bedarf an Wasserstoff haben, der nur durch Importe gedeckt werden kann. Die strategische Rolle, die Rotterdam derzeit in den überwiegend fossilen Energieströmen spielt, kann demnächst auch im neuen Energiesystem übernommen werden. Dieses Projekt wird von Gasunie und dem Hafenbetrieb Rotterdam entwickelt.
- Das zweite Projekt – mit dem Namen Delta Corridor – hat ebenfalls eine internationale Dimension, da es den Ausbau der Infrastruktur von Rotterdam über Moerdijk /Geertruidenberg nach Geleen und die Anbindung an Nordrhein-Westfalen betrifft. Ein neuer Pipeline-Korridor für Wasserstoff, CO2, Flüssiggas, Propylen und möglicherweise auch Gleichstrom und zirkuläre Rohstoffe wird Nachhaltigkeitsprojekte in Moerdijk, Chemelot und in Deutschland einfacher machen und dazu beitragen, dass Rotterdam seine Position als Energiedrehscheibe für Nordwesteuropa behält.
- Zusätzliche Stromanlandungen aus Offshore-Windparks (≥ 2 GW) und die Pläne der Netzbetreiber, die Verstärkung des Elektrizitätsnetzes umzusetzen, sind das dritte Projekt. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zur Bereitstellung von grünem Strom, zur Produktion von grünem Wasserstoff sowie als Basis für u. a. Landstrom und Elektrifizierung in der Prozessindustrie. Hierbei geht es auch um die Erweiterung der Kapazität in Übereinstimmung mit den Investitionsplänen der Netzbetreiber und den Visionsdokumenten „Ein Hafen voller neuer Energie“ (Een haven vol nieuwe energie) und dem E-Masterplan Moerdijk.
- Das vierte Projekt befasst sich mit Porthos, dem Bau einer Hauptinfrastruktur für den Transport von CO2 zu leeren Gasfeldern unter der Nordsee und die Unterwasserspeicherung in diesen. Porthos ist von entscheidender Bedeutung für die kurzfristige drastische Verringerung der Industrie-Emissionen.
- WarmtelinQ ist das nächste Projekt auf der Liste. Dieses Projekt von Gasunie und dem Hafenbetrieb Rotterdam sieht eine Transportpipeline für Wärme aus dem Rotterdamer Hafen zu Haushalten, Büros und Gewächshäusern in der Region Südholland (Zuid-Holland) vor. Hafenwärme kann hierbei Erdgas als Energieträger ersetzen, so dass die Energiewende in der bebauten Umgebung und im Unterglas-Gartenbau ermöglicht wird.
- Und zum Abschluss H-vision, das Projekt zur Entwicklung von Anlagen für die Produktion und den Transport von kohlenstoffarmem Wasserstoff, der insbesondere in der Industrie als Kraftstoff verwendet werden kann. H-vision plant drei Produktpipelines: für die Versorgung mit industriellen Restgasen, als Grundlage für die Produktion, für die Ableitung von CO2 und für den Transport des kohlenstoffarmen Wasserstoffs zu den Kunden.
Quelle und Foto: Port of Rotterdam