Situation der Binnenschiffer in den Seehäfen

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Das Bundesamt für Güterverkehr hat die Situation der Binnenschiffer in den deutschen Seehäfen und den ZARA-Häfen näher untersucht. Danach sind Binnenschiffe vor allem bei Containerumschlägen in Rotterdam und Antwerpen von Wartezeiten bis zu 60 Stunden betroffen.

Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hat im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums die Situation der Binnenschiffer in den deutschen Seehäfen Hamburg und Bremen/Bremerhaven und den sogenannten ZARA-Häfen (Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) näher untersucht. Im Fokus des Marktbeobachtungsberichts standen Wartezeiten an den Seehafen-terminals und deren Ursachen sowie Maßnahmen zur verbesserten Koordinierung der Hafenabläufe.

Nach Erkenntnissen des BAG aus Marktgesprächen sind Binnenschiffe vor allem bei Containerumschlägen in Rotterdam und Antwerpen häufig von längeren Wartezeiten betroffen. Diese erreichten im Jahr 2019 in Rotterdam zeitweise bis zu 60 Stunden. Dagegen stellte sich die Situation in den norddeutschen Containerhäfen aufgrund der geringeren Containerumschläge zwischen See- und Binnenschiffen vergleichsweise entspannt dar.

Ein maßgeblicher Einflussfaktor für die Verzögerungen bei der Containerabfertigung sind dem BAG zufolge die begrenzten Terminal- und Umschlagkapazitäten. So verfügen die Häfen Antwerpen und Rotterdam über wenige Binnenkais, die speziell mit Kränen nur für Binnenschiffe ausgestattet sind. Überwiegend werden Binnen-, See- und Feederschiffe aber an denselben Kaikanten geladen und gelöscht. Wenn mehrere große Seeschiffe gleichzeitig abgefertigt werden müssen, kommt es zu Spitzenbelastungen an den Terminals. See- und Feederschiffe würden aufgrund höherer Betriebskosten im Allgemeinen vorrangig vor Binnenschiffen abgefertigt, was sich zulasten der Binnenschifffahrt auswirkt.

Verzögerungen an einem Containerterminal können schnell einen Dominoeffekt bewirken, da Binnenschiffe während ihres Aufenthalts typischerweise mehrere Containerterminals zur Be- und Entladung ansteuern. Im Zeitraum von Mitte Juli bis Anfang November 2019 wurden beispielsweise im Hafen Rotterdam pro Schiffsbesuch durchschnittlich 6,0 bis 7,6 Terminals an-gelaufen. Dies erschwert zugleich die Suche nach geeigneten Liegeplätzen im Hafen.

Zur Entlastung der Seehäfen und zur Verbesserung der landseitigen Zu- und Ablaufverkehre gewinnen Hinterland-Hubs nach Aussage des BAG zunehmend an Bedeutung. Genannt wird hier der Duisburger Hafen, der für die ARA-Häfen, insbesondere Rotterdam, diese Funktion seit Jahren erfülle.

Beiträge zur Verbesserung der Abläufe sollen auch die Digitalisierung von Logistikketten sowie die Implementierung und Weiterentwicklung von digitalen Zulauf- und Liegeplatzmanagementsystemen speziell für Binnenschiffe leisten, die bislang jedoch nicht in allen Häfen implementiert sind. Rotterdam verfügt dem BAG-Bericht zufolge bereits über ein digitales Liegeplatzinformationssystem für Binnenschiffe und entwickelt eine IT-Plattform zur integralen Planung der Container-Binnenschifffahrt.

Im Gegensatz zu Containerbeförderungen treten bei Massenguttransporten mit dem Binnen-schiff in der Regel keine Verzögerungen bei den Be- und Entladeprozessen in den Seehäfen auf. So müssen Binnenschiffe mit derartiger Ladung in den Seehäfen in der Regel nur ein Terminal anfahren. Zudem ist die Ware häufig nur für einen Endkunden bestimmt.

Der vollständige Bericht steht kostenlos im Internet unter www.bag.bund.de zur Verfügung.

Quelle: DSLV Bundesverband Spedition und Logistik e. V., Foto: HHM/ Thomas Wägener

 

 

 

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