Wettbewerbsfähig durch Kooperation

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Unterelbe Presse

Wettbewerbsdruck, infrastruktureller Ausbaubedarf und die Frage nach alternativen Energielösungen für Transport und Industrie – die Herausforderungen der Häfen entlang der Unterelbe sind vielseitig und erstrecken sich über die Grenzen der Bundesländer. Wie diese über die Hafenkooperation an der Unterelbe bewältigt werden können und wie der gemeinsame Wirtschaftsraum attraktiv gestaltet und gesichert werden kann, waren die Themen des Informationsabends im Elbehafen Brunsbüttel.

Rund 100 Gäste folgten der Einladung der Brunsbüttel Ports GmbH und Hafen Hamburg Marketing e.V. zum gemeinsamen Hafenabend. Die Veranstalter informierten über aktuelle Aktivitäten an der Unterelbe und über die Weiterentwicklung der Hafenkooperation in dieser Region. Hauptaugenmerk lag auf der Verkehrsachse zwischen Hamburg und Brunsbüttel, ihrer Stärkung und der Förderung der Verkehrsträger Bahn und insbesondere Binnenschiff zur Entlastung der strapazierten Straßentransporte. Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing, eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung der partnerschaftlichen Aktivitäten über die Kooperation Elbe Seaports generell und die zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein im Speziellen.

In der von Melanie Graf, charakter PR, moderierten Podiumsdiskussion bestätigte Andreas Rieckhof, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Hansestadt Hamburg: „Die Brunsbütteler Häfen gehören genauso wie die weiteren Häfen der Unterelbe zur Metropolregion Hamburg. Diese Tatsache ist gerade im internationalen Umfeld von hoher Relevanz. Natürlich ist der Hamburger Hafen ein Universalhafen, aber in Ergänzung mit den Stärken der kooperierenden Hafenstandorte gewinnt „universal“ eine neue Bedeutung.“ Neben einem breiten Umschlagangebot prägt die vorhandene Infrastruktur die Unterelberegion. Ob Straße, Schiene oder Wasser – es besteht Handlungsbedarf. Aufgrund der zu erwartenden Verkehrssituation rund um Hamburg im Zuge der Bauarbeiten auf der A7 in den kommenden Jahren, sind alternative Transportlösungen mehr denn je gefragt.

Der stellvertretende Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein, Kurt-Christoph von Knobelsdorff, konkretisierte: „Der Wettbewerb findet in Europa statt, die Kunden sind international, deswegen müssen die norddeutschen Häfen sich als eine Einheit positionieren.“ In seiner Funktion als Brunsbüttel-Koordinator der Landesregierung unterstrich er die Bedeutung des Hafen- und Industriestandortes als Drehscheibe für die Schleswig-Holsteinische Industrie. Dessen trimodale Ausrichtung und das Handling jeder Art von Gütern seien entscheidende Kriterien für weitere Ansiedlungen und für die Abwicklung der wachsenden Verkehrsströme. Große Chancen lägen für Brunsbüttel darüber hinaus in den Themen Flüssiggas (LNG) und Energiewende.

Die Diskussionsteilnehmer waren sich darüber einig, dass der Erfolg der Verkehrsträger Bahn und Schiff maßgeblich von der Auslastung und den damit verbundenen Preisen abhängt. Aktuell bietet noch der Lkw vor dem Hintergrund der derzeitigen Dieselpreise auf der Vergleichsstrecke Hamburg – Brunsbüttel attraktivere Frachtraten. Perspektivisch jedoch seien sowohl Transporte per Binnenschiff als auch per Bahn wirtschaftlich und konkurrenzfähig und vor allem ökologischer. „Die Potenziale des Binnenschiffes sind noch nicht ausgeschöpft. Die Gütermengen werden steigen, die Straßen erreichen ihre Kapazitätsgrenzen, deshalb arbeiten wir zurzeit an der Aufnahme eines Binnenschiff-Shuttles für Container an der Unterelbe. Ausgehend von Brunsbüttel können wir hierdie Verkehrsträger Schiene und Binnenschiff optimal miteinander verknüpfen“, erklärt Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports GmbH. Stefan Kunze, Leiter der Hafen Hamburg Marketing Repräsentanz Dresden und Vorsitzender der Elbe Allianz ergänzt: „Bereits heute sind die Häfen der Unterelbe gut über das Binnenschiff mit dem Hamburger Hafen verbunden. Das wird durch die Entwicklung im letzten Halbjahr unterstrichen. In diesem Zeitraum stieg die transportierte Gütermenge zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein um rund 35 Prozent. Potenziale sehen wir im Bereich Containerverkehre sowie beim Transport in das Binnenland. Voraussetzung ist eine Verbesserung der Infrastruktur, wie z.B. der Elbe oberhalb von Lauenburg und der Neubau der Schleuse Lüneburg. Dadurch würde der Einsatz leistungsfähigerer Binnenschiffe möglich werden.“

Weiterhin sieht Frank Schnabel auch den Modernisierungsbedarf für die norddeutsche Schieneninfrastruktur. So ist der Hafen Brunsbüttel mit dem größten zusammenhängenden Industriegebiet Schleswig-Holsteins bisher nur eingleisig angebunden und nicht mit elektrischer Traktion erreichbar. Bernhard Schmid, Hafenbeauftragter der DB Netz AG, sieht zwischen der Bahn und dem Binnenschiff keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle Ergänzung zum Verkehrsträger Straße. „Wirtschaftlich attraktiv wird der Bahntransport in der Regel über eine Strecke von mehr als 300 km, also wenn es sich um Verkehre über Hamburg hinaus ins deutsche Hinterland handelt“, so Schmid.

Abschließend gelte es, die vorhandenen Herausforderungen in Chancen umzuwandeln und die Potenziale des gemeinsamen Wirtschaftsraums zu heben. Damit verweist Frank Schnabel auf die Energiepolitik und den Treibstoffbedarf in Schifffahrt und Industrie: „Der Industriestandort verzeichnet eine hohe Nachfrage nach einer dauerhaft gesicherten Energieversorgung. LNG stellt dabei eine echte Alternative zum regulären Pipelinegas dar. Es ist darüber hinaus eine Lösung für die Bebunkerung von Schiffen sowie zusätzlich eine Möglichkeit, die Gasbezugsquellen der Bundesrepublik weiter zu diversifizieren. Von der Errichtung eines LNG-Importterminals an diesem Standort würde somit die gesamte Region profitieren.“ Die Trimodalität spielt in diesem Szenario genauso wie bei anderen Industrieansiedlungen eine wichtige Rolle; sie sichert die Erreichbarkeit des Unterelberaums und die erfolgreiche universale Ausrichtung.

Einen Wunsch äußert Schnabel noch: „Absehbar sollte sich der Unterelberaum unter der Dachmarke „Ports of Hamburg“ vermarkten. Damit hätten wir international eine noch bessere und deutlichere Wahrnehmung.“

Quelle und Foto: Brunsbüttel Ports GmbH

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