WPCAP-Häfen treffen Klimavereinbarungen

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Am World Ports Climate Action Program (WPCAP) teilnehmende Häfen haben mit neuen Schritten ihren Einsatz bestätigt, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Am 11. Juni 2020 trafen sich die CEO der elf WPCAP-Mitgliedshäfen zu einer Online-Konferenz, um eine Vielzahl von Vorschlägen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung und zur Verbesserung der Luftqualität zu diskutieren. Die CEO trafen eine Reihe von Vereinbarungen auf der Grundlage der Arbeit, die in den letzten sechs Monaten von Arbeitsgruppen zu den Themen Effizienz, Power-to-Ship, erneuerbare Brennstoffe, Lager- und Umschlaggeräte und strategische Maßnahmen vorbereitet worden war.

Das WPCAP wurde auf Initiative des Hafenbetriebs Rotterdam im September 2018 während einer globalen Klimakonferenz in San Francisco gegründet. Weitere Häfen, die sich dem Netzwerk angeschlossen haben, sind: Long Beach, Los Angeles, New York / New Jersey, Vancouver, Antwerpen, Barcelona, Göteborg, Hamburg, HAROPA port Le Havre und Yokohama. Ursprünglich war für Juni dieses Jahres eine breit angelegte Konferenz geplant. Wegen des Coronavirus wurde die Veranstaltung auf eine Online-Sitzung umgestellt, an der nur Delegierte aus den Häfen teilnahmen.

Als roter Faden im WPCAP-Ansatz gilt das Ziel, Koalitionen zwischen Häfen für bestimmte Projekte zu bilden und auch Reedereien, Terminals und Energieversorger einzubeziehen, um die Kooperation in der gesamten Logistikkette zu fördern. Ein weiteres wiederkehrendes WPCAP-Thema ist der Wunsch der Häfen, selbst die Regie in Sachen Zukunft zu führen, anstatt reaktiv auf neue Gesetze und Regelungen zu warten. Die Zusammenarbeit zwischen führenden internationalen Häfen stellt zudem eine kritische Masse dar, um Veränderungen erfolgreich umzusetzen.

Die fünf Klimavereinbarungen, die von den CEO der WPCAP getroffen wurden:

  • In Sachen Effizienz stehen Häfen, Terminals und Schifffahrt vor enormen Herausforderungen. Die Kooperation zwischen diesen Geschäftsparteien ist jedoch begrenzt. Viel kann unter anderem durch eine Optimierung der Geschwindigkeit (Just-in-time-Fahren) und eine bessere Planung im Hinblick auf die Routen und Aufenthaltszeiten in den Häfen gewonnen werden. Dieser erfordert jedoch, dass die Geschäftsparteien ihre Kräfte bündeln und Daten austauschen. Die CEO haben sich jetzt darauf geeinigt, dass sich das WPCAP der IMO Global Industry Alliance für dieses spezielle Thema angliedern wird, um einen guten Überblick über die Möglichkeiten der Emissionsreduzierung zu erhalten. Zudem werden das WPCAP und die IMO einen gemeinsamen „Fahrplan“ entwickeln, wie Schifffahrt und Häfen in puncto Emissionssenkung besser zusammenarbeiten können.
  • Power-to-ship bietet gute Möglichkeiten zur Verbesserung der Luftqualität sowie Klimagewinne durch Emissionsreduktionen zu verbuchen. Schließlich können Schiffe ihre eigene Energieerzeugung abschalten und stattdessen die Hafeninfrastruktur für – vorzugsweise – Ökostrom nutzen. Dies sorgt zudem für eine Senkung der Lärmemissionen. Power-to-ship wird konkrete Auswirkungen haben, wenn mehrere Häfen dieses System einführen. Deshalb ist es wichtig, dass nicht nur Häfen, sondern auch Terminals, Reedereien, Netz- und Energieunternehmen zusammenarbeiten, um den Ausbau und eine kritische Masse zu erreichen. Wenn Power-to-Ship in größerem Umfang angeboten wird, wird dies schließlich alle am Netzwerk beteiligten Parteien ermutigen, in diese Anlagen zu investieren. Die CEO des WPCAP haben einstimmig drei Power-to-ship-Koalitionen in den Bereichen flüssige Massengüter (Tanker), Container und Kreuzfahrt beschlossen. Die zuständige Arbeitsgruppe wird innerhalb von drei Monaten konkrete Vorschläge ausarbeiten und Anfang des Jahres 2021 Investitionspläne aufstellen.
  • Der dritte Beschluss betrifft alternative Energieträger; das ist ein komplexer Bereich, da sich der Treibstoff der Zukunft im Schifffahrtssektor noch nicht herauskristallisiert hat. Die CEO des WPCAP vereinbarten, im Jahr 2021 Pilotprojekte mit alternativen Energieträgern in ihren Häfen zu ermöglichen. Dabei können Erfahrungen im Bereich LNG bei der Einführung kohlenstoffarmer oder kohlenstofffreier Energieträger gut genutzt werden.
  • Nachhaltige Lager- und Umschlaggeräte, wie beispielsweise Containerkräne und so genannte Portalhubwagen, sind ebenfalls im Blickfeld des WPCAP. In Anbetracht der zu diesem Thema nur begrenzt vorhandenen Informationen und der eingeschränkten Verfügbarkeit der betreffenden Produkte auf dem Markt beschloss das WPCAP, die Arbeitsbeziehungen zu den Terminalbetreibern in den beteiligten Häfen zu intensivieren. Ziel ist es, Demonstrationsmodelle für neue Geräte einzuführen und gleichzeitig eine Datenbank darüber zu erstellen, damit vorhandene Informationen besser ausgetauscht werden können. Es wurde nachdrücklich dafür plädiert, die Beteiligung von Terminalbetreibern an WPCAP-Aktionen beträchtlich zu steigern.
  • Letzteres betraf das Thema der strategischen Maßnahmen. Zur Stimulierung von Emissionssenkungen in der maritimen Industrie setzen viele Häfen auf der ganzen Welt Instrumente wie Nachlasssysteme, Preisstrategie und Verordnungen ein. Die CEO kamen zu dem Schluss, dass ein koordiniertes Vorgehen diese Instrumente viel effizienter, effektiver und transparenter machen könnte. Die CEOs kamen überein, die diesbezüglich erforderlichen Maßnahmen, unter Berücksichtigung des Wettbewerbsrechts, einzuleiten.

Jens Meier, CEO des Hamburger Hafens, unterstrich am Ende der Sitzung, dass das WPCAP, infolge der COVID-19-Situation, nicht an Dynamik verloren hat. Eugene Seroka, Direktor des Hafens von Los Angeles, schlug vor, die Zahl der Sitzungen auf zwei pro Jahr zu erhöhen, „um den Druck aufrechtzuerhalten“. Das wurde einstimmig angenommen.
Allard Castelein, CEO des Hafenbetriebs Rotterdam und Gastgeber der Online-Konferenz, dankte allen Hafenrepräsentanten für ihre „breite Unterstützung und ihr großes Engagement, auch weiterhin als Hafengemeinschaft einen entscheidenden Beitrag zu leisten und wichtige Themen selbst in die Hand zu nehmen.“

Castelein bot an, die Koordination des WPCAP weiterzuführen. „Ich bin mehr als zufrieden damit, wo wir mit dem WPCAP derzeit stehen. Zur Erzielung weiterer Fortschritte bei der Bekämpfung des Klimawandels und beim Aufbau einer neuen nachhaltigen Weltwirtschaft sind breite Koalitionen erforderlich. Ich bin froh, dass wir eine gemeinsame Zielsetzung haben, um wirklich von großer Bedeutung zu sein – und das geht weit über gute Absichten hinaus.“

Quelle und Foto: Port of Rotterdam

 

 

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