ZKR: Entwicklung 2017 uneinheitlich

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Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt ZKR hat ihren Marktbericht „Market Insight Europäische Binnenschifffahrt“ heraus gegeben.

Die wirtschaftliche Situation der europäischen Binnenschifffahrt für das erste Halbjahr 2016 spiegelt den ökonomischen Kontext der Eurozone wider: eine positive Entwicklung aufgrund aufgrund des innergemeinschaftlichen Handels und eine negative Auswirkung wegen einer global rückläufigen Entwicklung der Weltwirtschaft. Das voraussichtliche Wirtschaftswachstum für 2017 liegt bei 1 bis 2 Prozent.

Auf die Rheinanliegerstaaten entfällt mit 84 Prozent des europäischen Binnenschifffahrtsverkehrs weiterhin der Löwenanteil der Beförderung auf europäischen Binnenwasserstraßen, der Anteil der Donauanliegerstaaten liegt dem gegenüber bei 15 Prozent. Die Beförderungsleistung der europäischen Binnenschifffahrt, die für gewöhnlich mit dem industriellen Wachstum in Europa korreliert ist, weicht aufgrund einer außerordentlichen Phase niedriger Wasserstände in der zweiten Jahreshälfte 2015 von dieser Beobachtung ab. Insbesondere in Deutschland wirkte sich die Niedrigwasserphase nachteilig auf die Nachfrage aus. Nach dieser Phase, die das Jahresende 2015 kennzeichnete, nahm das Verkehrsaufkommen auf dem Rhein im ersten Halbjahr 2016 wieder zu und erreichte fast wieder die Werte aus dem ersten Halbjahr des Vorjahres. Im ersten Halbjahr 2016 lag das Beförderungsaufkommen auf dem Rhein um 2,1 Prozent unter dem ersten Halbjahr 2015.

Auf der Donau war die Situation im ersten Halbjahr 2016 schwierig, da in diesem Zeitraum wegen der schlechten Ernten und der rückläufigen Beförderung von Getreide und landwirtschaftlichen Erzeugnissen das Beförderungsaufkommen auf dem Mittellauf der Donau auf bis zu 31 Prozent des Vorjahresaufkommens zurückging. Bei anderen Gütern war hingegen eine erhebliche Zunahme der Beförderung auf der Donau festzustellen, beispielsweise bei Metall und Erdölerzeugnissen.

Die Wiederbelebung der Rheinschifffahrtsbeförderung ging in maßgeblichen Marktsegmenten (Trockengüter, Flüssiggüter, Container) unterschiedlich schnell vonstatten. Die Containerbeförderung ist nach der Niedrigwasserphase zum Jahresende 2015 wieder deutlich um 20 Prozent angestiegen und hat im zweiten Quartal 2016 mit knapp 4 Milliarden TKM europäisches Rekordniveau erreicht. Die Beförderung von Trockengütern ist im ersten Halbjahr 2016 gestiegen, hat das Niveau des ersten Halbjahres 2015 allerdings nicht ganz erreicht, wohingegen bei den Flüssiggütern, die mit dynamischeren Industriezweigen und dem geringen Ölpreis verknüpft sind, die Transportleistung bereits jetzt höher liegt als 2015.

Bei Erzen und Metall konzentrieren sich zwar nach wie vor zwei Drittel der Beförderungen auf den Rhein, die Mosel und die Saar, gleichzeitig ist dieser Markt aber aufgrund des starken Wettbewerbs im Eisen und Metallsektor auf dem Weltmarkt von Stagnation gekennzeichnet.

Von den Rheinanliegerstaaten haben im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem ersten Halbjahr 2015 die Niederlande das umfangreichste Wachstum zu verzeichnen, das insbesondere auf die Beförderung von Containern und Flüssiggütern zurückgeht.

Auf lange Sicht sind strukturelle Veränderungen abzusehen, einerseits bedingt durch den steigenden Anteil des Containerverkehrs in der europäischen Binnenschifffahrt und andererseits aufgrund der Notwendigkeit den neuen Anforderungen europäischer Energiepolitik hinsichtlich Kohle- und Erdölerzeugnissen Rechnung zu tragen. Nachdem in Bezug auf die Wasserführung wieder normale Verhältnisse herrschen, sind die Beförderungspreise im ersten Halbjahr 2016 rückläufig und auf ein Niveau gesunken, das unter dem Niveau des ersten Halbjahrs 2015 liegt. Obwohl in den Niederlanden die Verkehrszahlen stiegen, waren hier im ersten Halbjahr 2016 rückläufige Umsätze festzustellen.

Die Geschäftstätigkeit in den Binnenhäfen zeigt im ersten Halbjahr ein uneinheitliches Bild. Einerseits war in vielen Häfen am Rhein und an der Donau das Verkehrsaufkommen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 rückläufig, gleichzeitig stieg in diesem Zeitraum in Duisburg, dem wichtigsten Binnenhafen hinsichtlich Gütertransport, das Volumen Binnenschifftransports um knapp 3 Prozent.

Für die Zukunft malen die Experten ein verhaltenes Bild: Die schlechten Ernten 2016 in Westeuropa werden die Binnenschifffahrt zum Jahresende 2016 und Jahresbeginn 2017 weiterhin negativ beeinflussen. Im Donauraum wurden 2016 im Vergleich zu 2015 hingegen gute Ernteergebnisse erzielt, die sich auf die Beförderung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf der Donau und damit auf die Binnenschifffahrt positiv auswirken dürften.

Die Aussichten für den Stahlbereich haben sich aufgrund der neuen Perspektiven für die Stahlproduktion in Deutschland infolge der erwarteten Stabilisierung der Stahlindustrie von rückläufig zu stagnierend geändert.

Die Aussichten für Kohletransporte sind aufgrund der anhaltenden Zuwächse bei den erneuerbaren Energien weiterhin schwach. AGEB geht von einem Rückgang des Kohleverbrauchs im deutschen Energiesektor aus (-4,4% in den ersten neun Monaten 2016 gegenüber dem Vorjahr).

Die Aussichten für die Tankschifffahrt sind ungewisser. Die Beförderung von Mineralölprodukten dürfte aufgrund der jüngst getroffenen OPECVereinbarung künftig weniger von niedrigen Ölpreisen und hohen Gewinnspannen im Raffineriesektor profitieren.

Die glatte Komponente der auf Daten aus 81 Weltcontainerhäfen basierende RWI/ISL-Containerumschlag-Index tendiert im zweiten Halbjahr 2016 aufgrund der positiven Aussichten für den Containertransport weiter nach oben. Dieser Index ist ein Frühindikator für den Welthandel und die Seecontainerschifffahrt.

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