Staatssekretärin Birgit Honé hat die niedersächsische Landesregierung über den Abschluss der Verhandlungen zum „Masterplan Ems 2050″ informiert.
Die Verhandlungen waren Mitte Juli begonnen und jetzt erfolgreich zu Ende geführt worden. Beteiligt waren Verantwortliche aus der Stadt Emden, den Landkreisen Emsland und Leer, der Meyer Werft, dem World Wide Fund for Nature Deutschland (WWF), Bund für Umwelt und Naturschutz Niedersachsen e.V. (BUND), dem Naturschutzbund Niedersachsen e.V. (NABU), der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, der Staatskanzlei sowie aus dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium. Alle Beteiligten hatten in Hannover eine Abschlusserklärung und – bis auf zwei kommunale Vertreter – auch den eigentlichen Vertrag zum Masterplan unterzeichnet. Vor der Ableistung der letzten noch fehlenden Unterschriften werden nun umgehend die kommunalen Gremien befasst.
Ziel der Verhandlungen sei es gewesen, so Birgit Honé, dass alle Vertragsparteien Verantwortung für die Emsregion übernehmen, die eine hohe Bedeutung als Natur-, Wirtschafts- und Lebensraum hat. Mit den jetzt geplanten Maßnahmen soll der ökologische Zustand der Ems nachhaltig verbessert und die Ems gleichzeitig als leistungsfähige Bundeswasserstraße erhalten werden. Ein wichtiges Anliegen war auch die langfristige Sicherung der regionalen Wirtschaftsstruktur, insbesondere Arbeitsplätze in der Meyer Werft und in ihrem Umfeld. Von daher sei der Masterplan ein „Meilenstein“, dem aber weitere – vor allem bei der Umsetzung – folgen müssten, sagte Honé.
Die Vereinbarung hätte allen Seiten Kompromissbereitschaft und Zugeständnisse abgefordert, erklärte die in der Landesregierung für die Regionalentwicklung verantwortliche Staatssekretärin bei der Vorstellung des Masterplans in Hannover. Mit dem jetzt verhandelten Vertragstext sei es aber gelungen, detaillierte Regelungen über die Zusammenarbeit der Vertragsparteien, einen gemeinsamen Fahrplan und eine Reihe von konkret umzusetzenden Maßnahmen zu vereinbaren. Bei einer Laufzeit von insgesamt 35 Jahren sei nachvollziehbar, dass die geeigneten und erforderlichen Maßnahmen erst nach und nach präzisiert werden. Monitoring und Evaluation seien daher wichtige Bausteine des Vertrages.
Ein Lenkungskreis Ems, eine Geschäftsstelle und mehrere Arbeitskreise sollen die Umsetzung des Masterplans begleiten; alle Maßnahmen sollen bis 2050 abgeschlossen werden.
Das Land Niedersachsen will mit diesem Vertragswerk der Europäischen Kommission gegenüber deutlich machen, dass nunmehr alle regionalen Akteure der Emsregion einschließlich Bund und Land in der Lage sind, einen seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt um die – nun als gleichwertig anerkannten – ökologischen und ökonomischen Interessen in Einklang gebracht werden konnten. Die europäischen Vorgaben der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG), der Vogelschutz-Richtlinie (2009/147/EG), der Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) und der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (2008/56/EG) sollen mit der Umsetzung dieses Vertrages erfüllt werden. Ziel ist es damit auch, ein drohendes Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland abzuwenden.
Der Lenkungskreis des Masterplans Ems 2050 hat einen Tag später in Hannover mit einstimmigen Beschlüssen die Umsetzung mehrerer Ziele des im März 2015 geschlossenen Vertrags eingeleitet. Es wurden einige Planungsaufträge erteilt: Sie zielen auf die Zulassung von Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität der Ems, zur Sicherung der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region und zur Wiederherstellung natürlicher Lebensräume am Fluss ab. Zuvor war die Machbarkeit dieser Maßnahmen in einigen vom Lenkungskreis beauftragten Studien belegt worden.
Konkret geht es bei den Maßnahmen um
- eine „Flexible Tidesteuerung“ mit den Toren des Emssperrwerks, die die Verschlickung des Flusses reduzieren soll,
- die Herstellung von Überführungssicherheit für Neubauten der Meyer Werft ab 2019 durch die Einleitung eines weiteren Planfeststellungsverfahrens und
- den Bau eines Tidepolders in Coldemüntje (Gemeinde Westoverledingen) zur Wiederherstellung von Tier- und Pflanzenlebensräumen direkt am Fluss.
Die Zusammenarbeit der Vertragspartner im Lenkungskreis trage damit erste Früchte, sagte Staatssekretärin Birgit Honé. Das Engagement der Bundeswasserstraßenverwaltung und des NLWKN für die jetzt gefundene Lösung sei bemerkenswert und verleihe dem gesamten Masterplan-Prozess Energie und Schwung, sagte Honé. Man betrete hier zwar Neuland, sei aber nach den Einschätzungen aller Experten davon überzeugt, mit der jetzt beabsichtigten Lösung zu sichtbaren Erfolgen zu kommen. Zukunftsweisende Ziele seien die ökologische Sanierung der Ems bei gleichzeitiger Sicherung der ökonomischen Infrastruktur der Ems-Region. Das Land und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes werden unabhängig von der im Verfahren vorgesehenen Beteiligung zeitnah Gespräche mit der regionalen Wirtschaft führen.
Quelle: Pressestelle der Niedersächsischen Landesregierung