Mit sechzig Start-Up-Unternehmen ist die Kapazität von RDM nun ausgeschöpft. Aber Start-Ups werden groß und benötigen mittelfristig mehr Raum. Aus diesem Grunde arbeitet der Hafenbetrieb Rotterdam an der Entwicklung von M4Havens, gelegen gegenüber dem RDM-Gelände. Dort können demnächst die Scale-Ups ihre Zelte aufschlagen. CEO Allard Castelein erläutert: „Dann steht uns mehr als genug Raum und Energie für Innovationen zur Verfügung.“
Vor langer Zeit haftete dem RDM-Gelände etwas Geheimnisvolles an. Es wurden dort Unterseeboote gebaut, die logischerweise im Verborgenen bleiben mussten. „Und das muss man sich jetzt mal ansehen… Vor zehn Jahren haben wir das Gelände zu Innovationszwecken eingerichtet“, erzählt Allard Castelein vom Hafenbetrieb Rotterdam in seiner Eröffnungsrede anlässlich des Future Flux Festivals. „Was der Grund dafür war? Weil nicht der Stärkste oder Intelligenteste überlebt, sondern derjenige, der sich am besten an seine Umgebung anpasst. Und diese Umgebung ist im Wandel. Wir stehen von zwei wichtigen Veränderungen: Das ist zum einen die Digitalisierung und zum anderen die Energiewende.
Vor zehn Jahren begann das Innovationsökosystem mit einem einzigen Start-Up. „Jetzt sind wir mit 60 Start-Ups ausgebucht. Deshalb werden wir auf der anderen Seite des Flusses – auf dem Gelände von M4Havens – noch weitere Räumlichkeiten zu Innovationszwecken schaffen“, verkündet Castelein. Dabei soll RDM weiterhin die Heimat für die Start-Ups bleiben – und zwar von der Idee bis zum Prototyp – und soll M4Havens der neue Standort für die Scale-Ups werden. Betriebe, die der Start-Up-Phase entwachsen sind, finden dort ein Gelände, wo Wohnen, Arbeiten und (Er)Schaffen kombiniert werden können. „Wir verfügen über mehr als genug Raum und Energie, so dass wir mehr Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Ideen unterstützen können.“
RDM ist ebenfalls für die Hogeschool Rotterdam ein wichtiges Gelände, sagt der Vorsitzende des Verwaltungsrates Ron Bormans. „Wir müssen jetzt Studenten für eine Zukunft ausbilden, die wir nicht kennen. Das tun wir in erster Linie dadurch, dass wir ihnen alles über die Vergangenheit und die Gegenwart erzählen. Darüber hinaus gilt: ‚If you don‘t know the future, join the future‘. An diesem Standort wird die Zukunft erschaffen. Wir sind stolz darauf, daran teilnehmen zu dürfen.“
Bart Kuipers, Hafenökonom der Erasmus Universiteit Rotterdam, lobt das Ökosystem, das bei RDM entstanden ist. „Der gesamte Hafen ist ein Ökosystem, das sich wiederum aus kleineren Ökosystemen zusammensetzt. Das Innovationsökosystem ist ein gutes Beispiel dafür. Innovation ist erforderlich, um zu gewährleisten, dass Rotterdam auch in zehn Jahren noch stets der Hafen mit der höchsten Relevanz ist“, äußert sich Kuipers, der auf die zunehmende Größe von Containerschiffen hinweist. Dieses Wachstum führt zu Verstopfung im Hafen. „Innovation ist somit erforderlich, damit die sich daraus ergebenden Probleme gelöst werden können. Meine bevorzugte Innovation ist Pronto – das Tool, das die Ankunftszeiten von Schiffen vorhersagt.“
Einer der einfallsreichsten Innovatoren ist André Schiele, Professor an der TU Delft. Nach mehreren Innovationsprojekten mit Robotertechnologie im Weltraum arbeitet er nun an Projekten, die einen direkteren Einfluss auf die Gesellschaft haben. Ein Beispiel dafür ist eine Technologie, die Wellenbewegungen kompensiert. „Wir haben sie für die Offshore-Industrie entwickelt, können sie aber auch für den Bau von Offshore-Windparks nutzen“, erklärt Schiele, der dem Hafenbetrieb Rotterdam für die Einrichtungen in Rotterdam dankt.
Wie RDM in zehn Jahren aussehen wird? „Genauso und doch ganz anders“, lautet die Antwort von Castelein. „Das Ganze bleibt ein Innovationsökosystem mit derselben Atmosphäre und derselben Energie. Aber dann wohl mit anderen Innovationen auf der Grundlage anderer Technologien. Start-Ups, die erfolgreich den nächsten Schritt machen können, werden zu gegebener Zeit dieses Gelände verlassen müssen. Für sie schaffen wir mit der Entwicklung von M4Havens Raum.“
Quelle und Foto: Port of Rotterdam, Allard Castelein, CEO der Hafenbetrieb Rotterdam, während der Rede bei der Feier 10 Jahre RDM.